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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ärmellose baumwollene Minikleider um Weihnachten herum tragen?“
    Die beiden geblümten Zweidollarkleider, die ich kaufte, waren genau das richtige. Ich war selig. Endlich etwas, was anständig aussah und das ich nicht mit äußerster Vorsicht behandeln mußte!
    Es war ein gesegneter, erholsamer Tag. Aber leider ging es wieder ans Packen. Am Abend sollte es weitergehen, nach Alice Springs.
    „Siehst du“, sagte Tante Helene, als wir unsere Sachen zusammenklaubten, „alles mit Mrs. Stone hat seinen Ursprung in ihrer Kindheit, so wie ich es dachte.“
    „Weißt du was“, sagte ich nachdenklich, „es kommt mir vor, daß sie sich irgendwie eine harte Schale oder einen Panzer zugelegt hat -damit nichts von außen sie treffen und verletzen kann und nichts von innen rauskommt!“
    „Und doch.“, sagte Tante Helene und legte ihre Waschlappen in den Kulturbeutel, „ist heute ein ganz kleiner Riß in die Schale gekommen. Aus diesem Riß sickerte zuerst ihre Erzählung von dem Stiefvater. Er muß ja ein ganz Süßer gewesen sein! Und dann die Entschuldigung dir gegenüber, wegen des Hundes. Und noch etwas. Durch den Riß kam das Ende eines roten Fadens zum Vorschein. Das Ende möchte ich jetzt zu fassen kriegen und versuchen, das
    ganze, verzweifelte Knäuel aufzuwickeln!“
    Unser Flugzeug hatte Verspätung, und wir mußten eine Stunde im Flughafen warten. Es war ganz deutlich, daß Mrs. Stone Tante Helenes Gesellschaft suchte. Sie setzte sich zu uns und erzählte von Ayers Rock, diesem merkwürdigen Felsgebilde, einem roten Monolithen, der ganz einsam auf einem weiten Hochplateau aufragte.
    „Das wird ja für Sie als Geologin besonders interessant sein!“ meinte Tante Helene.
    „Ja, klar. Ehrlich gesagt ist Ayers Rock für mich der Hauptgrund für diese Reise. Ich freue mich auf übermorgen. Ich habe eigentlich immer gewünscht, diesen - diesen geologischen Leckerbissen zu sehen!“
    „Und ich freue mich auf Adelaide“, sagte ich. „Da gibt es für uns einen Leckerbissen, den Zoo! Nicht wahr, Tante Helene, da lassen wir alles andere links liegen und sind am Zootor in dem Augenblick, wo aufgemacht wird!“
    Auf meiner anderen Seite saß eine Reiseteilnehmerin, deren Namen ich heute noch nicht weiß. Sie war Offizierswitwe, und wir nannten sie immer nur „Die Majorin“. Sie drehte jetzt den Kopf und sah mich erstaunt an.
    „Gehen Sie in den Zoo ? Du lieber Himmel, man fährt doch nicht nach Australien, um in Zoos zu gehen!“
    „Doch“, antwortete ich. „Das heißt, ich bin gefahren, um einmal in meinem Leben Koalabärchen zu sehen!“
    „Koalabärchen!“ Sie prustete förmlich, überlegen und mitleidig. „Die können Sie doch in einem europäischen Zoo sehen!“
    Ihre überlegene Art brachte meine seelischen Igelstacheln zum Sträuben.
    „Leider nicht“, antwortete ich kühl. „Die gibt es dort nicht.“ „Natürlich! Ich habe sie selbst in Whipsnade gesehen!“
    „Haben Sie? Das ist ja phantastisch. Wovon sollten sie denn leben? Man hat in Whipsnade keinen Eukalyptuswald, und Eukalyptusblätter sind die einzige Nahrung der Koalas.“
    „So, und das meinen Sie so genau zu wissen?“ Ihre Stimme war noch die des Besserwissers.
    „Ja, und zwar so sicher, daß ich nicht einmal mit Ihnen wetten möchte, das wäre eine Gemeinheit von mir“, antwortete ich. „Was Sie in Whipsnade gesehen haben, waren wahrscheinlich Waschbären.“
    „Sind Sie Zoologin, Mrs. Brunner?“ fragte Mrs. Stone.
    „Leider nicht, aber mein Mann ist Doktor der Zoologie.“
    Tante Helene hatte sich nicht in das Gespräch gemischt. Sie hörte nur belustigt zu.
    Der Majorin waren anscheinend doch Zweifel an ihrem unfehlbaren Wissen gekommen, denn sie stand auf und fing an, einen Anschlag an der Wand zu studieren. Ja, ja, sie war genau der Typ, der nie zugibt, daß er sich irren kann.
    Dann drehte sie sich noch einmal zu mir um.
    „Well, ich werde die Sache untersuchen“, kam es kühl.
    „Ihr ist es bestimmt nicht recht, daß so ein Fratz wie du besser Bescheid weiß!“ flüsterte Tante Helene.
    Mrs. Stone mußte es gehört haben. Denn, es war kein Zweifel, ein wirkliches, echtes Lächeln erschien in ihrem Gesicht! Wunder über Wunder! Und wie stand es ihr! Es machte das schöne Gesicht noch schöner!
    Ja, wenn der „Fratz“ bei Mrs. Stone ein ehrliches Lächeln hervorrufen konnte, dann ließ ich auch gern diese respektlose Benennung über mich ergehen!
    Im roten Abendlicht flogen wir los. Ich drückte die Nase gegen die

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