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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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roten Läufer, der nach vorn zum Altar führte. Jules ging bis zu einer Seitentür und folgte einem Gang bis zur Tür von Reverend Lynchs Privatbüro. Davor blieb sie stehen, sah sich kurz um und klopfte dann an. Wartete. Horchte. Als niemand antwortete, drehte sie vorsichtig den Türknauf.
    Natürlich verschlossen.
    Offensichtlich war sie allein im Gebäude.
    Bei dem Gedanken rieselte ihr ein Schauder das Rückgrat hinab. Was würde einen Mörder davon abhalten, hier hereinzuspazieren und erneut zuzuschlagen?
    Jetzt reiß dich mal zusammen und schau dich ein bisschen um.
    Sie warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass wirklich niemand da war, dann ging sie weiter den Gang entlang bis zu einer nach unten führenden Treppe.
    Zögernd stieg sie die Stufen hinab und fand sich in einem wahren Labyrinth aus Gängen wieder. Hier unten, das wusste sie, wurden Theologie-, Psychologie- und Religionskurse abgehalten. Sie schaltete das Licht ein und blickte in die einzelnen Klassenräume mit ihren Fluchtfenstern, Weißwandtafeln, Tageslichtprojektoren und der flackernden Neonbeleuchtung.
    Nichts Unheimliches oder Verdächtiges.
    Am Ende des Flurs lagen mehrere Toilettenräume, daneben befand sich eine Tür mit der Aufschrift HAUSMEISTER. Offenbar war hier eine Abstellkammer oder ein Heizungsraum. Sie verspürte einen Anflug von Enttäuschung, dass sie nichts Spektakuläres oder zumindest Außergewöhnliches entdeckt hatte, wenngleich ihr natürlich klar war, dass die Leichen, die das Institut im übertragenen Sinne womöglich im Keller hatte, gut begraben wären.
    Jules entdeckte eine zweite, enge Treppe, die sie hinaufstieg und die am Erdgeschoss vorbei zu einer Chorempore hoch über dem Mittelschiff führte. Von hier aus hatte sie einen guten Blick über die Bankreihen unter ihr, genau wie durch die riesigen Fenster hinter dem Altar mit dem Kruzifix dazwischen. Große Teile des Campus waren durch die Fenster zu sehen. Jules stellte fest, dass auch auf der Chorempore zu allen Seiten hin Fenster abgingen, durch die man jeden Winkel des Campus ausspähen konnte. Der Lake Superstition und das Mädchenwohnheim waren sichtbar, die Gruppe von Hauptgebäuden, darunter das Verwaltungsgebäude, das Gemeinschaftsgebäude, das Schulgebäude und die Cafeteria, ein Stück weiter entfernt der Pavillon, sogar die schmale Straße, die zu den Stallungen, Scheunen und Garagen führte. Von hier aus hatte man einen Rundumblick wie von einem Wachturm.
    »Atemberaubend, nicht wahr?«, fragte eine tiefe Männerstimme aus der Dunkelheit.
    Jules schnappte nach Luft. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Fast wäre sie gestolpert, als sie erschrocken herumwirbelte.
    Tobias Lynch stand am Rand der Chorempore, gegen ein Regal mit Liederbüchern gelehnt.
    Jules presste sich eine Hand auf die Brust, als würde das ihr nun heftig hämmerndes Herz beruhigen. War er die ganze Zeit über hier gewesen? Hatte allein in der Dunkelheit über seinen geliebten Campus geblickt?
    »Sie sollten das alles erst mal bei Mondlicht sehen«, sagte er und kam geräuschlos auf sie zu. Plötzlich stand er so dicht bei ihr, dass sie die Wärme seines Körpers spürte. Sie musste sich alle Mühe geben, nicht instinktiv vor ihm zurückzuweichen.
    Das war wirklich unheimlich.
    »Die Aussicht bei Vollmond ist spektakulär«, fuhr der Reverend fort. »Das ganze Anwesen und der See – wie in Silber getaucht. Ein glorreiches Beispiel für das Werk Gottes.«
    »Es ist schön«, gab sie zu, bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Was hatte er hier im Dunkeln gemacht? »Ich bin zu Ihrem Büro gegangen, doch dort waren Sie nicht. Da habe ich mich ein wenig mit der Kirche vertraut machen wollen …«
    »Sie haben sich umgesehen«, stellte er fest. Schwang ein tadelnder Unterton in seiner Stimme mit? »Das kann ich gut verstehen, und ich wollte Sie gewiss nicht erschrecken. Wir stehen momentan alle unter einem unzumutbaren Druck. Auch ich weiß im Augenblick nicht, wo mir der Kopf steht.« Er berührte sie leicht an der Schulter, wo seine Finger ein bisschen zu lange verweilten.
    »Was für eine Tragödie, was für ein Verlust. Und was für eine Verschwendung! Selbst wenn ich weiß, wir sollten Trost darin finden, dass Nona nun bei Gott ist, so fällt es mir doch schwer, sie loszulassen. Sie war für uns wie ein strahlender Stern.« Er blickte auf die blau leuchtende Digitalanzeige seiner Armbanduhr. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie habe

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