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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Schiffsverkehr, eine kleine, rührend altmodische Stadt mit vielen Holzhäusern. Und nicht weit von unserer Anlegestelle ein Hafen für kleine Wasserflugzeuge.
    Während der halben Stunde, die wir dort verbrachten, startete ein Flugzeug und zwei landeten - ich meine wasserten - gekonnt und elegant auf dem blinkenden See.
    „Guck genau hin, Heiko“, ermahnte Rolf. „So macht man es nämlich!“
    „Danke für die Erläuterung, ich weiß es“, brummte Heiko, der zu uns hingekommen war und voll Neid - meine ich - die elegante „Niederkunft“ der Kleinflugzeuge beobachtete. „Wo ist unser ,Babygesicht’ eigentlich?“ fragte Sonja. „Habe ihn nicht gesehen, aber Isabel ist gerade aufs Achterdeck gegangen. Dann besteht die Möglichkeit, daß er sich auch da befindet“, meinte ich.
    Das stimmte. Sonja bat ihn, jetzt, wo beinahe die ganze Gruppe oben auf dem Sonnendeck versammelt war, doch einen kleinen orientierenden Vortrag zu halten, über das, was uns heute und morgen erwartete.
    Er hielt uns einen höchst interessanten Vortrag über die Zeit des Goldrausches, eine Zeit, die uns heute und morgen ganz naherücken würde.
    So waren wir gut gerüstet, als wir am Nachmittag in der merkwürdigen kleinen Stadt Skagway ankamen. Ein Überbleibsel aus der Goldrauschzeit kurz vor der Jahrhundertwende - ein Städtchen, das damals schnell entstanden war, das in der goldenen Zeit die wichtigste Exportstadt war, mit zwanzigtausend Einwohnern, mit Läden und -natürlich-Vergnügungslokalen. Denn die Goldgräber, die sozusagen die Taschen voll neuerworbenem Reichtum hatten, waren auch willig, viel auszugeben!
    Die Häuser von damals standen zum Teil noch. Ulkige kleine Holzhäuser, deren Ornamente und Ausstattung eine deutliche Sprache von dem Goldgräbergeschmack sprachen. Das Hotel, wo wir einquartiert wurden, war damals als Prachtstück der Stadt erbaut worden, eine solche Rarität, daß es jetzt gegen Eintrittsgeld zu besichtigen war. Ein sehr großes, weiß gestrichenes Holzhaus mit breiten Korridoren, mit großen Zimmern und mit einer Ausstattung, daß wir uns in die Jugend unserer Urgroßeltern versetzt fühlten!
    „Senta!“ rief Rolf, als wir unser Zimmer betraten. „Wenn ich dies gewußt hätte, hätten wir unsere Hochzeitsreise hierher gemacht! Stell dir vor, die Hochzeitsnacht in einem vergoldeten Himmelbett zu verbringen!“
    Da waren - als Ausstellungstücke auf dem Korridor - altmodische Waschtische mit schweren Kannen und Schüsseln und Nachttöpfen aus Porzellan mit Blumenmuster. An den Wänden hingen Fotos von Männern, die sich damals verdient gemacht hatten.
    Von dem Reichtum und der Abenteuerstimmung war jetzt nichts zu spüren. Die Einwohnerzahl war von zwanzigtausend auf sechshundert gesunken, und es war wohl der Touristenverkehr, der hauptsächlich das kleine Städtchen am Leben hielt. Jedenfalls waren Andenkenläden in Hülle und Fülle da. Aber wenn man ein Glas Pulverkaffee kaufen wollte - und das wollten viele von uns - gab es nur ein einziges Geschäft.
    Als wir am folgenden Morgen schweren Herzens das goldene Himmelbett verlassen hatten, glaubte ich beinahe, daß der Kalender einen Hopser zurück ins vorige Jahrhundert gemacht hätte. Denn die kleine Bahn, die wir jetzt bestiegen, um nach Whitehorse zu fahren, sah wirklich aus, als wäre die Zeit spurlos über sie hinweggegangen. Es war eine ulkige, spielzeugähnliche Schmalspurbahn mit einer rührenden kleinen Lokomotive, wie man sie sonst nur in technischen Museen sieht. Die Wagen hatten keine festen Bänke, sondern Stühle, die man nach Belieben drehen konnte, je nachdem ob man rechts oder links auf die Landschaft gucken wollte. Am Ende der Wagen ein kleiner Kohleofen mit Schornstein - und dann ein Behälter für Trinkwasser.
    Die Lok pustete bergauf, in eine herrliche Gebirgswelt, die uns Norwegern beinahe patriotische Gefühle gab. Die unzähligen kleinen Seen, die Zwergbirken, das Heidekraut und die grauen Berge sahen ganz so aus wie wir es aus Norwegen kannten.
    Aber die geographischen Namen waren anders. Die hatten die Goldgräber von damals geschaffen, und viele von ihnen bezogen sich aus Geschehnisse in dem harten Dasein der Goldsucher. Ein Punkt an einer besonders steilen und unzugänglichen Gegend hieß einfach ,Dead horses’ - ,Tote Pferde’. Welche Tragödie hatte sich da wohl abgespielt?
    Auf einem der höchsten Punkte hielt unsere Bimmelbahn und spuckte sozusagen all die Fahrgäste aus. Im Bahnhofsgebäude gab es Mittagessen,

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