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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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zu erkennen, der in etwa die Größe ihrer gespreizten Hand hatte. »Was ist das?«
    »Verschmiertes Blut«, erklärte Trent. »Die Spurensicherung hat Proben genommen und Fotos gemacht.«
    »Stammt das auch aus der Mordnacht?«
    Trent nickte.
    Jules schaukelte auf ihren Füßen vor und zurück und starrte den kleinen, merkwürdig geformten Fleck an. Er war verwischt und hatte die Form eines mäandernden Flusses oder einer Schlange. »Seltsam.«
    »Irgendwelche Theorien?«
    Sie schüttelte den Kopf und sah zu ihm auf. »Tut mir leid. Die sind mir gerade ausgegangen.« Trotzdem war es eigenartig. Stammte das Blut von Andrew? Von Nona? Oder von jemand anderem? Sie schaute hinauf durch die Öffnung zum dunklen Heuboden. Mein Gott, was war dort oben bloß passiert?
    »Wenn du möchtest, kannst du dich oben umsehen«, bot Trent ihr an.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte«, erwiderte sie, doch sie ging bereits zur Leiter, machte einen großen Schritt über den Blutfleck hinweg und versuchte, das Frösteln zu ignorieren, das sie überkam. Dann umfasste sie die Sprossen und kletterte hinauf. Trent knipste das Licht an. Nackte Glühbirnen hingen von den Deckenbalken, die ein unwirkliches Licht in den alten Dachsparren verbreiteten.
    Jules hörte, wie Trent hinter ihr die Stufen heraufkam, und sah sich suchend zwischen den dicken Heuballen um. Manche waren aufgeschnitten, das Heu wild verstreut, offenbar eine Folge der Ermittlungen.
    Sie schlenderte zur gegenüberliegenden Wand hinüber und blickte zu dem einzigen Fenster empor. Es war rund und stand einen Spalt offen. Auf dem Boden und an den Holzwänden fanden sich die Hinterlassenschaften eines Vogels.
    Vor ihrem inneren Auge sah Jules ein nacktes Mädchen vor sich, das von einem der Kreuzbalken herabbaumelte, die Haut aschgrau, die Augen starr. Schnell schüttelte sie das Bild ab, damit es sie nicht auch noch in ihren Träumen heimsuchte.
    »Was zum Teufel ist hier passiert?«, flüsterte sie. Plötzlich war ihr eiskalt.
    Trent stand jetzt neben ihr und fuhr sich kopfschüttelnd mit den Fingern durchs Haar. Auch er blickte zu den Dachsparren hinauf, als würde er Nona dort hängen sehen.
    »Zwei Jugendliche treffen sich in einem Stall.« Er deutete mit dem Kinn auf eine Ecke des Heubodens. »Dort drüben haben sie ein Liebesnest. Vermutlich war es schon vorher da, keine Ahnung, wie lange. Wundert mich, dass Flannagan nichts bemerkt hat. Er hätte es bestimmt längst abgerissen.«
    »Es heißt, die beiden wären nackt gewesen«, sagte Jules, und Trent nickte. »Dann sind sie also überfallen worden, während sie miteinander geschlafen haben … oder aber danach?«
    »Ja. Prescott hat eine Aussage gemacht. Er behauptet, Nona und er wären mittendrin gewesen, er auf ihr, als die Welt vor seinen Augen explodiert ist. Er kann sich an nichts erinnern, nicht mal daran, dass er Schmerzen hatte, nur dass er in einer Minute Sex hatte und in der anderen im Krankenhaus aufwachte.«
    »Dann ist also jemand hochgekommen, hat ihm auf den Kopf geschlagen, ihn durch die Bodenluke geschubst, und dann hat er das Mädchen erhängt? Das kann doch gar nicht sein.«
    »Es wurde keine Waffe gefunden. Die Wunde an Andrews Hinterkopf war tief, vielleicht von einem spitzen Stein, doch die Polizei hat nichts Passendes gefunden. Und solange der Schneesturm nicht nachlässt, wird sie auch nichts finden.« Er blickte Jules an. »Vielleicht liegt die Tatwaffe auf dem Grund des Sees oder ist unter metertiefem Schnee begraben.« Mit zusammengekniffenen Augen schaute er wieder auf die Dachsparren. »Und was Nona anbelangt, sie war vermutlich schon tot, als der Mörder sie aufgeknüpft hat. Die Details sind äußerst unschön.«
    »Ich kann mit unschönen Dingen umgehen.« Schmerzhafte Erinnerungen blitzten in ihr auf: die abscheulichen Auseinandersetzungen ihrer Eltern, die Nächte, die sie zusammengekauert in ihrem Bett verbracht und sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als dass sie endlich damit aufhören würden, und schließlich ihr Vater, der in einer Blutlache vor ihren Füßen lag. Ja, sie hatte schon viel Unschönes erfahren und war darüber hinweggekommen, zumindest hatte sie es versucht.
    »Womit ich dagegen nicht umgehen kann, sind böse Überraschungen.«
    Er zögerte, als wäre er unsicher, wie viel er preisgeben sollte.
    »Ich bin ein großes Mädchen«, erinnerte sie ihn.
    »Das weiß ich«, sagte er nickend. »Und ich denke, wenn du tatsächlich hierbleiben willst, solltest

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