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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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eigenen Neurosen, wie der Typ Mensch, der sich ständig selbst Steine in den Weg legt.
    Unfähig.
    Zu nett. Zu besorgt darüber, was andere Leute von ihr dachten. Zu sehr wie ihre Mutter.
    Doch eins musste Shay ihrer großen Schwester lassen: Wenn es hart auf hart kam und sie, Shay, in Schwierigkeiten steckte, setzte sich Jules für sie ein. Wer hätte gedacht, dass sie den Mut haben würde zu lügen und sich sogar um eine Stelle an der Schule zu bewerben?
    Shay ganz bestimmt nicht.
    Nicht dass Shay davon überzeugt war, Jules könne etwas für sie erreichen. Trotzdem war sie hier – warum? Offenbar hatte sie vor, Detektiv zu spielen und zu beweisen, dass die Schule ein dunkles Geheimnis hatte. Ein Mädchen war ermordet worden – war das nicht Beweis genug?
    Doch Jules kämpfte auf verlorenem Posten, gegen Reverend Lynch und seine Schergen kam sie nicht an. Trotzdem beschloss Shay, das Spiel vorerst mitzuspielen. Sie öffnete die Tür zu ihrem neuen Zimmer. Ihr altes, das sie sich mit Nona geteilt hatte, wurde momentan von der Spurensicherung untersucht, deshalb hatte man sie hierher verfrachtet, nachdem auch ihre Sachen gründlich durchgecheckt worden waren.
    Toll.
    Sie ließ sich auf eines der beiden Betten fallen und dachte an all die Kids, die während der Gebetswache geweint hatten. Manche von ihnen hatten Nona vermutlich nicht mal gekannt. Heuchler. Sie hatte sich mit Nona ein Zimmer geteilt, doch hatte sich deshalb irgendjemand um sie gekümmert? Absolut nicht.
    Shay seufzte und wünschte sich, sie hätte ihren Laptop bei sich, einen Fernseher oder ein richtiges Handy mit Apps statt Nonas billigen Prepaidgeräts.
    Wenn das so weiterging, würde sie noch verrückt werden. Wo Dawg wohl sein mochte? Ihr Freund.
    Vergiss ihn. Tief im Innern weißt du doch, dass er nur wegen Max mit dir zusammen war.
    Sie hasste diesen Gedanken, denn ihr war klar, dass er der Wahrheit entsprach. Als Dawg herausgefunden hatte, dass sie Max Stillmans Tochter war, hatte er sich brennend für sie interessiert. Dabei scherte sich Max einen Scheißdreck um seine Tochter!
    Sie verbannte die Erinnerung an Dawg und all das, was er ihr angetan hatte, und beäugte den Stapel Bücher, die sie für den Unterricht lesen sollte.
    Nein. So verzweifelt war sie dann doch nicht.
    Einen Augenblick lang dachte sie an Vater Jake und fragte sich, wie es wohl wäre, mit ihm zu reden. Er schien ein netter Kerl zu sein, aber was genau wusste sie schon von ihm?
    Nichts.
    Außerdem konnte er ihr ohnehin nicht helfen, ihre Probleme zu lösen. Niemand konnte das.
    Sie streckte sich auf dem Bett aus und hörte Stimmen auf dem Gang, die immer lauter wurden, als kämen sie auf ihr Zimmer zu.
    Klopf, klopf, klopf.
    »Shaylee?« Jemand pochte an die Tür, die unmittelbar darauf aufgestoßen wurde.
    Shay schoss vom Bett hoch. »He!«
    »Hallo, Shaylee«, sagte Dr. Burdette, die unaufgefordert ins Zimmer kam. Sie hielt zwei große, überquellende Plastiktüten in den Händen.
    Crystal Ricci, das magere Mädchen mit dem Drachentattoo am Hals, folgte ihr mit unglücklichem Gesicht. Beladen mit Bettzeug, zerrte sie einen Rollenkoffer hinter sich her.
    »Ich möchte dich nicht allein in einem Zimmer wissen, gerade weil du noch neu an der Schule bist, deshalb wird Crystal während der nächsten ein, zwei Monate deine Zimmergenossin sein. Ihr kennt euch doch bereits, oder?«
    » Kennen ist übertrieben«, widersprach Crystal stirnrunzelnd.
    »Es ist ja nur ein vorübergehend«, wischte Burdette ihren Einwand beiseite.
    »Super.« Crystal in ihrem Flanellschlafanzug wirkte stinksauer. »Ich dachte, ich hätte mir meine Privatsphäre verdient.«
    »Und nun hast du die Chance, jemand anderen eben dabei zu unterstützen«, versetzte Burdette. »Wir haben ein ernsthaftes Problem, Crystal, und wir alle müssen solidarisch sein. Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen –«
    »Ich brauche keinen Babysitter«, fiel Shay Burdette ins Wort.
    »Davon kann keine Rede sein«, beharrte die Oberstudienrätin und stellte die Plastiktüten auf dem Bett ab.
    »Doch, sicher.« Crystal warf Shaylee einen misstrauischen Blick zu. »Machen wir uns doch nichts vor: Niemand vertraut einer Neuen, schon gar nicht, wenn ihre Zimmergenossin ums Leben kommt.«
    Shay versuchte, ruhig zu bleiben, auch wenn sie spürte, wie sich jeder einzelne Muskel in ihrem Körper anspannte. »Du glaubst, ich habe etwas mit Nonas Tod zu tun?«
    »Hast du?«
    »Genug!«, schritt Burdette ein.

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