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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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loszuwerden. Bis jetzt habe ich ungefähr so viel abgenommen wie Sven Gerhard zugenommen hat. Heute muß ich mich hinsetzen und meine Jeans und einen Rock enger machen.“
    „Und ich dachte, du würdest mit uns angeln fahren!“
    „Dazu ist Katrin besser geeignet. Ich passe auf das Goldkindchen auf, und gleichzeitig kümmere ich mich um meine zu weiten Kleidungsstücke.“
    „Oh, wie schön, endlich wieder zu angeln!“ rief Katrin. „Was täten wir bloß ohne dich, Allegra?“
    „Dann hättest du eben das Angeln den Männern überlassen müssen! Verschwindet bloß, in drei Stunden soll dein Sohn seine nächste Mahlzeit haben!“
    „Als ob ich das nicht wüßte! Also los, ihr faulen Mannsbilder, mal sehen, wie viele Fische wir in drei Stunden schaffen!“
    Die drei machten sich fröhlich auf den Weg, ich räumte ab und holte den Kleinen runter ins Wohnzimmer, damit ich immer ein Auge auf ihn werfen konnte. Er schlief fest - mollig, rosig, quietschgesund und zum Fressen süß.
    Ich fing an mit Trennmesser und Meßband die Hosen aufzutrennen.
    Das ist eine Arbeit, die einem erlaubt, die Gedanken in andere Richtungen laufen zu lassen. Meine liefen Richtung Köln.
    Hast du Liebeskummer, hatte Andreas gefragt. Nun, Liebeskummer hatte ich nicht unbedingt, aber ich wunderte mich über Hartmut. Er hatte wochenlang nichts von sich hören lassen, nicht, seit ich ihm einen langen Brief schrieb, an dem Abend, als Sven Gerhard geboren wurde. Und das war jetzt fünf Wochen her!
    Unfaßbar, daß Hartmut gar nicht auf den Brief reagiert hatte. Gerade auf den Brief. Hatte er meine Fragen als lästig empfunden? Oder überlege er sich, was er antworten sollte - war er womöglich dabei, einen langen, lieben und ausführlichen Brief zu schreiben?
    Ich stand auf, um die Nähmaschine rauszuholen. Ich sah auf die Uhr. Schon zehn, dann müßte die Post dasein!
    Nichts wie raus zu unserem Briefkasten, der draußen neben dem Tor hing.
    Ja, ganz richtig. Einen Brief für Bernt aus Oslo, und dann zwei für mich. Der eine von Mutti, der andere, maschinegeschrieben, aus Köln.
    Also doch!
    Endlich ein Lebenszeichen von Hartmut! Aber seit wann schrieb er mit der Maschine?
    Wie ein Kind, das die Kirschen in der Suppe bis zuletzt liegen läßt, um sie ganz zuletzt richtig genießen zu können, legte ich Hartmuts Brief beiseite und öffnete den von Mutti.
    Mein liebes Allilein!
    Innigen Dank für Deinen lieben Brief. Ich werde ihn ausführlich beantworten, aber heute muß ich Dir leider etwas Trauriges mitteilen.
    Frau Felsdorf junior rief mich an und bat mich, Dir zu erzählen, daß die alte Dame sanft eingeschlafen ist. Es war ein Herzschlag. Ein barmherziger Tod, sie hat gar nicht gelitten. Es war wohl das beste, was geschehen konnte, denn in der letzten Zeit hatte sie geistig so abgebaut, daß man sich kaum mit ihr unterhalten konnte. Sie kannte nur noch ihre allernächste Familie, hatte vollkommen vergessen, daß sie in Norwegen gewesen war, fragte nicht nach ihrer eigenen Wohnung - sie war ja, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bei dem Sohn.
    Ich weiß, daß die Nachricht Dich sehr beeindrucken wird, Du hattest ja die liebe alte Dame so gern. Deswegen bat die Schwiegertochter mich, es Dir zu erzählen. Sie wollte ungern nur so eine gedruckte Todesanzeige schicken, und zum Briefeschreiben hatte sie begreiflicherweise jetzt keine Zeit. Sie läßt Dich vorerst sehr herzlich grüßen, und sie dankt Dir für alles, was Du für ihre Schwiegermutter getan hast.
    Ich habe in Deinem Namen einen Kranz zur Beerdigung besorgt, das ist Dir bestimmt recht?
    Ich machte eine Pause im Lesen. Ich mußte mir tatsächlich die Augen wischen. Es war irgendwie so unendlich wehmütig. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkehrte, die alte Frau Felsdorf zu besuchen.
    Dann las ich weiter. Mutti freute sich für mich, daß ich es so gut hatte, daß ich gern in der Praxis arbeitete und daß ich jetzt sogar ein bißchen Säuglingspflege praktizieren konnte. Und vor allem freute sie sich, weil ich mit netten jungen Menschen zusammen war.
    Aber ich muß zugeben, daß wir unser Nesthäkchen sehr vermissen, und wir freuen uns unsagbar darauf, Dich wieder bei uns zu haben.
    So endete der Brief.
    Und dann machte ich Hartmuts Brief auf.
    Liebe Allegra!
    Vielen Dank für Deinen Brief. Aber was ist bloß mit Dir los? Ich bin doch immer sehr offen zu Dir gewesen, Du kannst doch nicht erwarten, daß ich meine ganze Seele

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