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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ganze Briefeschreiben auf sich! „Dieser Urlaub ist in erster Reihe deiner“, hatte sie mir gestern gesagt. „Du sollst nichts anderes tun als genießen. Ich werde schon die notwendigen Berichte nach Hause schicken und die Ansichtskarten erledigen, ich schreibe ja sowieso an Rolf.“
    Senta schrieb haufenweise Karten und legte sie mir zum Unterschreiben hin.
    Und sie hatte kein Wort darüber verloren, daß ich stundenlang mit Heiko fort blieb.
    „Als ob ich dir das nicht gönnte!“ war ihr einziger Kommentar. Sie selber saß gemütlich mit Herrn und Frau Dieters zusammen. Ein älterer Herr hatte sich dazugesellt. Es war der, der so freundlich im Flugzeug den Platz mit Heiko gewechselt hatte. Nach dem Mittagessen hatte ich ihn auch kennengelernt. Er hieß Klinger und war zum ersten Mal auf einem fremden Kontinent.
    Wir schmunzelten gemeinsam ein bißchen, als Frau Tiger zum Mittagessen erschien - in einem funkelnagelneuen weißen Kleid mit einer aufgehenden Sonne auf dem Bauch und Palmen und Blumen auf Busen und Hinterteil. Das Kleid hatte ich vorher im Fenster des kleinen Strandladens gesehen.
    Weniger humorvoll hatte ich ihren Strandanzug betrachtet: einen Bikini aus Leopardenfell! Da hörte sich doch aller Spaß auf!
    „Da mußte eines der schönen, seltenen Tiere ums Leben gebracht werden, damit das blöde Weibsstück... “
    „Ssss!“ machte Frau Dieters. „Sie würden vollkommen recht haben, Sonja, wenn das Fell echt wäre. Sehen Sie denn nicht, daß es nur Plüsch ist?“
    Ich seufzte erleichtert und konnte nun auch über diese seltsame Aufmachung schmunzeln.
    Am Abend hatte uns der Reiseleiter gesammelt und uns einen „orientierenden Vortrag“ gehalten. Er hatte uns alles Wissenswerte beigebracht, welche Ausflüge auf dem Programm standen, wie wir uns mit den Trinkgeldern verhalten sollten, wie wir unsere Sachen waschen lassen könnten, wie wir uns in puncto Fotografieren mit den Afrikanern einigen müßten. Wenige von ihnen ließen sich ohne weiteres fotografieren. Gegen einen Shilling in die routinierte Hand ging es gewöhnlich. Aber die Moslems durften wir unter keinen Umständen fotografieren, ihre Religion verbot ihnen, sich abbilden zu lassen.
    Wir ließen uns für zwei Ausflüge vormerken. Dienstag nach Mombasa, Donnerstag nach Malindi mit Besuch in einem arabischen Ruinenpark, auf einer Schlangenfarm und bei dem Giriamastamm -und einem Ausflug im „Glasboot“ von „Turtle Bay“ aus. Da wollten wir die Korallenriffe und all das bunte Meeresgetier durch den Glasboden des Bootes sehen.
    Es klang alles aufregend verheißungsvoll!
    Ich achtete auf Heiko. Würde er auch? Ja! Er ließ sich für die Malindifahrt vormerken, aber Mombasa schenkte er sich anscheinend.
    Todmüde waren wir ins Bett gefallen, und ich hatte alles Überflüssige weggelassen, um ungestört schlafen zu können. Und das Bettuch, womit ich abends meine Blöße bedeckt hatte, war in der Nacht weggerutscht, was mich durchaus nicht gestört hatte.
    Nun war ein neuer Tag angebrochen - in anderthalb Stunden würden wir mit Heiko frühstücken, dann baden gehen, unter dem schattigen Baum sitzen und uns noch besser kennenlernen.
    Wir hatten uns zu halb acht Uhr verabredet. Jetzt war es gleich halb sieben... nanu?
    Es hatte geklopft. Ich lief durchs Zimmer, legte schnell eine Decke über meine schlafende Schwester und öffnete die Tür.
    „Jambo!“ sagte eine freundliche Stimme, und ein rundes, schwarzes Gesicht strahlte mir entgegen. Ach richtig! Der Morgentee! Davon hatte unser Reiseleiter auch gesprochen.
    Ich trug das Tablett auf den Balkon. Senta bewegte sich.
    „Stell doch die Heizung ab“, murmelte sie.
    „Jambo, Schwesterchen!“ lachte ich. Sie machte die Augen auf und erfaßte die Situation.
    „Ach so! - Was hast du gesagt?“
    „Ich habe dir guten Morgen gesagt, auf Suaheli.“
    „Das kann ja gut werden!“ Sie gähnte. „Wie heißt denn auf Suaheli ,Halt den Mund und laß mich schlafen?’“
    „Keine Ahnung. Ich habe soeben meinen ganzen suahelischen Wortschatz ausgepackt. Willst du deinen Tee ans Bett oder auf den Balkon?“
    „Tee frühmorgens ist eine Strafe“, sagte Senta. „Eine Strafe, die ich gar nicht verdient habe. Wo ist unser Nescaf6? Und kannst du mit deinen vorzüglichen englischen Kenntnissen etwas heißes Wasser organisieren?“
    Die langen sonnigen Vormittage am Strand waren wunderbar. Das Baden in dem lauwarmen Wasser - „Ach, wenn man ein paar der überflüssigen Grad Wärme einpacken

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