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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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fünf schönen, reifen Mangofrüchte ganz verliebt an.
    „Essen Sie sie bloß so bald wie möglich“, ermahnte Mr. March. „Nach Cairns dürfen Sie sie nicht mitnehmen - weder Obst noch andere Nahrungsmittel. So was wird bei der Zollkontrolle beschlagnahmt!“
    Gut, dann wußten wir das!
    Bevor wir Port Moresby verließen, besuchten wir eine Fischersiedlung. Hier wohnten die Leute in Pfahlhäusern ganz dicht am Ufer. Unzählige kleine braune, schwarzhaarige Nackedeis kamen uns vertrauensvoll entgegen, nahmen mit Begeisterung die Bonbons, die wir ihnen gaben, und stritten sich beinahe darum, fotografiert zu werden! Ob sie verstanden, was es mit dem kleinen schwarzen Klickkasten auf sich hatte, bezweifle ich. Aber sie fanden es jedenfalls großartig, daß wir ihn immer auf sie richteten und ihnen nachher Bonbons schenkten.
    Es war ein schöner, fröhlicher Vormittag - und heiß! Brennend heiß! Aber es war gleichzeitig so frisch, so sauber, es war so schön, hier zu atmen, nach der stickigen Luft in Hongkong.
    Am Flughafen erwartete uns eine kleine Propellermaschine. Wie schön, dann würden wir bestimmt nicht zu hoch fliegen, wir würden etwas von den unerschlossenen Gebieten da unten sehen können -die Eingeborenendörfer, die wir nicht besuchen konnten, die aber Heiko vielleicht kennengelernt hatte. Dörfer, wo die Menschen noch in der Steinzeit lebten. Wie gern wäre ich dorthingekommen!
    „Warte nur“, sagte ich mir selbst. „Ein andermal! Mit Heiko zusammen! Zu Fuß oder auf Eselsrücken, tief ins Innere des Landes, rauf in das wilde Gebirge - das wäre was!“
    Ja, da unter uns wuchsen die grünen, buschbedeckten Berge auf. Da sahen wir die ersten kleinen Siedlungen, kleine, niedrige Lehmhütten. Schmale, gewundene Pfade, deren Ende nicht zu entdecken war, verliefen sich im Busch.
    Das kleine Flugzeug machte Hopser und Wackelbewegungen. Mich störte es nicht, ich war so oft mit Heiko in unserer winzigen Vier-Personen-Mücke geflogen. Ich war für immer den Begriff Luftkrankheit los.
    Aber auf der anderen Seite des schmalen Mittelganges saß Frau Stone zurückgelehnt mit geschlossenen Augen. Sie hatte Schweißperlen auf der Stirn und saß angespannt, die Hände krampfhaft um die Armlehnen gekrallt, die Füße gegen den Fußboden gepreßt.
    Tante Helene sah es auch. Sie kramte einen LuftkrankheitsPapierbeutel aus dem kleinen Netz vor dem Sitz, hielt ihn parat. Dann beugte sie sich hin zu Frau Stone.
    „Nicht so angespannt, Frau Stone“, sagte sie mit ihrer guten, ruhigen Stimme. „Locker lassen, die Bewegungen mitmachen, dann geht es besser.“
    Sie wischte Frau Stone den kalten Schweiß von der Stirn. Dann tupfte sie mit einem Kölnischwassertuch vorsichtig nach.
    Dann geschah es.
    Es gelang Tante Helene gerade noch, den Papierbeutel in die strategisch richtige Lage zu bringen. Mit der rechten Hand hielt sie den Beutel, was bestimmt nicht leicht war, denn Frau Stone krallte sich fest in ihren rechten Arm. Mit der linken Hand stützte Tante Helene den Kopf der Kranken.
    Frau Stone war ein Biest. Ein ausgesprochenes Biest. Ich würde ihr nie verzeihen, daß sie mir in Hongkong den ausgehungerten Hund weggejagt hatte. Und trotzdem, jetzt tat sie mir leid. Als ich das erste Mal mit Heiko geflogen war, ging es mir auch so, es war schrecklich, und irgendwie so demütigend!
    Die Stewardeß balancierte mühsam durch das schaukelnde
    Flugzeug mit einem Becher Wasser und einem neuen Beutel.
    Und gleich darauf setzten wir zur Landung an.
    Frau Stone machte die Augen auf und sah Tante Helene.
    „Oh, Sie sind es“, ich konnte die Worte kaum hören.
    Tante Helene mußte sich wieder hinsetzen und sich anschnallen.
    Mrs. Stone lehnte sich zurück, ihr Mann, der selbst etwas grünlich aussah, schnallte ihr den Gurt um.
    Als wir in Mount Hagen gelandet waren, wurde es mir klar, daß Mr. Stone einfach nicht imstande war, seiner Frau zu helfen. Er strebte dem Ausgang zu, auch ihm perlten die Schweißtropfen auf der Stirn.
    Ich stand Mrs. Stone am nächsten. Also war ich es, die das Biest stützte, während Mr. Connor ihr Handgepäck nahm.
    „So was Blödes!“ sagte Mrs. Stone.
    „Das kann jedem passieren“, tröstete ich. „Mir ist es auch passiert. Versuchen Sie es so, wie meine Tante es sagte: Lockerlassen, die Bewegungen mitmachen, bloß nicht verkrampft!“
    Sie antwortete nicht. Erst als ich sie bequem in eine Ecke des wartenden Kleinbusses gebracht hatte, ihr die Handtasche gereicht und ihr ein

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