Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden
gehört hatten.
„Ach, das! Das ist nichts. Ich habe Heiko gefragt. Es sind nur Hyänen!“ sagte ich und klaubte alles Eßbare zusammen, auch aus Sentas Paket.
„,Nur’ Hyänen ist gut!“ sagte Senta. „Und wenn so ein Vieh vor unserem Klozelt steht?“
„Dann streichle es schön und bestell einen Gruß von mir“, sagte ich, nahm die Kamera und ging raus zu Heiko.
Wir gingen quer über den Platz, da erhob sich wieder so ein seltsamer Inselberg, von denen wir unterwegs mehrere gesehen hatten.
„Nun paß mal auf“, sagte Heiko.
„Da!“ rief ich. „Das ist ja... nein, ein Murmeltier kann es nicht sein. du, da ist noch eins. da sind drei. Heiko, was ist es? Biber sind es nicht.“ Plötzlich fiel der Groschen bei mir, und ich rief laut vor Freude:
„Heiko! Es sind ja die Klippschliefer! Ich weiß, daß es irgendwo in Ostafrika eine Dame gibt, der es gelungen ist, eine solche Klippschlieferkolonie ganz zahm zu machen - und denk dir, ich hatte vergessen, daß es in Seronera war!“
„Wie schön, daß du es vergessen hattest“, lächelte Heiko. „Dann konnte ich dich doch überraschen.“
Er warf ein paar Apfelstücke hin, und zwei der Tiere kamen näher. Noch ein bißchen ängstlich. aber als wir dann Bananenbissen hinwarfen, konnten sie nicht widerstehen. Jetzt kamen sie dichter heran, und mehr Tiere erschienen. Sie tauchten zwischen den Steinen und unter dem Gebüsch auf, immer näher und immer näher.
Heiko stand auf, nahm die Kamera und ging ein paar Meter weg.
„Der Große da ist mutig“, sagte er. „Versuch mal, ob er dir das Essen aus der Hand nimmt!“
Ich hockte da vor den Tieren, ohne mich zu rühren, hielt ihnen nur die Leckerbissen hin. Da - das Große zögerte noch ein bißchen, dann faßte es Mut, kam zu mir hin, setzte sich auf die Hinterbeine -nein, wie war es niedlich! - und holte sich das Stückchen Banane. Wir wurden immer eifriger. Heiko filmte nach Leibeskräften, ich biß Apfelstückchen ab und zerbröckelte das Brot, um alles gerecht verteilen zu können, und die kleinen Kobolde kamen immer näher und wurden immer frecher und gieriger.
Da war der große alte Opa schon wieder.
„Na, dann nimm eben das letzte Bananenstück“, sagte ich und hielt es ihm hin, „aua, du altes Biest!“
Ich sprang erschrocken hoch. Das Blut lief von meinem rechten Zeigefinger.
„Zeig her, komm mit!“ kommandierte Heiko. Ich wickelte das Taschentuch um den Finger, Heiko zog mich in sein Zelt, wo er schnell ein kleines Verbandskästchen aufmachte. Erst Jod - ich hätte beinahe gebrüllt, so brannte es - und dann einen feinen Verband, den
ich als Chirurgentochter richtig zu würdigen verstand.
„Wann hattest du deine Tetanusimpfung?“
„Vor zwei Monaten, alter Angsthase. Denkst du, ich sterbe von einem solchen lächerlichen kleinen Biß? Komm, gehen wir wieder raus zu den süßen kleinen Menschenfressern!“
Ich war nicht zu halten. Als unsere Vorräte zu Ende waren, erschien eine freundliche Frau mit ein paar Bananen in der Hand. „Die nehmen sie am liebsten“, erklärte sie. Ja, das hatte ich gemerkt!
„Warum sagtest du, du wolltest mir Elefantenverwandte zeigen?“ fragte ich.
„Weil die Klippschliefer wirklich mit den Elefanten verwandt sind! Du wirst es mir nicht glauben, aber warte mal, siehst du das Haus da links? Das ist ein kleines Museum. Dort haben sie unter anderem einen Klippschlieferschädel und ein paar sehr gute Zeichnungen von einem Klippschlieferskelett, dort werde ich es dir besser erklären können.“
Die anderen Mitglieder unserer „dear group“ hatten sich allmählich zu uns gesellt. Die Klippschliefer bekamen an diesem Tag wirklich ein üppiges Frühstück.
Nun kam Moses und sammelte uns, wie eine besorgte Henne ihre Kücken unter ihre schützenden Fittiche sammelt.
„Wir kommen bald zurück“, tröstete ich die Klippschliefer. Leider bezweifle ich, daß dieses liebevolle Versprechen sie beeindruckte!
Aber wie schön war das gewesen, und wie gern denke ich an diesen Morgen zurück!
Die Wunde an meinem Finger heilte schnell. Doch wenn ich jetzt, mehrere Monate später, ganz genau hingucke, sehe ich eine winzige Narbe. Ich bin furchtbar stolz darauf. Stolzer als ein Korpsstudent auf seine Mensurnarbe! Wer in ganz Norwegen außer mir hat wohl eine Narbe von einem Klippschlieferbiß? Das möchte ich sehen!
Wir hatten wieder einen wunderschönen Vormittag draußen im Gelände, mit einem grüngekleideten Wildwart als Begleiter. Ich war
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