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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wurde der Brief doch anders.
    Lieber Hartmut!
    Ich danke für Deinen Brief. Du hast mich ein bißchen mißverstanden, ich wollte nicht in Deinem Seelenleben rumstochern. Vielleicht ist es nur meine weibliche Neugier, daß ich Dich ein bißchen näher kennenlernen möchte? Weißt Du, ich brauche Dich eben als Freund, und Du hast mir den Eindruck gegeben, daß das auf Gegenseitigkeit beruht. Denn Du hast mir ja die ganze Zeit regelmäßig geschrieben, und zwar sehr nett geschrieben!
    Ich gratuliere Dir herzlichst zum Auto und natürlich auch zur Schreibmaschine. Du scheinst Dich in Köln wohl zu fühlen, das freut mich. Für Deine Mutter ist es bestimmt ein Segen, daß sie Dich hat. Was hätte sie bloß ohne Dich machen sollen?
    Die Zeit läuft so schnell, in einem halben Jahr fange ich bei Frau
    Doktor Oberbach an. Und in gut zwei Monaten ist Weihnachten!
    Wann bist Du eigentlich mit Deiner Ausbildung fertig? Und wann kehrst Du zurück zu Briefpapier und Ansichtskarten und Kuverts und Kugelschreibern und Geschenkpapier in Opas Geschäft? Na, er wird ja froh sein, daß Du Dich doch dafür entschlossen hast. Vielleicht hat er im letzten Jahr feststellen müssen, daß Du ihm doch so ziemlich unentbehrlich bist.
    Ich glaube schon, daß ich zu Weihnachten nach Hause fahre. Aber irgendwann werde ich ganz bestimmt besuchsweise hierher zurückkommen, denn ich habe hier wirklich gute Freunde gefunden.
    Der Kleine ist jetzt getauft, und bei der Gelegenheit lernte ich Bernts Eltern und seine eine Schwester kennen. Ich bin hell begeistert von der ganzen Familie.
    Ich habe auch ein wunderbares Geschenk bekommen, ein herrliches antikes Armband, aber wie ich dazu gekommen bin, ja, das ist eine lange Geschichte, die ich Dir lieber mündlich erzähle. Hoffentlich dauert es nicht allzu lange, bis ich dazu Gelegenheit bekomme.
    Bis dahin: Alles Gute, fahr vorsichtig mit Deinem neuen Wagen, damit ich in einem beulen- und schrammenfreien Auto Platz nehmen kann, wenn wir uns wiedertreffen.
    Viele herzliche Grüße
    Ich las den Brief dreimal durch. Ja, es war gut so.
    Dann schickte ich ihn ab und fing an, die Daumen zu drücken.

Frühjahrsgefühle im Herbst
    Kein Zweifel. Der Herbst war gekommen, mit Regen und Sturm. Sagen wir, der Spätherbst. September und Oktober waren schön gewesen, aber jetzt! Der Regen trommelte gegen die Fensterscheiben, die Bäume wurden vom Sturm durchgerüttelt, die kleine, nicht gepflasterte Nebenstraße, an der unser Haus lag, bestand aus lauter Pfützen.
    Doppelt gemütlich war es im Haus. „Weißt du, wie die Leute hier in Südnorwegen sagen?“ schmunzelte Katrin. „Wie gut, daß die Häuser hohl sind!“
    Ja, das war tatsächlich gut. Wenn Bernt und ich aus der Praxis kamen, wurden wir pitschnaß auf der kleinen Strecke vom Tor zum Haus. Oder in der Stadt - von der Praxis bis zum Hof, wo der Wagen stand.
    Und wie war es dann schön, in das warme, gemütliche Wohnzimmer zu kommen und ein gut zubereitetes Essen zu kriegen, nicht mehr raus zu müssen! Bernt tat mir oft leid, wenn er weggerufen wurde und bei dem Wetter losfahren mußte.
    „Ja, siehst du, dies ist der Preis, den wir für den schönen Sommer bezahlen müssen“, erklärte Katrin. „Ich kenne es nicht anders, ich bin ja hier aufgewachsen, hier auf dem Lande, in der rauhen Natur -lieblich im Sommer, rauh im Winter. Aber für jemanden, der in einer Großstadt gelebt hat, mit Theater und Konzertsälen in der Nähe und Kino an der nächsten Ecke, ist es bestimmt komisch.“
    „Nicht komisch“, protestierte ich, „aber natürlich ungewohnt. Ich glaube, bei den beliebten Ferienorten denkt man gar nicht daran, daß das Jahr nicht nur aus Sommer besteht, so wie man die Bilder in den Prospekten gesehen hat. Man vergißt, daß in den Ferienparadiesen auch Herbst und Winter mit Sturm und Regen kommen. Übrigens vermisse ich weder Kino noch Theater, wir haben ja das gesegnete Fernsehen.“
    „Und wir haben einander“, lächelte Katrin. „Zugegeben, daß wir etwas isoliert wohnen, aber dafür haben wir unsere Ruhe, und die braucht Bernt vor allem. Und ebenso unerträglich wie es ist, mit unsympathischen Menschen isoliert zu sein, genauso schön ist es, mit lieben Menschen allein in Ruhe zu leben. Wir jedenfalls genießen es! Und was für ein Glück, daß wir uns auch so mit dir befreundet haben!“
    „Wenn jemand von Glück reden soll, bin ich es wohl“, meinte
    ich.
    Und das war meine ehrliche Meinung. Was hatte ich doch für Glück gehabt - wie

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