Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin
blitzschnell bestimmt, aber wenn ihr kommen wollt - ich ahne allerdings nicht, wie wir euch nachts unterbringen können.“
„Bei uns!“ rief Anja. „Senta, hörst du mich? Also, ihr könnt das eine Kinderzimmer haben, wir stellen ein Feldbett.“
„Fein, Anja. Außerdem kann mein Herzallerliebster nicht mitkommen, er hat keinen Vertreter, der die Plomben und die Prothesen übernehmen kann. Aber ich komme, ich fahre mit Papa, und dann Montag zurück. Mein Sohn und mein Mann werden von meinen Schwiegereltern betreut, macht euch keine Sorgen. Und seid recht lieb zu mir, versucht das gutzumachen, was ihr mir angetan habt. Keine Einladung zur Taufe!! Katrin, hast du genug Fressalien im Haus? Du kennst meinen Appetit! Du, ich habe eine Dose dänischen Schinken, den bringe ich mit.“
Ich mußte lächeln. Sentas Stimme war so fröhlich, sie sprach so lustig - und wie fließend hatte sie doch mit mir deutsch gesprochen! Ich freute mich richtig auf sie!
„Kinder, paßt mal auf“, sagte Anja. „Allegra kann ihr Bett behalten, Senta kommt zu ihr, und Beate und Gerhard kommen zu uns! Es ist an der Zeit, daß ich endlich mal wieder meine Lieblingskusine als Übernachtungsgast habe!“
„Na gut“, stimmte Katrin zu. „Aber daß du nicht meine Eltern den halben Tag bei dir behältst! Gegessen wird hier, daß ihr das wißt! Ja, es wird voll, aber für deine Sprößlinge decken wir eben einen Katzentisch, das wird schon gehen.“
Die geänderten Pläne machten natürlich mehr Arbeit, aber es ging großartig, mit Witzen und Gelächter. Ich genoß es richtig!
Während des ganzen Trubels hatte ich auch wenig Zeit, an meine eigenen Probleme zu denken. Nun ja, zwischendurch plante ich schon im Kopf den Brief, den ich Hartmut schreiben wollte. Jetzt würde ich es können, nach allem, was die wunderbare Beate Rywig mir klargemacht hatte.
Am Samstag nachmittag rollte dann Doktor Rywigs Auto vor unser Tor, mit Senta am Steuer.
„Wir sind wie die nackten Wilden gefahren!“ teilte Senta mit.
„Wir haben uns am Steuer abgelöst, und der Reihe nach gegessen während der Fahrt - ja klar hatte ich Freßkorb und Thermos mit. Nur einmal fünf Minuten Pause, um ,Herren’ beziehungsweise ,Damen’ aufsuchen zu können!“
Sie war genauso, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Blond, lächelnd, fröhlich und plauderfreudig. Ihr Vater war ruhig, freundlich, ein gutaussehender Mann mit grauen Schläfen und zwei klugen, lebhaften Augen hinter der Brille.
Dann wurde der Grund des ganzen Familientreffens feierlich vorgeführt, frisch gebadet, entzückend in seinen feinsten Strampelhöschen.
Senta holte in Windeseile ihren Fotoapparat aus dem Koffer, und alle wurden der Reihe nach mit dem Goldkind geknipst.
„Setzen Sie sich dazu, Senta, ich kann die Aufnahme machen“, schlug ich vor.
„Ja fein, und dann mache ich nachher eine Aufnahme von Ihnen mit dem Kleinen. Nur schade, daß die Kreuzotter fehlt!“
Sie sprach deutsch mit mir, nachher ging sie zum Norwegischen über, und dann duzten wir uns plötzlich.
„Soll ich bei dir schlafen? Prima!“ rief Senta. „Es ärgert mich ja immer, daß ich so wenig Gelegenheit habe, Deutsch zu sprechen, ich möchte es doch nicht verlernen.“
„Du sprichst es ja ganz fließend“, meinte ich.
„Kunststück! Zwei Jahre als Haustochter in Deutschland, nachher zwei Jahre Ausbildung als Diätküchenassistentin an der Uniklinik in Kiel! Wenn ich dann nicht die Sprache beherrschen sollte!“
Als wir endlich, nach einem urgemütlichen Abend, in unsere Betten gekrochen waren, gab Senta mir das Kompliment zurück.
„Du sprichst doch auch phantastisch gut Norwegisch. Wie kommt das?“ wollte sie wissen.
„Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Ich spreche Schwedisch, dann ist es nicht so sehr schwer, sich auf Norwegisch umzustellen. Aber mehr kann ich auch nicht. Du hättest bloß meine Englischzensuren in der Schule sehen sollen!“
„Sie waren bestimmt nicht schlimmer als meine. Aber ich habe ja etwas zulernen müssen. Ich war in Afrika, da ging alles auf englisch, und voriges Jahr waren mein Mann und ich mit Sonja und Heiko in Amerika. Da mußten wir ja wohl oder übel Englisch sprechen.“
„Du bist aber weit rumgekommen auf dieser Welt!“
„Nichts im Vergleich mit meiner Schwester. Wir wissen nie, wo auf der Welt sie sich zufällig aufhält! Und sie fühlt sich sauwohl -oh, Entschuldigung, das darf man wohl nicht sagen?“
„Du kannst ja pudelwohl sagen! Das klingt ein bißchen
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