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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hörte alles, wie durch einen Nebel. Ich stand da, die Hände fest zusammengepreßt. Vielleicht habe ich gebetet, ich weiß nicht.
    „Ich werde gleich über Funk in Alice Springs nachfragen, ob noch Plätze im Flugzeug nach Adelaide frei sind“, kam nun die ruhige, freundliche Stimme des Piloten. „Wie ist Ihr Name, gnädige Frau?“
    Tante Helene antwortete, sehr klar und deutlich, mit der Stimme, die nicht der netten Tante, sondern der Leiterin eines großen Unternehmens gehörte: „Ich bin Lady Helene Robinson, die Verwalterin der Mary-Green-Stiftung.“
    Es hatte geklappt. Im Flugzeug nach Adelaide waren noch Plätze frei.
    Mr. March reichte Tante Helene unsere Flugscheinhefte.
    „Wenn Mr. Connor sich nicht gemeldet hätte, wäre ich mitgekommen, Mylady. Ich hätte Mrs. Brunner nicht im Stich gelassen. Aber andererseits kann ich schlecht die Gruppe verlassen. Geben Sie Ihre Karten in Alice Springs ab, Sie kriegen neue ausgestellt. Wir sehen uns dann übermorgen abend. Alles Gute, Mylady. Ich denke an Sie, Mrs. Brunner. Und glauben Sie mir, wenn es mit Ihrem Mann sehr ernst geworden wäre, hätten wir über Magellans Londonbüro Nachricht gekriegt.“
    Wie waren sie alle nett und lieb zu uns!
    Im Bus zum Flugplatz legte Tante Helene ihre Hand auf die meine.
    „So, Sonjalein. Heute abend bist du bei Heiko. Mr. March hat recht, Kind. Wenn es ganz was Schlimmes gewesen wäre, hätte uns ein Telegramm erreicht! Und sieh doch, die Zeitung ist vier Tage alt. Der Unfall ist vor fünf Tagen geschehen, Mr. Morgan oder Magellan Ltd. hätten reichlich Zeit gehabt, uns ausfindig zu machen!“
    Mrs. Henderson nickte.
    „Ihre Tante hat recht, Mrs. Brunner! Ich bin schon mal mit einer Magellangruppe gefahren. Dann erreichte mich eine wichtige Nachricht auf einem Flugplatz in Indien! Ach, Lady Robinson, was ich noch sagen wollte, wenn Sie mir Ihre Kofferschlüssel anvertrauen wollen, packe ich für sie und sehe zu, daß Ihr Gepäck mitkommt, wenn wir übermorgen nach Adelaide fliegen.“
    „Und falls Post für Sie da sein sollte, bringen wir sie mit“, versicherten die Schwestern Smith.
    Später, als ich sozusagen zu mir kam und an all diese Freundlichkeiten dachte, war es etwas, was mich mehr als alles andere beeindruckte: Der Abschiedshändedruck von Mrs. Stone und ihre Worte mit einer Stimme, die es nicht gewohnt war, Freundlichkeiten auszusprechen: „Ich werde sehr an Sie denken, Sonja!“
    Im kleinen Flugzeug saß ich neben dem Piloten. So konnte ich hören, wenn er sich mit Alice Springs unterhielt.
    „Ja, gut, ich gebe es weiter, das ist ja fein, ja, sie sitzt neben mir.“ Dann zu mir gewendet: „Eine Beamtin wartet auf dem Flugplatz auf Sie, mit den neu ausgeschriebenen Karten. Sie werden direkt in die große Maschine steigen.“
    „Es war furchtbar lieb von Ihnen, daß Sie gleich mit uns losgeflogen sind!“
    „Na hören Sie mal, das wäre doch noch schöner! Sehen Sie, nun treffen Sie Ihren Mann schon heute, der wird vielleicht überrascht sein!“
    „Ja, wenn er - wenn er bloß imstande sein wird, es zu kapieren. In der Zeitung steht, daß er schwer verletzt ist.“ Ich hörte, daß meine Stimme zitterte.
    „Ach, die Zeitung! Wenn jemand ein paar Bluttröpfchen gesehen hat, schreibt er gleich schwerverletzt. Gucken Sie nach unten, Mrs. Brunner. Sie befinden sich jetzt sozusagen im Herzen von Australien. Wenn Sie gute Augen haben, können Sie da vorne, rechts, vier Känguruhs sehen.“
    Der Pilot gab sich wirklich alle Mühe, um mich zu trösten und abzulenken. Was nützte das alles? Meine Kehle war trocken, mein Herz klopfte. O Gott, mein Heiko - mein geliebter Heiko - was hatte Beatemutti damals, als ich mich verlobt hatte, gesagt? Ob ich nun wirklich Heiko liebe, oder ob es meine Sehnsucht nach Afrika wäre, die mich dazu gebracht hätte - oh, wenn ich selbst jemals gezweifelt hätte, würde ich es jetzt wissen. Alles auf der Welt könnte ich verlieren, alles könnte mir gestohlen bleiben, nur Heiko nicht! Lieber mit Heiko für den Rest des Lebens in einer Zweizimmerwohnung in Hamburg, als ein reiches, interessantes Leben ohne ihn! Wenn ich auch nie Afrika wiedersehen sollte, nie mehr eine Reise machen sollte! Alles schrumpfte jetzt zu Nichtigkeiten ein, und das einzige, was übrigblieb, was meine Seele und mein Herz erfüllte, war das eine: meine Liebe zu Heiko.
    Es ging südwärts. Alles hatte geklappt, eine nette junge Dame vom Bodenpersonal hatte uns zum großen Flugzeug gebracht. Wir konnten uns

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