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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Bescheid darüber hinterläßt, was er genommen hat und wann er es zurückbringen wird.
    © Wenn ein Mann deine Vorräte stiehlt, darfst du ihn erschießen.
    ©     Du darfst die Schürfstelle eines anderen nicht klauen.
    ®     Wenn du ein neues Goldvorkommen entdeckt hast,
    sollst du es allen erzählen.
    ©     Sei du zu den anderen, wie du möchtest, daß andere auch    zu
    dir sind.
    Und dann kam das zehnte Gebot, was uns furchtbar viel Kopfzerbrechen verursachte:
    ®     Share your klooch with your neighbour.
    Was in aller Welt bedeutete „klooch“? All die kleinen Reisewörterbücher wurden herausgeholt, in keinem stand das Wort klooch. Was würde es bedeuten? Was sollte man immer mit dem Nachbarn teilen?
    „Das Essen“, schlug einer vor. „Abfallhaufen“, meinte ein anderer. Vorratskammer, Brennholz, Kleidung, Kautabak, Schürfwerk-zeug, Kochtöpfe, Jagdwaffen - wir dachten an alle Möglichkeiten, und niemand wußte Bescheid.
    Dann kam Herr Weiden als rettender Engel. Er lachte sich schief über unsere Vorschläge und fragte, ob wir vielleicht eine Verabredung hätten? Sollte etwa eine Prämie für die richtige Antwort vergeben werden?
    „Ja!“ rief Herr Birkental. „Dem Gewinner schenke ich ein Pfund echten Alaska-Räucherlachs, wenn wir nach Anchorage kommen!“ „Den Lachs essen Sie lieber selbst“, schmunzelte Herr Weiden. „Klooch ist ein Wort, das aus dem Eskimoischen stammt, und es bedeutet Weib. Also: ,Teile dein Weib mit deinem Nachbarn.’“
    „Was?“ rief Rolf. „Und einem solchen Gesetz soll ich gehorchen? Ich gebe mein Zertifikat zurück!“
    „Aber das kann doch nicht die Möglichkeit sein - lebten die Goldgräber danach?“ fragte Doktor Scherning.
    „Anscheinend ja! Es ist eine Sitte, die auch von den Eskimos kommt. Sie sind sehr gastfreundlich und haben die Einstellung, daß für einen Gast alles getan werden soll. So gab es jedenfalls früher bei einigen Eskimostämmen diese Sitte. Wenn ein Gast kam, stellte der Gastgeber ihm seine Hütte, sein Essen und seine Frau zur Verfügung! Und in der Goldrauschzeit waren Frauen Mangelware. Da mußte man sich schon als guter Nachbar zeigen und alles, was man an Wertvollem hatte, mit den Kameraden teilen!“
    Was in der nächsten halben Stunde unter den Eheleuten an Witzen gesagt wurde, könnte ein Buch füllen.
    „Ein Gutes ist dabei“, meinte Heiko. „Wir fahren ja zum Glück schon heute Nachmittag ab, und dieses Gesetz gilt nur für das Yukon-Territorium! Und solange wir uns hier aufhalten, lasse ich mein ,klooch’ nicht aus den Augen, damit Sie das wissen, meine Herren!“ Wir wanderten über eine große Staubrücke und sahen uns das tosende Wasser an, ebenso eine lange Fischleiter für die Lachse.
    Dann hieß es wieder packen. Ich hatte das dauernde Kofferpak-ken allmählich satt!
    „Darf ich zu euch kommen?“ fragte meine Schwester und steckte den Kopf zur Tür hinein. „In unserem Zimmer sitzen Heiko und das ,Baby’ mit all ihren Papieren. Es gibt keinen Platz für mich, und ich muß unbedingt etwas an Heikos Sportjacke nähen, da ist ihm bei seiner Bruchlandung eine Naht geplatzt.“
    „Gib doch her“, sagte ich. „Ich bin mit dem Packen fertig, außerdem nähe ich besser als du.“
    „Oh, du bist ein Engel! Dann habe ich eben noch Zeit, hinunterzulaufen und ein paar Ansichtskarten zu kaufen.“
    Weg war sie, und ich machte mich ans Nähen. Als die Tür hinter mir aufgemacht wurde, dachte ich, es sei Sonja, die zurückkam und drehte mich gar nicht um. Wer kann mein Staunen beschreiben, als jemand mir zärtlich den Nacken küßte?
    „Jetzt mach aber einen Punkt!“ rief Rolf, der mir gegenüber saß. „Was meiner Frau an Küssen zusteht, besorge ich, verstanden?“
    „Ach so, du bist es“, kam Heikos Stimme, sehr ruhig und gelassen. „Nun ja, wenn auch! Denk an das zehnte Gebot! Share your klooch with your neighbour!“

Nebel
    Die Zeit in Whitehorse war eigentlich viel zu kurz. Als unsere Koffer gepackt waren und wir die Zimmer verlassen mußten, hatten wir noch Zeit, den Indianerfriedhof und das historische Schiff „S.S. Klondike“, zu besichtigen. Der Indianerfriedhof war etwas Merkwürdiges: Da standen überall kleine ,Geisterhäuschen’, in denen ursprünglich Essen, Tabak, Pfeifen und andere Dinge für die Geister parat gestanden hatten. Nun ja, die alten Ägypter gaben ja auch den Toten allerlei mit, sogar kostbaren Schmuck.
    Mehr lebensnahe war das Schiff Klondike. Es war jetzt an Land

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