Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
dicker Genießer seine Blättchen, da schlief ein kleineres Tier, und da.
Ich packte Heiko am Arm.
„Heiko! Guck doch! Es hat ein Junges!“
Ja, tatsächlich! Ein kleines, molliges, weiches Junges mit Druckknopfnase und winzigen Händchen klammerte sich an den mütterlichen Rücken!
„Was haben wir doch für Glück!“ flüsterte Tante Helene.
„Warte bis morgen“, sagte Douglas Little. „Vielleicht werdet ihr dann noch mehr Glück haben!“
Douglas fuhr uns durch die Stadt, aus der Stadt raus, an der herrlichen Küste entlang. Es war traumhaft schön! Wie gern wäre ich hier geschwommen, wie gern hätte ich es versucht, das Wellenreiten mitzumachen. Überall sahen wir junge Menschen, die diesen Sport betrieben, stehend auf kleinen Brettern, - dann fielen sie plumps in die Wellen, kamen wieder hoch, kletterten geschickt wieder aufs Brett - das müßte mir auch einen Heidenspaß machen!
Überhaupt sehnte ich mich allmählich nach einem Bad. Es war glühend heiß. Das Klima war ja subtropisch, und es war jetzt - am ersten Dezember - Hochsommer.
Nachmittags kamen wir dann bei der restlichen Familie Little an und wurden von einer entzückenden Frau, zwei jungen Töchtern und einer schwarzweißen Katze begrüßt.
Sie bewohnten ein herrliches Haus mit einem großen Garten. Da waren Mangobäume, Papayabäume, Eukalyptus - und ein Zitronenbaum voll reifer Früchte.
Und dann das Schwimmbecken!
Heiko sah uns mit langen und neidischen Blicken zu. Er durfte ja mit seinem verbundenen Arm nicht baden. Er grollte leise vor sich hin und ließ sich erst trösten, als die jüngste Little-Tochter sich zu ihm setzte, zusammen mit der Katze und eisgekühlter Limonade.
Überhaupt unterhielten wir uns hauptsächlich mit den beiden netten Mädchen. Tante Helene war ja mit Douglas und Allana seit Jahren befreundet und genoß sichtlich das Zusammensein mit ihnen.
Es wurde spät, bis das Ehepaar uns zurück zum Hotel fuhr.
„Und ihr werdet schon morgen abfliegen, Heiko? Das ist ja furchtbar, nur zwei Tage in Sydney. Aber du, Helenchen, du hast doch noch zwei Tage? Fein, dann ziehst du morgen mit deinen Klamotten zu uns, im Hotel hast du wirklich nichts verloren.“ Schon machte Douglas eine elegante Kurve und hielt vor dem Hotel.
Wir waren so voller Eindrücke, wir hatten soviel Schönes erlebt -und waren redlich müde. Es war ein Genuß, sich in dem „air-conditioned“ Hotelzimmer zwischen kühlen Laken auszustrecken.
„Wie haben wir es gut, Sonnielein“, flüsterte Heiko. „Wie hat das Schicksal es gut mit uns gemeint!“
„Denkst du an die Koalas oder an das Schnabeltier oder die Flughörnchen?“ fragte ich.
„Ich denke hauptsächlich an dich“, sagte Heiko. „Sonnie, ich
habe nur einen brauchbaren Arm, und der befindet sich zufällig unter deinem Nacken. Kannst du das Licht ausmachen?“
Auf Wiedersehen, Australien!
Wir trafen unsere Gruppe am Frühstückstisch. Natürlich ging das gegenseitige Erzählen los, und wir wurden gefragt, wie wir den gestrigen Tag verbracht hatten.
„Ich glaube, Ihre ganze Australienreise besteht aus Zoobesuchen“, sagte Mrs. Connor gutmütig lächelnd. „In Cairns haben Sie die Stadtrundfahrt nicht mitgemacht, in Alice Springs waren Sie nicht mit auf der Station der ,Fliegenden Arzte’.“
„Weil ich bei meinem kranken Mann war!“ rief ich. „Und gerade auf die fliegenden Arzte und auf den Schulunterricht per Funk hatte ich mich so gefreut.“
„Wissen Sie“, tröstete mich Mr. Nicol, „das wirklich Interessante dabei kriegt man doch nicht zu sehen, nämlich die Arzte im Einsatz oder die Schüler beim Unterricht. Es ist übrigens phantastisch, wie das aufgebaut ist! Die Farmen liegen ja unglaublich weit von einander entfernt, zum Teil ohne jegliche Verbindung mit der Umwelt. Ich begreife nicht, wie sie mit dem Leben fertig wurden, bevor sie die gesegnete Funkverbindung hatten! Jetzt haben sie auf jeder Farm eine Hausapotheke, und jedes Medikament ist numeriert. Wird jemand krank, ruft man die Station der fliegenden Ärzte. Oft begreift der Arzt, was los ist, wenn die Leute alle Symptome genau schildern, und kann gleich über Funk sagen, was sie machen sollen! Geben Sie zwanzig Tropfen von Nummer 87 - dreimal am Tag eine Tablette von Nr. 34 - rufen Sie morgen früh die Temperatur durch -geben Sie sofort und noch einmal heute abend einen Eßlöffel von Nr. 22! So vermeiden sie, daß die Durchfallpatienten Ohrentropfen kriegen oder die Grippekranken Magentabletten!
Weitere Kostenlose Bücher