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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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machte es? Wir verstanden einander.
    Heiko hob den Kopf und richtete den Blick auf den Himmel.
    „Es kommt mir jetzt viel heller vor“, sagte er leise.
    Ja, alles war jetzt heller. Denn jetzt wußten wir, daß wir einander gehörten.
    Und beide gehörten wir Afrika und Afrikas roter Erde.

Ngorongorokrater
    Wir waren wieder unterwegs.
    Lange drehte ich mich um, so lange, wie ich noch Seronera sehen konnte. Eins wußte ich: Ich komme zurück! Ich komme bestimmt zurück! Nach diesem Plätzchen auf Gottes Erde würde ich mich immer zurücksehnen.
    „Wir werden heut nicht so oft halten können“, sagte Moses. „Gegen dreizehn Uhr müssen wir am Krater sein.“
    Wir nickten. Wir wußten ja, daß dort ein Landrover bereitstehen würde, um uns in den Krater zu bringen. Die Zeit war ziemlich knapp, wir mußten vor der Dunkelheit wieder oben sein.
    Und dann geschah doch noch etwas, was Moses zum Halten brachte.
    Nicht die wohlbekannten Antilopenherden, nicht die Zebras, auch nicht ein Löwenpärchen, das sich erstaunlich dicht an der Autostraße friedlich niedergelassen hatte...
    Aber als wir auf beiden Straßenseiten große, unendliche Steppen hatten, sprang eine Gnuherde uns direkt vor den Wagen. Moses hielt an. Die Tiere machten gewaltige Sprünge, immer mehr kamen. Über die Straße, an der Straße entlang - von der anderen Seite kam eine andere Herde - und dann waren plötzlich lauter Gnus zu sehen, jagende, galoppierende Gnus, Gnus, die mit gesenkten Köpfen vorwärts jagten, Gnus in solchen Mengen, daß sie Staubwolken aus dem Gras hochjagten. Immer mehr, immer mehr - kleine Jungtiere, die kaum das Tempo halten konnten, Muttertiere, die auf die Kinder warteten, dann kräftige Jungtiere, große alte Bullen, immer mehr, immer mehr, es nahm und nahm kein Ende!
    Das dumpfe Dröhnen von unzähligen Hufen, von Tausenden, Zehntausenden von Hufen, hörte nicht auf.
    Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage: Gnus, so weit unsere Augen sehen konnten. Tierkörper, jagende Hufe, Prusten, Staub, Dampf - Quadratkilometer voll verdichteten Lebens.
    Hinter mir hörte ich ein Flüstern:
    „Heinz.“
    Und eine kaum vernehmbare Antwort:
    „Martha.“
    Eine Sekunde sah ich mich um. Herr Johannsen hatte den Arm
    um seine Frau gelegt und hielt ihre Hand ganz fest.
    Die Gnus galoppierten weiter - weiter - weiter...
    Und wir fuhren unbarmherzig an dem Schild vorbei, das uns erzählte, wir verließen jetzt Serengeti.
    Die ersten Massaibomas tauchten auf - diese seltsamen runden Ansammlungen von niedrigen Hütten. Am Wege weideten runde, wohlgenährte Esel, einige Meter weiter weg die großen Massai Rinderherden. Oft wurden sie von Kindern gehütet, ein paarmal sahen wir erwachsene Hirten, jung, schlank, mit einer prachtvollen Haltung, wunderschön anzusehen in ihren rostbraunen Wollgewändern.
    Halten konnten wir nicht, wir mußten so schnell fahren, wie der schmale und steinige Weg es nur erlaubte. Ich hätte so gern die Massais näher angeschaut, mit ihrem bunten Schmuck und ihren merkwürdig geformten Ohrläppchen.
    Moses tröstete mich: Morgen würden wir viele Massais zu sehen bekommen, auf der Strecke Ngorongoro-Nairobi.
    An diesem Tag wollte die Sonne nicht richtig durchkommen. Es war hell, und es regnete nicht, aber die Erde war noch aufgeweicht vom Regen gestern, und eine graue Wolkendecke stahl uns den Sonnenschein.
    Es ging bergauf, der Weg führte zwischen endlosen grünen Weiten. Immer weiter, in Kurven aufwärts.
    Dann waren wir schließlich doch da. An der Ngorongoro Crater Lodge.
    Wieder anders: Viele kleine Blockhäuser, verstreut über ein großes Gelände. Ein paar barackenähnliche Häuser, die sich als Gästehäuser mit allem Komfort entpuppten. Dann ein Haus mit einem eleganten Speisesaal und einem großen Aufenthaltsraum.
    Natürlich war es schön. Sehr schön. Und überhaupt, was sollten bloß all die Touristen tun, wenn es keine solchen Unterbringungsmöglichkeiten gäbe? Und doch dachte ich unlogisch und egoistisch daran, wie gern ich hier gewesen wäre, bevor all diese Häuser und das Andenkenzelt und die Tankstelle da waren. Damals - und es ist gar nicht so lange her -, als diese Welt nur von den Massais bevölkert war und keine anderen Gebäude zu sehen waren als ein paar verstreute Bornas.
    Aber wie gesagt: Das war ein undankbarer und unlogischer Gedanke.
    Wir konnten gerade nur aufpassen, daß unser Gepäck richtig in die Zimmer gebracht wurde, dann ging es in den Landrover. Dafür war Moses nicht

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