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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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farbiger Vormittag. Und heiß! Brennend, wahnsinnig heiß!
    „Du hast es gut“, murmelte Senta. „Du brauchst nicht zu filmen!“
    Senta hatte freiwillig das Amt des Ferienfotografen übernommen. „Damit du nichts weiter zu tun hast, als deinen großen Traum zu genießen“, sagte sie. Das liebe Mädchen!
    Wenn ich aber jetzt zurückdenke, dann waren es nicht die Elefantenzähne, nicht der Hafen, nicht das alte „Fort Jesus“, nicht der arabische Leuchtturm, nicht der indische Tempel, was mich am meisten beeindruckte.
    Was in meiner Erinnerung lebendig geblieben ist - das sind die Bettler. Die elenden, verkrüppelten Wesen, die sich nur kriechend fortbewegen konnten oder auf den Händen sich mühsam von der Stelle rührten. Die Blinden, die Bein- und Armamputierten, die unheimlich mageren, elenden Geschöpfe, die auf dem brennend heißen Bürgersteig stumm dasaßen mit ihrem Blechnapf vor sich - in den
    die Geldstücke nur spärlich geworfen wurden.
    Und hinter der nächsten Straßenecke ein Luxushotel - drei Schritte entfernt Geschäfte mit Kostbarkeiten in Leder und Elfenbein, Gold und Silber.
    Ich wollte Senta ein Andenken kaufen, und bei der Gelegenheit stellte ich etwas fest, was mein Herz erfreute.
    In zwei Andenkenläden bot man mir Pelzsachen und Elfenbein an. Als ich sagte: „Nein, danke, ich ziehe vor, die Felle an lebendigen Tieren zu sehen“, und in dem zweiten: „Ich finde Elfenbein hübscher, wenn der Elefant es selber trägt“, da versuchte kein Mensch mich zu überreden! Der eine Verkäufer nickte und sagte: „Ja, es sind viele, die so wie Sie denken“ und der andere: „Ja, das hören wir immer häufiger!“
    Ich kaufte eine hübsche Silberkette mit Korallen für Senta und ein Armband aus afrikanischen Steinen für Beatemutti.
    Aber Frau Tiger, die auch dabei war, erschien mit einer Tasche aus Zebrafell und ein paar Ohrklips, mit Leopardenfell bezogen.
    Welch Glück, daß ein ganzer Leopardenpelz ihr bestimmt zu teuer war!
    Der Ausflug nach Malindi war schöner. Eine kleine Rolle spielte es vielleicht, daß Heiko dabei war. Aber nun sahen wir das, was ich doch so gern erleben wollte: Vor den kleinen Lehmhütten standen Frauen und stampften Maniok in ihren primitiven Holzgefäßen. Andere arbeiteten auf dem Acker, tief gebückt, mit den Babys auf dem Rücken.
    „Die armen Kinder, die immer da hängen müssen“, sagte Senta.
    „Wissen Sie“, meinte Frau Dieters, „ich glaube, sie fühlen sich wohl dabei! Achten Sie doch darauf, daß wir nie ein Baby schreien hören! Es hat eben Tuchfühlung - es verbringt Tag und Nacht in der unmittelbaren Nähe der Mutter, was man beileibe nicht immer von den europäischen Babys sagen kann! Welches Kind - glauben Sie -ist glücklicher: das kleine schwarze auf Muttis Rücken, in einem schmutzigen Tuch - oder das europäische in einer hygienischen und ausgezeichneten und blitzsauberen Kinderkrippe, von einer perfekt ausgebildeten Kinderschwester betreut, während die eigene Mutti in der Fabrik oder im Laden oder im Büro arbeitet?“
    Das stimmte. Unter den unzähligen Babys war kein einziges, das schrie! Hin und wieder wurde das Tuch etwas nach vorne gerückt, das Baby bekam die mütterliche Brust zu fassen, und die Sache war in Ordnung - ohne patentierte Babynahrung, ohne Baby-
    Fertiggerichte in Gläsern, ohne Breichen, dessen Zutaten auf der Briefwaage abgewogen wurden.
    Der Besuch bei den Giriamas war mir eine Enttäuschung. Das alles schmeckte zu viel nach arrangierter Touristenattraktion. Da standen schon zehn, zwölf Kleinbusse, als wir ankamen, und die versprochenen Tänze wurden programmgemäß absolviert.
    Heiko und ich verließen den Ring der Zuschauer. Ich holte mir eine Flasche Brause von einem kleinen Verkaufswagen und hatte gleich zwanzig kleine Schwarze um mich versammelt.
    „Please let me have! Give me a bonbon! I want such a bottle too!“
    Hinter den bettelnden Kindern stand Heiko mit unserer Filmkamera. Was sonst unmöglich war, ohne mit Münzen um sich zu streuen, das brachte er fertig: Er machte phantastische Aufnahmen, während die Kinder alle auf den Rest meiner Brause warteten.
    „Ich habe eine Idee“, flüsterte er mir nachher zu, als zwei kleine spärlich bekleidete Jungen sich schon um die Brauseflasche stritten. „Hier, gib ihnen diese Bonbons, sie liegen seit Hamburg in meiner Tasche und sehen auch so aus. Bin gleich zurück, wir werden die besten Aufnahmen des Urlaubs machen!“
    Er lief zu der Stelle, wo wir Senta

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