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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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dieser Häuser sagen könnten „ja, mein Haus besteht aus Steinen vom Louvre“ - ginge das nicht alle Menschen an? Der Petersdom, der Kölner Dom, der Louvre - oder meinetwegen das Schloß in Versailles oder die Alhambra oder der Tower - es sind Schätze, die der Welt gehören! Und sehen Sie: Wer aus dem Kölner Dom Steine klaute, er trüge zum Zerstören eines herrlichen Menschenwerks bei. Wer aber hier ein Tier tötet oder direkt oder indirekt sich daran beteiligt, der trägt zur Zerstörung eines Gotteswerks bei. Denn das, was uns hier umgibt, was wir die letzten Tage gesehen haben, was uns öfters andachtsvoll gestimmt hat, das ist kein Menschenwerk. Es ist ein Paradies, von Gott selbst geschaffen.“
    Sie schwieg.
    Ein schwarzer Waiter kam lautlos näher, legte mehr Holz aufs Feuer. Die Flammen bekamen neue Nahrung, stiegen höher. Der rote Schein erreichte jetzt auch Frau Robinsons Gesicht.
    Heiko stand leise auf. Er ging über den Platz, hin zu Frau Robinson. Sie hob den Kopf, lächelte ihn an.
    Heiko beugte sich über Frau Robinsons Hand und küßte sie.
    Wir blieben sitzen, wir starrten in die Flammen and fühlten, wie die dunkle afrikanische Nacht uns umhüllte.

Ein Zimmer zu wenig
    Es ging weiter.
    Am letzten Morgen in Seronera waren Heiko und ich vor Sonnenaufgang draußen vor dem Zelt. Wir sprachen nicht. Wir saßen nur da vor unserem Zelt und hielten uns die Hände - und ich dankte dem lieben Gott, daß es mir vergönnt worden war, noch einmal herzukommen. Und ich fügte eine brennende Bitte hinzu: „Laß mich öfter dies erleben! Laß mich auch als alte, lebenserfahrene Frau hier sitzen dürfen und sehen, wie die Sterne erblassen und wie der Tag über Afrikas Steppen geboren wird!“
    Der Tag kam. Und mit ihm unsere vielen Pflichten und der Aufbruch.
    Wir erreichten den Ngorongorokrater, wieder fuhren wir im Landrover den steilen, schmalen Weg hinunter, wieder sahen wir die Elenantilopen, die Klippspringer, die Nashörner und außerdem wohl das Schönste auf der ganzen Reise: ein ganzes Rudel Löwinnen, die mit ihren Kindern dicht am Schilf einer Wasserstelle lagen. Kleine tolpatschige Löwenbabys trollten da rum in ihrem gefleckten Fellkleid, etwas größere Kinder spielten übermütig miteinander und mit den Schwänzen der großen. Eine Löwin lag da und säugte zwei Junge von verschiedener Größe.
    Heiko erzählte, daß das eine bekannte Sache war: Die Löwinnen betätigen sich nicht nur als Babysitter für die Kinder einer abwesenden Kusine oder Freundin, sie lassen sich auch als Amme engagieren!
    Spielende Meerkatzen am Rastplatz, Zebraherden mit einer Unmenge reizender Fohlen. Es war alles so schön, daß ich am liebsten hiergeblieben wäre.
    Aber wir hatten ein Programm, und darin stand, daß wir an diesem Nachmittag im Manyara Hotel eintreffen müßten. Was wir auch taten. Wieder etwas ganz anderes! Ein wirklich vornehmes Hotel mit einem sehr schönen Park, mit einem kleinen Schwimmbecken wie ein lächelndes, schimmerndes, grünliches Auge mittendrin. Vom Park ein herrlicher Blick quer über die dichten Bäume des etwas tiefer liegenden Naturschutzgebietes bis zu dem wunderbaren großen Salzsee. Ja, das war auch etwas Merkwürdiges: daß hier salzhaltige Binnenseen existierten. Ich weiß nichts von Geologie, aber unser Professor erklärte uns - für mich ein bißchen zu wissenschaftlich - , etwas von vulkanischem Gestein, das Salz absetzt.
    Im Park wanderte ein süßes kleines zahmes Zebrafohlen herum, und als es seelenruhig durch die offene Tür in die Bar ging und vor der Theke stehenblieb, liefen die Kameras heiß!
    Heiko und ich mußten wie immer zusehen, daß all unsere Schützlinge untergebracht wurden. Dann zeigte es sich zu unserem Schrecken, daß man ein Zimmer zu wenig reserviert hatte. Man hatte nicht beachtet, daß zwei der Gäste - nämlich Frau Robinson und Herr Braun - Einzelzimmer bestellt hatten!
    „Ja, wir können ja die beiden nicht in einen Raum stecken“, philosophierte Heiko. „Es tut mir leid, Sonnie, wir beide müssen uns trennen, du kriegst Frau Robinson zu dir rein, und ich muß wohl oder übel zu Herrn Braun.“
    „Also nicht wohl, sondern übel“, meinte ich und ging los, um Frau Robinson zu suchen. Sie war voll Verständnis, aber natürlich, das würde ja großartig gehen, und sie schnarche nicht! Daß Herr Braun genauso entgegenkommend war, bezweifelte ich, aber jedenfalls zog Heiko mit seinen Klamotten zu ihm rein.
    Ich paßte auf, als das Gepäck

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