Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
des Kurses gehabt. Er war ein ordentlicher Mann, ganz geschäftsmäßig, freundlich, aber entschieden nüchtern.
    „Ich bin bereit, Sie probeweise aufzunehmen“, sagte er. „Sie können sich denken, daß in einem solchen Kursus hart und intensiv gearbeitet wird, und Schüler, die uns hemmen, können wir nicht gebrauchen. Es sind alles erwachsene Menschen, die das nachholen wollen, was sie in ihrer Kindheit versäumt haben, es sind Menschen, für die es viel bedeutet, die Prüfung zu machen, verstehen Sie.“
    „Ich bin ja in genau der gleichen Situation“, antwortete sie. „Ich darf also am Montag anfangen?“
    „Das dürfen Sie. Und Sie sollen mir herzlich willkommen sein.“ In dem Monat, der nun folgte, hatte Katrin ihre schwarzen Stunden. Es gab Dinge, die sie nicht wußte, und Gebiete, in denen die anderen weiter waren. Aber sie arbeitete unermüdlich, und abends saßen sie und Bernt über die Bücher gebeugt, Bernt konnte immer erklären, wußte immer Bescheid und war immer geduldig.
    „Es ist kaum zu fassen, wie viel du weißt“, sagte Katrin.
    „Mir ist scheint’s die gleiche Gabe verliehen wie dir“, sagte Bernt. „Ich lerne schnell.“
    Katrin lernte auch schnell. Denn als der erste Monat verstrichen war, hatte sie sich so gut gehalten, daß sie den Kursus fortsetzen durfte. Wenn sie sich die Klassengefährten ansah, wurde ihr klar, wie unglaublich gut sie selbst daran war. Es waren erwachsene Männer und Frauen darunter, die den ganzen Vormittag im Beruf standen, das Mittagessen herunterschlangen und in die Schule stürzten. Ihre Hausaufgaben machten sie nachts oder in der Frühstückspause im Geschäft oder in der Fabrik. Wenn diese alle die Schule schafften, dann mußte es ihr erst recht gelingen, mit der besten Hilfe daheim und einer ganzen Familie im Hintergrund.
    Katrin war sich nicht bewußt, daß sie in Gedanken „daheim“ gesagt hatte. Sie war sich gar nicht bewußt, in wie hohem Maße sie das Haus der Familie Rywig als ihr Zuhause ansah.
    Es stellte sich heraus, daß Katrin, sobald die Aufgaben bewältigt waren, ein wenig Zeit übrig hatte. Dann stürzte sie sich mit Feuereifer an die Hausarbeit. Sie machte weiter ihre Fischgerichte und briet das Sonntagsbeefsteak - „das kann allein Katrin“,
    behauptete Herr Rywig, genau wie früher die Brüder.
    „Die Pointe dabei ist nur, es sozusagen abzusengen“, erklärte sie Senta. „Tu es zuerst auf die trockene Pfanne, wende es schnell, damit es nicht anbrennt, sondern nur graubraun wird - “
    „Die Eiweißstoffe im Fleisch koagulieren“, sagte Bernt, der dabeistand und zusah. „Auf diese Weise bildet sich eine Kruste, die den Saft festhält.“
    „Daß du das auch immer so wissenschaftlich ausdrücken mußt“, schnaubte Senta.
    „Es stimmt aber, Senta“, verteidigte Katrin ihn. „Und dann mußt du die Zwiebeln bräunen, bevor du das Beefsteak zu Ende brätst, damit sie fix und fertig sind, denn das Beefsteak muß gleich aus der Pfanne angerichtet werden“. Sie ließ den Worten die Tat folgen, briet die Zwiebeln fertig und stellte sie auf die Seite, säuberte die Pfanne und ließ sie glühend heiß werden. Nun erst legte sie das Beefsteak in die angebräunte Butter. Es war im Nu braun.
    „Du hast vergessen, es zu salzen“, sagte Senta.
    „Das tue ich jetzt“, erklärte Katrin. „Salz entzieht rohem Fleisch die Kraft, und die Kraft ist ja gerade das, was wir bewahren wollen.“ „Ich sage es ja immer“, meinte Bernt. „Was du gelernt hast, das hast du gründlich gelernt.“
    „Leider ist es nur viel zuwenig“, seufzte Katrin. Sie nahm die Beefsteaks vorsichtig aus der Pfanne und legte sie auf die warme Platte. „So, nun können wir essen - und wenn dein Vater ,nur’ noch eine Arbeit fertigmachen oder ,nur’ die Klinik noch einmal anläuten muß, dann reiß ihm den Hörer aus der Hand, denn Beefsteak muß auf der Stelle gegessen werden.“
    „Das einzige, wobei Bernt mir nicht helfen kann, ist Handarbeit“, seufzte Katrin. Ihr war plötzlich eingefallen, daß sie auch in Handarbeit geprüft werden würde.
    „Das ist nicht so gefährlich“, tröstete Beate. „Wer die Aufgaben ausarbeiten muß, hat keine große Wahl. Im Stricken bekommst du entweder eine Ferse oder einen Daumen oder ein Strumpfspitze.“ „Das kann ich ja noch von der Fortbildungsschule.“
    „Und im Nähen mußt du entweder ein Knopfloch oder einen Rockstoß nähen oder eine Krause mit einer Blende machen.“
    „Äh,“, sagte

Weitere Kostenlose Bücher