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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Bevor man sich noch umgesehen hatte, war es Neujahr geworden. Da wurde es besonders lebhaft, wegen der zwei Geburtstage, die gefeiert wurden: am Altjahrsabend hatte Sonja Geburtstag, am Neujahrstag Senta.
    „Denkst du, wir sind das einzige Zwillingspaar auf der Welt, das in verschiedenen Jahren geboren ist?“ lachte Senta. „Sonja fünf vor zwölf in der Neujahrsnacht und ich zehn Minuten später. Wenn du wüßtest, wieviel Durcheinander dadurch später entstanden ist. Als wir eingeschult wurden, hätte nicht viel gefehlt und sie hätten mich nicht zugelassen. Ich sei ein Jahr zu jung, während Sonja das richtige Alter hatte.“
    „Ja“, lachte der Vater, „und wenn sie sich früher zankten, steckte Sonja immer die Stupsnase in die Luft und sagte: ,Du mußt tun, was ich dir sage. Vergiß nicht, ich bin ein Jahr älter als du.’“
    Mit dem zweiten Januar machte der Alltag wieder sein Recht geltend. Bernt ging daran, den ganzen Berg Krankenscheine für seinen Vater abzuarbeiten. Sonja mußte schweren Herzens packen. Ihr Dampfer ging am vierten Januar, und die Eltern waren in dieser Hinsicht unerbittlich: Sie sollte das eine Jahr in England zu Ende machen, einmal mußten die Zwillinge lernen, getrennt zu sein.
    Einen Tag nach Sonjas Abreise saßen Beate, Katrin und Senta im Wohnzimmer und erholten sich von den Pflichten des Tages. Bernt saß im Arbeitszimmer mit seinem Vater zusammen, und die beiden Kleinen schliefen schon.
    „Was das neue Jahr uns wohl bringen mag, es ist richtig spannend“, sagte Beate philosophisch. „Um die Neujahrszeit bekomme ich immer Anfälle von Selbstbesinnung“, fügte sie hinzu.
    Katrin lächelte. „Ich kann mir nichts Besseres wünschen, als daß das neue Jahr genauso wird wie das alte“, sagte sie leise. „Ich habe es nie so gut gehabt wie im letzten halben Jahr. Mir ist eingefallen, daß ich am Altjahrsabend gar nicht ordentlich dafür gedankt habe, da war hier so ein Leben und Treiben. Aber ich tue es jetzt. Ihr seid wirklich alle phantastisch zu mir gewesen, und ich habe in meinem ganzen bisherigen Leben nicht so viel gelernt wie bei euch in dieser kurzen Zeit.“
    Beate lachte. „Hast du dieses Gefühl auch? Genauso empfand ich es auch als ich mein erstes Neujahr hier im Hause feierte. Da war Ich hier Haushälterin, wie du weißt.“
    „Ach geh, Haushälterin“, sagte Senta. „Du warst die Hausfrau, und du warst unsere Mutter, du warst gemein streng - weißt du noch, wie du mal auf Sonja so böse wurdest, daß du mir eins hintendrauf gabst? Aber alles was recht ist, im großen und ganzen warst du ganz in Ordnung.“
    „Ihr auch“, sagte Beate. „Und wie gesagt, das Empfinden, das Katrin jetzt hat, das hatte ich damals ausgesprochen auch.“
    „Du!“ sagte Senta. „Kunststück, wo du so verliebt in Papa warst!“
    „Vielleicht ist Katrin auch so im geheimen verliebt“, lachte Beate.
    „Na, das muß dann in den Fischmann sein oder in den Briefträger“, sagte Senta. „Sonst wüßte ich nicht, wer es sein sollte -denn Bernt ist doch kaum ein Typ, in den man sich verliebt“, fügte sie in schwesterlicher Aufrichtigkeit hinzu.
    Es blieb keine Zeit mehr, dieses Thema des näheren zu erörtern, denn die Tür ging auf und der Typ, in den man sich nicht verliebte, steckte den Kopf ins Wohnzimmer. „Beate, möchtest du bitte mal zu uns hereinkommen?“
    „Gewiß möchte ich das“, sagte Beate. „Ich wette, ihr wollt eine ungesunde Tasse Kaffee haben, oder ich soll in die Küche gejagt werden, um euch einen Obstsalat zu machen.“ Als die beiden allein blieben, stellte Senta das Radio an. Sie hatte eine Vorliebe für Jazzmusik, über die Beate die Nase rümpfte und die der Vater unter gar keinen Umständen duldete.
    Es war etwa eine halbe Stunde vergangen, da meldeten sich die drei im Arbeitszimmer wieder. Sie kamen alle drei auf einmal herein. „Stell die entsetzliche Katzenmusik ab“, sagte der Vater.
    „Wir wollten ein bißchen vernünftig mit euch beiden reden.“ „Alle Wetter“, sagte Senta. „Jetzt haben wir was ausgefressen.“ „Das ist anzunehmen, aber ihr habt es jedenfalls gut verborgen. -Nein, so’ seltsam es klingt, es handelt sich jetzt um etwas, was ihr ganz richtig gemacht habt und so bewunderungswürdig, daß wir euch ein bißchen weiterhelfen wollen.“
    Katrin und Senta sahen sich gegenseitig an, fragend und verständnislos.
    „Katrin“, sagte Herr Rywig. „Du hast Bernt kürzlich etwas anvertraut und vergessen, ihm Schweigepflicht

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