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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Höhepunkt des Tages. Evaristus erklärte Francis, wie er fahren sollte. Ich verstand so viel wie „die drei hohen Bäume“ und „eine halbe Meile von hier“. Weiter reichten meine Suahelikenntnisse nicht.
    Francis nickte und fuhr los nach Evaristus’ Anweisung. Nach ein paar Minuten ging es langsamer, Evaristus sah immer durchs Fernglas - dann drehte er sich um zu uns: „In dem Baum rechts liegt ein sehr schöner Leopard. Sagen Sie bitte den Herrschaften, sie müssen sich ganz ruhig verhalten. Nur so können Sie das Tier in Ruhe beobachten und Ihre Aufnahmen machen.“
    Ich übersetzte, und Herr Braun schoß wie immer hoch. Das Biest! Langsam hatte ich genug von ihm.
    Und dann geschah das Schönste, was uns passieren konnte: Seine
    Kamera streikte! Da kam kein Surren, der Apparat war tot!
    Er sank runter auf die Bank, warf keinen Blick auf das prachtvolle Tier da oben, er kümmerte sich ausschließlich um die kaputte Kamera.
    Solche Menschen gibt es also auch.
    Der Leopard war viel größer als die beiden, die wir in Secret Valley gesehen hatten. Er lag so wunderbar ausgestreckt, so entspannt - lag auf einem langen, dicken Ast. Die eine Vorderpfote hing faul herunter, der Schwanz bewegte sich langsam, dann gähnte das Tier, sah uns uninteressiert an, streckte sich, änderte die Stellung ein bißchen und fing an, seine Pfoten zu lecken.
    Im Wagen neben uns befand sich die Dame, die schon in Wien nach Leopardenmänteln gefragt hatte. Ich warf einen Blick auf sie. Sie stand da wie gebannt, die Augen unentwegt auf das Tier gerichtet. Was ging wohl in diesem Augenblick in ihrem Kopf vor? Vielleicht das, was ich so herzlich wünschte? Vielleicht war sie, so wie ich selbst, überwältigt von dieser vollkommenen Schönheit?
    Und gerade diesem Tier, der schönsten Art der ganzen Nationalparks, wurde so übel nachgestellt!
    Ich wünschte innig, daß noch mehr Menschen hierherkommen würden, zu Tausenden, zu Millionen sollten sie kommen. Sie sollten dieses von Gott gesegnete Land kennenlernen und, so wie wir jetzt, andachtsvoll vor einer seiner allerschönsten Schöpfungen stehen. Sie sollten erkennen, daß man eine solche Gabe auch bewahren muß. Ist denn dieses Tierparadies nicht ein Geschenk für alle Menschen -nicht nur für die Bewohner des Landes, sondern für die Bewohner der ganzen Erde?
    Als wir zurück im Lager waren, sah ich, daß Frau Robinson sich mit der Leopardendame unterhielt, und zwar, schien es mir, in freundlichster Weise. Aha - genau, was ich dachte: Sie gingen in Richtung Museum.
    Da ich in diesem Augenblick nicht gebraucht wurde, trottete ich mit. Ich hielt mich auf Abstand, aber ich beobachtete, wie die beiden vor der furchtbaren Ausstellung von Fallen und Drahtschlingen standen, und ich sah den Gesichtsausdruck der Leopardendame.
    Ich fühlte mich davon überzeugt, daß Frau Robinson dies viel besser ohne mich schaffte! So plauderte ich ein bißchen mit dem Museumsführer, und als noch ein paar von unserer Gesellschaft erschienen, übersetzte und erklärte ich.
    Es wurde Zeit, sich umzuziehen und zum Essen zu gehen.
    Unterwegs traf ich wieder Evaristus. Ich bedankte mich sehr für seine großartige Führung, und er fragte, wie lange wir bleiben würden. Er bedauerte, daß es so kurz sei, und fügte hinzu:
    „Sie sollten mal ganz privat herkommen, madam. Nur mit Ihrem Mann. Unabhängig von Gruppen und Programmen. Dann würde ich mir viel Zeit nehmen und versuchen, Ihnen Dinge zu zeigen, die die Touristen nicht zu sehen bekommen!“
    „Was, zum Beispiel?“
    „Oh, unsere Seltenheiten! Wenn man sehr viel Geduld hat, kann man Oribis treffen, und wenn man mucksmäuschenstill im Auto wartet, also richtig auf der Lauer liegt, wäre es möglich, daß ein Erdwolf erschiene, oder sogar - aber das wäre allerdings ein enormer Glücksfall - ein Serval.“
    „Ja, Geduld hätten wir in unbegrenzten Mengen! Aber leider nicht Geld in unbegrenzten Mengen, und das würden wir brauchen, um ganz privat eine Afrikareise zu machen!“
    „Ja, teuer ist es - aber wissen Sie was? Wenn Sie die Gruppe los sind, dann bleiben Sie doch noch eine Woche hier unten, mieten sich einen Wagen und fahren hierher!“
    „Von Entebbe? Das wird uns zu weit.“
    „Ach so. Sie wollen nach Entebbe. Dann ist es allerdings nicht so einfach. Aber jedenfalls, wenn Sie mal die Gelegenheit haben sollten, dann würde es mir eine sehr große Freude sein, Sie mitzunehmen, raus ins Gelände, einen ganzen Tag!“
    Der gute Evaristus! Ich

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