Rywig 10 - Machst Du mit Senta
blamiert!
Wir aßen zu Mittag in einer Cafeteria und Heiko hatte durchgesetzt, daß wir freie Wahl hatten, ,bis zu acht Dollar’, wie er sagte. Natürlich könnten wir teurer essen, aber was über acht Dollar war, mußten wir dann selbst bezahlen.
„So vermeiden wir Meckern und Unzufriedenheit“, hatte Heiko erklärt, und Herr Weiden nickte und war einverstanden. Kunststück! Es war sowieso Heiko, der die ganze Buchführung hatte, und abends nahm er die Bons und machte Abrechnungen!
Als wir zurück zu unserem Motel kamen, zogen die Teilnehmer sich zur Mittagsruhe zurück. Aber ich konnte nicht schlafen. Bald würde wohl Rolf kommen! Sicher per Taxe vom Flugplatz! Ich setzte mich auf einen Stein am Straßenrand und hielt Ausschau. Da kam Herr Weiden. „Störe ich Sie, Frau Skogstad?“
„Gar nicht. Bitte, suchen Sie sich einen weichen Stein zum Sitzen aus! Übrigens, sind Sie nun sicher, daß ich nicht meine Schwester bin?“
„Ja, merkwürdigerweise bin ich das. Sagen Sie übrigens“, er guckte mich mit einem kleinen neckischen Lächeln an, „haben Sie morgen wieder Dienst?“
„Was meinen Sie?“
„Ja, da Sie gestern Ihre Schwester vertreten haben, dachte ich, Sie würden sich jeden Tag ablösen?“
„Da haben wir den Salat!“ seufzte ich. „Aber nun sagen Sie bloß, wie Sie das herausgefunden haben!“
„Oh, das war nicht so schwer. Ich wußte, daß eine der Zwillinge vorgestern eine Schürfwunde hatte. Ich habe ihr selbst mit einem Pflaster ausgeholfen.“
„Ja, aber wußten Sie dann, welche?“
„Nein, eben nicht! Aber jedenfalls war es die, die gestern nicht Reisehosteß war. Die mit der Schürfwunde trug offene Sandalen und man konnte deutlich das Pflaster sehen.“
„Ja, aber.“
„Ich brauchte also nur herauszufinden, wer das Pflaster trug, und das war ganz einfach. Heute stand ich hinter Ihnen im Andenkenladen und habe mir gemerkt, daß die ohne Pflaster, also die, die gestern Dienst hatte, ein Paar kleine Mokassins kaufte, und die andere, die heute Anstecknadel und Kopftuch trug, zwei Paar aussuchte -zwei ganz winzige Paar. Also: Die mit dem Pflaster hat Zwillinge und mußte Frau Brunner sein. Die, die gestern Dienst hatte, konnte nur ein Kind haben und müßte Frau Skogstad sein. So einfach war es.“
Ich mußte lachen. „Sie haben aber einen scharfen Blick! Hoffentlich haben es nicht die anderen!“
„Sagen Sie“, kam es langsam von Herrn Weiden, „warum machen Sie das eigentlich?“
„Das ist doch klar! Damit Sonja auch etwas von der Reise hat, damit sie nicht jeden Tag nur an das Wohlergehen der Gruppe denken muß! So erleben wir beide wenigstens die halbe Reise als Privatmensch!“
Herr Weiden lächelte. „Das ist ja furchtbar lieb von Ihnen - denn eigentlich ist es ja Ihre Schwester, die als Hosteß angestellt ist. Aber warum sagen Sie es nicht der Gruppe, ganz einfach? Früher oder später wird etwas geschehen, was den einen oder den anderen auf die Spur bringen wird. Zum Beispiel.“
„Ja, zum Beispiel als der verflixte Scherning mich nach einem Suaheliwort fragte! Dabei besteht mein Suaheliwortschatz aus dem einen Wort Jambo’ was ,Guten Tag’ bedeutet!“
„Ja, sehen Sie! Erzählen Sie es doch ganz einfach! Solange Sie sich so reizend um die alten Damen kümmern wie gestern, wird kein Mensch etwas dagegen haben, daß Sie Sonja ablösen!“
„War ich reizend? Oh, das höre ich gern. Wissen Sie, ich glaube Sie haben recht. Das schlimmste ist ja, daß ich, wenn ich Dienst habe, den lieben langen Tag so tun muß, als wäre mein Mann mein Schwager, und wir dürfen weder Küßchen geben noch Händchen halten!“
„Wenn das kein schwerwiegender Grund ist!“ schmunzelte Herr Weiden. „Übrigens, wissen Sie, mit wem ich mich gerade unterhalten habe? Mit der kleinen Isabel. Sie war ausnahmsweise ganz nüchtern. Es ist schade, daß das nette Mädchen diesem verdammten, oh, Entschuldigung, ich meine, diesem unglückseligen Alkohol verfallen ist! Wenn ich bloß wüßte, wie sie dazu kam.“
Ich erzählte ihm von meinem Gespräch mit Isabel beim gemeinsamen Händewaschen. Vielleicht war es indiskret von mir, aber anderseits: Sollte man ihr helfen, mußte man ja den Grund des ganzen Unglücks kennen. Und wer konnte wissen - vielleicht konnte der nette junge Herr Weiden helfen?
„Armes Häschen“, sagte er, als ich meinen Bericht abgeschlossen hatte. „Wenn man siebzehn ist, wird man schwer mit einer unglücklichen Liebe fertig!“
„Es klingt, als ob
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