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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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in den Naturwissenschaften.“
    „Ich möchte nur wissen, wann du das alles geschafft hast“, sagte
    ich.
    „Das möchte ich allerdings auch! Ich verstehe es manchmal selber nicht. Vielleicht ging es, weil ich trainiert habe, mit sehr wenig Schlaf auszukommen. Ja, und dann wurden mir die ganzen Monate geschenkt, die ich eigentlich bei der Bundeswehr hätte verbringen müssen. Ich wurde zurückgestellt, weil ich kurzsichtig bin.“
    „Stört es dich sehr?“
    „Keine Spur. Ich habe doch eine gute Brille! - Aber Sonja, mir scheint, es wird jetzt lebhafter in dieser Gegend. Wir müssen unsere Stühle dahin zurückstellen, wo wir sie geklaut haben. Außerdem ist es jetzt vier, dann gibt es wohl Tee. Wollen wir mal?“
    Wir gingen langsam zurück, unter Palmen mit wehenden grünen Fächern und dichten Kokosnußbündeln oben unter der Fächerkrone. Die Sonne brannte.
    Vor dem Haus war es noch menschenleer. Aber drin in der schattigen Halle bewegten sich lautlos ein paar Kellner. Sie stellten Rolltische mit Teetassen und Kuchen zurecht.
    Plötzlich blieb ich wie angenagelt stehen. Ich griff Heikos Hand.
    „Heiko, sieh doch!“ Ich flüsterte nur.
    Von einem der blühenden Bäume kam in einem eleganten Sprung ein Affe, dann noch einer. Sie blieben einen Augenblick sitzen, der eine streckte sich, stand auf den Hinterbeinen, sie guckten sich um mit kleinen, blanken, klugen Augen. Dann liefen sie Richtung Terrasse, die langen eleganten Schwänze wie hohe Bogen hinter sich.
    „Heiko - sind das wirklich wilde Tiere... wilde Meerkatzen? Es sind doch grüne Meerkatzen, nicht?“
    Er drückte meine Hand fest, behielt sie in seiner.
    „Ja, gewiß. Ich glaube schon, daß sie ,ganz wild’ sind, sie haben wohl allein herausgefunden, daß es zu dieser Tageszeit Tee mit Kuchen gibt - ja, siehst du!“
    Das eine Tier war auf einen Tisch gesprungen, das andere auf einen Fenstersims. Sie schienen gar keine Angst zu haben.
    Ich schlich näher, Richtung Kuchentisch. Wuppdich - die Hand unter das schützende Papier gesteckt, zwei Kuchen rausgefischt.
    Ich ging vorsichtig näher. Das Affenmännchen streckte eine winzig kleine schwarze Hand aus und nahm mir sehr manierlich das Kuchenstückchen ab.
    Heiko bekam den anderen Kuchen und fütterte das Weibchen. Waren die Tiere nur niedlich! Diese wachen, klugen Gesichter, das schöne graugrüne Fell, die kleinen Händchen!
    Wieder faßte ich Heikos Hand - unsere Hände waren beide klebrig und verschmiert.
    „O Heiko, wie schön. wie ist es unfaßbar schön. zum ersten Mal richtige wilde Tiere ohne Gitter und ohne Graben zu sehen - in der eigenen Heimat zu sehen! Ich kann es nicht fassen, ich begreife nicht, daß man so glücklich sein kann, wie ich es jetzt bin.“
    „Ich bin es auch“, sagte Heiko leise. „Ich dachte es schon heute nacht im Flugzeug: Jetzt hatte ich alles, was ich mir wünschte - bis auf eins.“
    „Was war das eine denn, Heiko?“
    „Etwas, was ich jetzt habe, du kleine Impala“, sagte Heiko.
    Nun war ich ganz sicher. Unser „you“ bedeutete du.

Die Schlange vom Dienst
    Ich machte die Augen auf. Es war Morgen.
    Wo war ich bloß? Warum stand die Tür sperrangelweit auf? Warum lag ich splitternackt im Bett?
    Ich guckte nach rechts. Eine weißgetünchte Wand. Ich guckte nach links. Noch ein Bett. Das Bettzeug lag in einem Haufen auf dem Fußboden - so wie meins. Auf dem Bett schlief mein schwesterliches Ebenbild, angezogen mit Armbanduhr und nichts
    Langsam fingen meine Gehirnzellen an zu funktionieren. Es war kein Traum. Ich war in Afrika und ich... mit einem Mal war ich hellwach. Heiko - die Meerkatzen - danach das Schwimmen im lauwarmen Meer. alles war wirklich!
    Ich guckte auf die Uhr. Viertel nach sechs. Über acht Stunden hatte ich ununterbrochen geschlafen, ganz tief und ohne zu träumen. Ich fühlte mich vollkommen ausgeruht, frisch und unternehmungslustig.
    Lautlos stand ich auf. Senta schlief noch. Ich schlich auf den Balkon. Tief unten - unser Zimmer lag im dritten Stock - sah ich einen schönen, gepflegten Rasen. Da stand ein Mann und fütterte die Goldfische in einem großen runden Steinbecken.
    Ich hatte einen Morgenrock angezogen, ein leichtes Ding aus dünner Baumwolle. Dieser Gedanke: Anfang April auf dem Balkon zu sitzen, sechs Uhr morgens, mit beinahe nichts an!
    Wenn bloß Senta bald aufwachte! Aber wecken wollte ich sie nicht, sie sollte sich richtig ausschlafen. Meine liebe, gute Schwester! So voll Güte und Verständnis! Freiwillig nahm sie das

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