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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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verdeckten. In den Nachrichten sprach man von einem »Jahrhundertsturm«.
    Das gefiel ihm.
    Gewiss würde er sich schon bald wieder ans Werk machen können. Es hing natürlich auch davon ab, ob Andrew Prescott durchkam oder nicht. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er in die Dunkelheit.
    Hab Geduld. Du schaffst das schon.
    Der Wind fegte durch die Bäume, schlug ihm ins Gesicht und kühlte sein Blut. Die Schneeflocken verwandelten sich in stecknadelkopfgroße Eiskugeln, ein sicheres Zeichen dafür, dass ein Blizzard heraufzog.
    Gut.
    Es kam ihm mehr als gelegen, wenn der Campus vom Rest der Welt abgeschnitten war.
    Heute Abend würde er sich zwingen, sich still zu verhalten. Heute Abend würde er seine Gefühle im Zaum halten. Doch schon bald wäre es Zeit für sein ultimatives Ziel.
    Entschlossen kehrte er zu seiner Unterkunft zurück.
    Niemand würde sich etwas dabei denken, wenn er ihn um diese Uhrzeit sah, zumal er allein unterwegs war. Und genauso sollte es bleiben. Zumindest so lange, bis er die Dinge geklärt hatte.

    Tropf, tropf, tropf.
    Jules schlich zum Arbeitszimmer, angezogen von dem flimmernden graublauen Licht eines Fernsehers wie von einem Magnet. Sie wusste, dass etwas in dem Zimmer nicht stimmte. Es fühlte sich leer an und kalt, als wäre der finstere Geist des Unheils hindurchgefegt.
    Die Glastüren standen offen, eine leichte Brise spielte mit den hauchdünnen Vorhängen. Das rote Licht des Videorekorders zeigte an, dass das Gerät lief, die Digitaluhr stand auf zwei Uhr siebenundvierzig.
    Jules spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam, als sie auf den Fernsehschirm starrte, über den Bilder in gedämpften Farben tanzten, eine Studie aus Licht und Schatten.
    Und immer noch dieses Tropfen. Sie blickte auf das Messer in ihrer Hand hinab. Blutstropfen perlten von der Klinge auf ihren Fuß und bildeten um ihre Zehen eine Pfütze. Eine blutige Spur führte zum Leichnam ihres Vaters, der auf dem Fußboden lag.
    »Was hast du getan?«, schrie Edie.
    Jules riss die Augen auf.
    Einen Augenblick lang wusste sie nicht, wo sie war.
    Die Schule. Richtig. Ich bin an der Blue Rock Academy. Sie blickte auf die Uhr. Fast wäre ihr das Herz stehengeblieben.
    Zwei Uhr siebenundvierzig.
    »O Gott«, flüsterte sie und versuchte, ihren rasenden Puls zu beruhigen. Sie drehte sich auf die Seite und atmete tief ein und aus, während der Traum in den dunklen Ecken ihrer Seele verschwand. Ihre Muskeln waren verkrampft, und sie schwitzte, obwohl es im Zimmer eiskalt war.
    Draußen vor ihrer Tür vernahm sie ein leises Knarzen, und für eine Sekunde dachte sie, jemand sei in ihrem Zimmer gewesen, habe heimlich ihre Sachen durchwühlt und sich über sie gebeugt, während sie schlief.
    Schaudernd zog sie die Decke bis unters Kinn und rollte sich zusammen. Das bildete sie sich nur ein. Die Überbleibsel aus ihrem Traum machten ihr zu schaffen, quälten sie.
    Ihr Bademantel lag am Fußende ihres Betts, genau dort, wo sie ihn hingeschleudert hatte. Sie stand auf, zog ihn über und trat ans Fenster, wo sie die Vorhänge öffnete.
    Irgendwann während der Nacht hatte es aufgehört zu schneien. Der Streifenwagen des Deputys war verschwunden, zurückgeblieben waren tiefe Spuren im Schnee. Zwischen den einzelnen Gebäuden waren auf den zugeschneiten Wegen Trampelpfade zu erkennen, Fußspuren.
    Spuren, die auch zum Stanton House führten.
    Was an und für sich nichts Außergewöhnliches war. Die Deputys waren nach wie vor im Dienst, und Reverend Lynch hatte versprochen, dass sie in Blue Rock Wache hielten.
    Trotzdem wurde Jules das Gefühl nicht los, dass jemand in ihrem Apartment gewesen war. Wieder spürte sie, wie ihr ein Schauder den Rücken hinablief.
    »Angsthase«, schimpfte sie sich selbst und ging hinüber zur Tür, um ungefähr zum zehnten Mal in dieser Nacht das Schloss in Augenschein zu nehmen. Es war unversehrt, der Sicherheitsriegel an Ort und Stelle. Alles fest verschlossen.
    Dennoch. Dieser Traum …
    Sie zog den Bademantel eng um sich und kauerte sich aufs Sofa. War er eine Warnung gewesen? Oder hatte ihr nur erneut ihre Fantasie einen Streich gespielt?
    Sie fragte sich, ob sie das jemals herausfinden würde.

Kapitel vierundzwanzig
    D er rauhe Märzwind fegte um den Anführer herum, während er den Campus überquerte und über die neue Lehrerin nachdachte, die man für die entlassene Maris Howell eingestellt hatte.
    Julia Farentino.
    Sie war schön.
    Betörend.
    Hatte Augen von der Farbe eines stürmischen

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