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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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mir im Haushalt helfen, und ich - höre und staune - werde berufstätig! Zum erstenmal in meinem Leben! Ich bin ganz stolz bei dem Gedanken, daß ich freitags eine Lohntüte nach Hause bringen werde!
    Na, jetzt möchtest Du wissen, wer in aller Welt Deine alte Mutter beschäftigen kann. Ich werde es Dir verraten: Ich werde jeden Vormittag, vier Stunden Butterbrote machen! Und zwar feine Partybrote, nach dem allerbesten dänischen „Smörrebröd-Muster“. Nämlich in Fräulein Martinsens „Butterbrotzentrale“. Welch Glück, daß ich in einem Land wohne, wo Butterbrote ganz großgeschrieben werden! Fräulein Martinsen hat einen gewaltigen Umsatz. Sie liefert nicht nur für Partys, sondern sie verkauft auch fertige Butterbrotpakete für den Ausflugs-Freßkorb oder für Büroleute und Schulkinder, die ihre Schulbrote vergessen haben - na ja, und so allerlei. Und diese Arbeit - das ist doch etwas, was ich kann! Wieviel tausend Butterbrote, glaubst Du, habe ich in meinem Leben gemacht?
    Ich fange am Montag an und freue mich riesig darauf. Vati hat natürlich protestiert, aber ich habe ihn zur Vernunft gebracht! Es bedeutet für mich nichts weiter, als eine Stunde eher aufzustehen und nachmittags ein bißchen konzentrierter arbeiten. Jetzt, wo wir nur zu zweit sind, habe ich doch das Gefühl, daß ich nur Daumen drehe. Wenn dann Tanja kommt und mir einen Teil der Hausarbeit abnimmt - es wird spielend gehen! Ich werde eisern sparen, denn wenn das Kindchen kommt, werden wir ja Geld brauchen. Der kleine Racker hat sich schon für Mitte März angemeldet! Der einzige Vorwurf den ich Olav und Tanja mache, ist der, daß sie nicht eher Bescheid gesagt haben. Solche Schafsköpfe! Also, sie werden am 5. Dezember getraut. Dann hat Tanja ihre Bürostellung in Bergen zum 15. Dezember gekündigt. Zu Weihnachten kommen sie hierher. und wie wir uns freuen! Und wenn Olav dann kurz nach Neujahr zurückfährt, bleibt Tanja bei uns. Natürlich wird es uns etwas Geld kosten, aber ehrlich gesagt, ich freue mich! Es ist scheußlich leer jetzt, wo Ihr alle aus dem Haus seid. Es wird so schön sein, wieder einen jungen Menschen hier zu haben. Tanja hat uns geschrieben, einen ganz entzückenden Brief, so voll Dankbarkeit!
    Ja, Heidilein, so ist also die Situation bei uns. Nun sollst Du Dir über unsere Geldprobleme keine grauen Haare wachsen lassen (sie würden Dir auch nicht stehen!). Wir werden alles schaffen! Du ahnst ja nicht, wie liebevoll ich die Partyschnitten streichen werde! Und Dein Geld für die ersten vier Semester ist schon auf die hohe Kante gelegt, das wird nicht angerührt.
    Natürlich wäre es schön, wenn wir zur Trauung nach Bergen fahren könnten. „Hochzeit“ kann ich ja nicht sagen, sie lassen sich in aller Stille trauen. Nun ja, wir wären gern dabeigewesen, aber die Reise Tjeldsund-Bergen für zwei Personen, und eine Nacht im Hotel, das wäre uns zu teuer.
    Senta ist schon dabei, all die Babysachen von ihrem Sprößling zusammenzuklauben. Und ich bin beim ersten Strampelhöschen für das Kleine. Dabei werde ich ganz sentimental!
    Noch eins, mein Mädchen. Du wirst verstehen, daß wir bei unserer Sparpolitik auch in puncto Weihnachtsgeschenke vorsichtig sein müssen. Außerdem ist das Paketporto unwahrscheinlich teuer geworden. Beate will Dir unbedingt ein Paket schicken, aber ich glaube, daß wir es anders machen. Ist es Dir recht, wenn Du von uns nur eine ganz kleine Überweisung bekommst? Das wird viel billiger als Paketschicken, und Geld brauchst Du ganz bestimmt! Dazu kriegst Du einen Weihnachtsbrief ganz, ganz voll Liebe!
    Weißt Du, ich bin so froh, daß wir dieses Problem nun schaffen können - ich meine also das mit Tanja und dem Kindchen - und ich bin glücklich über die Arbeit, die ich bekomme, und das Geld, das ich verdienen werde. Ich bin froh, weil wir alle gesund sind, weil wir uns verstehen und liebhaben. Ich bin glücklich, weil mein geliebtes Nesthäkchen ein so großes, tüchtiges Mädchen geworden ist, das im Ausland in einer fremden Sprache studiert und seinen Weg macht.
    Nun grüße die gesegnete Frau von Waldenburg. Ob sie eigentlich selbst weiß, wieviel sie für Dich und uns tut?
    Vati grüßt natürlich sehr herzlich. Er ist dabei, das Zimmer der Jungen zu streichen. Das werden wir für Tanja einrichten.
    Eine ganz liebe Umarmung, mein Heidilein, von
    Deiner Mutti“
    „Heidi! Wo bleiben Sie? Das Essen wird kalt!“ Ich rannte runter.
    „Entschuldigen Sie vielmals, Frau von Waldenburg - ich

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