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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nun freiwillig zu uns kommen, sollen wir sie dann abweisen? Da steht man mit klopfendem Herzen, voll dankbarer Freude, daß man vielleicht das eine Mal im Leben ein wildlebendes Tier vor sich hat, ein Erlebnis, das nur der Mensch verstehen kann, der nie die Gelegenheit hat, mit vierbeinigen Geschöpfen in Kontakt zu kommen. Was soll ich dann machen? Ein kleines schwarzes Händchen wird mir vertrauensvoll hingehalten. Soll ich ihm einen Händedruck geben und sagen: ,Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Frau Meerkatze, was macht das werte Befinden?’ Soll ich sagen: ,Bitte, seien Sie überzeugt, daß ich Sie sehr sympathisch finde?’ Nein, dann greife ich zu der Sprache, die ein Tier versteht: Ich gebe ihm ein Stückchen Obst, und wenn ich Zeit habe, und kein Moses seine group ruft, dann setze ich mich hin und füttere weiter und freue mich über jeden Zentimeter, den das Tier näher herankommt - und ich bin glücklich, weil ich in diesem Augenblick ein Sternstündchen erlebe!“
    Edda Dieters nickte:
    „Sie drücken grade das aus, was ich auch empfinde, Sonja. Sehen Sie, ich verehre und bewundere all die Männer und Frauen, die in selbstaufopfernder Arbeit die ostafrikanische Tierwelt gerettet haben. Laßt mich bloß nicht auf dies Thema kommen, sonst spreche ich unaufhörlich bis übermorgen! Aber in diesem einen einzigen Punkt erlaube ich mir, ihnen respektvoll zu widersprechen. Wenn ich einen dieser Menschen hier vor mir hätte, würde ich ihm sagen: ,Lassen Sie uns diese Freude! Vergessen Sie nicht, was es für einen tierliebenden Menschen bedeutet, daß ein wirklich freilebendes Tier oder ein Tier überhaupt ein kleines Pfötchen, ein kleines Händchen uns entgegenhält!’ Ich weiß noch, wie ich oft in Zoos die Tierwärter beneidet habe! Einmal - es war in Paris - sah ich, wie ein Wärter mit drei jungen Schimpansen spielte, wie sie an ihm rumkletterten, ihm zutraulich die Arme um den Hals legten. Sehen Sie, Menschen, die so was erleben, wie können sie uns verstehen, uns, die wir nie andre Tiere als Hunde und Katzen gestreichelt haben? Die sollten uns diese paar kleinen Augenblicke gönnen. Uns gönnen, für ein paar Minuten dieses Glück zu erleben! Ostafrika besitzt Tausende, vielleicht Millionen Meerkatzen. Darf dann nicht diese kleine Kolonie in Keekorok die Aufgabe behalten, den Kontakt zwischen Mensch und Tier zu schaffen oder aufrechtzuerhalten?“
    „Ja, und was ist mit den Klippschliefern?“ rief Senta. „Die sind doch von den Nationalparkleuten selbst gezähmt! Wie kann man auf der einen Seite das gutheißen und auf der anderen Seite uns das Füttern verbieten?“
    „Mari verbietet es ja nicht, Senta“, sagte Herr Dieters. „Es ist nur eine allgemeine Regel, daß man eigentlich nicht füttern sollte.“
    „Auch jetzt nicht? In diesem Augenblick?“ fragte ich leise.
    Ganz, ganz leise. Denn auf meinem rechten Fuß saß ein kleiner, gesprenkelter Vogel, der ein runtergefallenes Krümelchen in meiner Sandalenschnalle entdeckt hatte.
    Sternstündchen im Leben eines Tierfreundes...

Rote Erde
    Ich machte die Augen auf. Konnte überhaupt nichts sehen. Ich suchte in der Dunkelheit den Schalter für unsere bescheidene elektrische Lampe. Ach nein... richtig. der Strom wurde ja nachts ausgeschaltet.
    Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich eben noch sehen, wie die Fenster in der Zeltwand sich ganz schwach abzeichneten gegen ein Licht, das nicht da war. Gegen die Luft, gegen die afrikanische Nacht, gegen. ich weiß nicht, wogegen.
    Ich strengte mich furchtbar an, um die kleinen Leuchtpunkte auf meiner Uhr zu deuten. Wenn ich mich nicht irrte, war es halb fünf.
    Mein letzter Morgen in Serengeti. Mein letzter Morgen in Seronera.
    Die letzte dieser unvergeßlich schönen, ungestörten Morgenstunden.
    Ich stand lautlos auf. Es gelang mir, die Stearinkerze und die Streichhölzer in der Dunkelheit auf dem kleinen Hocker zu finden, ohne Senta zu wecken. Dann den Reißverschluß halb aufgemacht, nur so viel, daß ich durchkriechen konnte.
    Draußen vor dem Zelt standen ein Holztischchen und zwei Stühle, wie vor jedem Zelt in der langen Reihe.
    Die Stühle waren naß nach dem Regen. Ich war in meinen Mantel geschlüpft, der hielt schon das bißchen Nässe ab.
    Dann zündete ich die Kerze an. Die Nacht war so still, daß die Flamme senkrecht brannte.
    Weit weg hörte ich wieder das „uuuu-iii!“ einer Hyäne. Dann verstummte es, und alles war still.
    Ich saß still da. Der

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