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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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erschreckt!«, rief Jules atemlos und lachte.
    »Entschuldigen Sie.« Keesha hielt nicht einmal inne, um sie anzulächeln. »Manchmal erschrecke ich mich vor mir selbst«, fuhr sie mit todernster Miene fort, »vor allem morgens.« Sie blieb stehen, um einen Stapel Zeitschriften auf einem Glascouchtisch zusammenzuschieben, dann steckte sie das Staubsaugerkabel in die Steckdose.
    »Hast du heute Spätschicht?«
    Die Furchen auf Keeshas Stirn vertieften sich. »Ja«, sagte sie und verdrehte genervt die Augen. »Ich Glückliche.«
    »Jeden Abend, oder?«
    Das Mädchen nickte. »Dr. Lynch möchte das so.«
    Jules dachte an die Nachricht, die man unter ihrer Tür hindurchgeschoben hatte. Sie wusste nach wie vor nicht, ob der Hilferuf darauf ein Scherz oder echt gemeint war, aber vielleicht würde sie das gleich herausfinden. »Warst du die ganze Woche hier?«, fragte Jules.
    »Nee, Gott sei Dank nicht. Wir wechseln uns ab«, antwortete Keesha, zog den Staublappen aus ihrer Hosentasche und wischte eine Spinnwebe von einer Stehlampe.
    »Hattest du denn am Samstagabend Dienst?«
    »Nein, da bin ich mir absolut sicher.« Keesha schüttelte den Kopf, dass ihre straff geflochtenen Zöpfchen im Nacken hin und her schwangen.
    »Weißt du zufällig, wer da Dienst hatte?«
    »Ähm … Nell. Glaube ich.« Verwirrt kehrte sie zum Treppenkabuff zurück, öffnete die Tür und blickte auf eine Liste, die an die Innenseite des Türblatts geheftet war. »Ich kann das nachsehen.« Keesha kniff die Augen zusammen und fuhr mit dem Zeigefinger die Liste entlang. »Ja. Wie ich vermutet habe: Nell hatte am Wochenende Dienst. Was ist los? Hat sie vergessen, Ihr Apartment zu reinigen?«
    »Nein, nein, das hat sie nicht«, sagte Jules, dankbar für Keeshas Auskunft. Wenn es nicht Nell gewesen war, die die Nachricht unter ihrer Tür hindurchgeschoben hatte, dann hatte sie vielleicht jemanden bemerkt, der sich auf dem Flur des zweiten Stocks herumdrückte. Sie steckte die Enden ihres Schals unter den Jackenkragen. »Ich habe mich nur gefragt, wie ihr euch abwechselt.«
    Keesha schloss die Kammertür und kehrte zu ihrem Staubsauger zurück. Oben wechselte die Ballade zu einem anderen Tempo. »Seit der letzten Woche hat sich der Plan ein wenig verändert. Bevor Nona und Drew umgebracht wurden, haben wir die Gebäude immer allein sauber gemacht«, sie rieb sich die Arme, als sei ihr plötzlich kalt, »jetzt sind wir immer zu zweit.«
    Jules blickte sich im Erdgeschoss um. »Es ist noch jemand bei dir?«
    »Ja, Banjo ist oben im zweiten Stock. Sie hören sie doch, oder?«
    »Ja, sicher, ich wusste nur nicht, dass das Banjo ist.«
    »Ich glaube nicht, dass sie viel sauber machen wird«, sagte Keesha und schnaubte. »Mit Sicherheit muss ich raufgehen und selbst die verdammten Toiletten schrubben.« Angewidert stieß sie die Luft aus. »Keine Ahnung, warum man sie ausgerechnet mir zugeteilt hat. Ich hatte darum gebeten, mit Benedict Davenne zusammenarbeiten zu dürfen, aber nein, darauf wollte sich Mr. Trent nicht einlassen. ›Keine Pärchen‹, hat er gesagt.« Aufgebracht fuhr sie mit dem Staubtuch über die Sofalehne. »Na ja, wir sind ja bloß ein paar Abende hier, dann hat unser Trupp – was für eine Freude – Cafeteriadienst.«
    »Und das ist auch nicht unbedingt dein Ding?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Keesha schüttelte energisch den Kopf. »Das ist echt ätzend. Hier sauber zu machen ist dagegen das reinste Paradies.« Sie zuckte zusammen, als ihr klarwurde, was sie da sagte. »Entschuldigung. Es ist nur so … ach, verflixt! Das ganze fettige Essen, die schmutzigen Teller, die Abfälle auf dem Fußboden … Teller und Tabletts, die sich bis zur Decke stapeln … Wer findet das schon toll?« Sie verstummte und schleuderte das Staubtuch in den leeren Eimer. »Nun, wie sagt meine Großmutter immer: ›Keinen Frieden gibt es für die Gottlosen!‹« Das Mädchen zwang sich zu einem Lächeln, halb amüsiert, halb arglistig. »Da kann ich nur laut amen sagen.« Sie griff nach dem Staubsaugerschlauch. »Zwar bin ich nach wie vor davon überzeugt, es wäre sicherer in BDs Gesellschaft, aber da kann ich wohl nichts machen.«
    »Sei einfach vorsichtig.«
    »Oh, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Gut.« Jules öffnete die Tür und trat hinaus in die arktische Luft. Der Wind heulte zornig über den Campus und rüttelte an den Ketten der Fahnenstange.
    Jules’ ohnehin überreizte Nerven spannten sich noch mehr an. Wie verrückt war sie

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