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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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auf den Schreibtisch?
    Klatsch!
    »Das dürfte reichen«, sagte er mit gesenkter Stimme und durchquerte erneut das Büro. Jules wagte kaum, Luft zu holen. Lautlos trat sie einen Schritt zurück und hörte ein quietschendes, metallisches Geräusch, als würde Metall über Metall schleifen. »Los geht’s.«
    Wusch!
    Was war das denn? Ein Luftzug?
    Wieder schloss sie die Augen und legte das Ohr an die Türlaibung. Über das laute Pochen ihres Herzens hinweg vernahm sie ein leises Zischen und Knacken … das Feuer. Offenbar machte er Feuer.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie Flammen, wo Minuten zuvor nur glühende Kohlen gewesen waren.
    Warum fachte er das Feuer wieder an? O nein! Er verbrannte etwas, nicht weil er es warm haben wollte, nein – er wollte etwas zerstören. Zweifelsohne hatte ihn der Anruf des Sheriffs ins Büro zurückgetrieben, um etwas loszuwerden …
    Die Akten!
    Irgendetwas musste darin stehen, das der Schule oder dem Reverend selbst schaden konnte, so dass dieser offenbar beschlossen hatte, sie zu vernichten, bevor jemand von den Gesetzeshütern nach Blue Rock zurückkehren konnte. Sobald der Sturm abflaute, würde das Institut überrannt werden von Eltern, der Polizei und der Presse.
    Ausflüchte oder Platitüden würden da nicht helfen. Alles würde genauestens unter die Lupe genommen werden, und was die Ermittler nicht schafften, würden die Reporter erledigen.
    Und Lynch war eifrig bestrebt, mitten in der Nacht seine Privatunterlagen zu verbrennen. Vermutlich übergab er Beweismaterial – wofür, konnte sie nicht sagen – den Flammen. Wäre sie nur früher gekommen!
    Plötzlich drang Musik an ihr Ohr. Händels »Halleluja«.
    »Hallo? … Wie bitte?«
    Sein Handy. Natürlich.
    »Es tut mir leid, Cora Sue. Ich kann dich nicht verstehen. Ich bin im Büro. Die Verbindung … Wie bitte? … Bist du noch dran?« Eine lange Pause entstand. Unter dem Türspalt waberte Rauch hindurch. »Ich weiß nicht, was du von mir erwartest! Dreh doch einfach den Wasserhahn unter der Spüle ab! … Ach du lieber Himmel! Schön, schön. Ich bin schon unterwegs … Ich weiß es nicht! Ein Wischmopp? Handtücher? Halt durch, ich bin in zwei Minuten zu Hause!«
    Ein paar Minuten später hörte sie, wie Lynch das Büro mit großen Schritten verließ und die Tür so laut hinter sich zuschlug, dass die Wände erzitterten.
    Das war ihre Chance!
    Jules fing an, bis zehn zu zählen, um sicherzugehen, dass er nicht zurückkam, doch schon bei fünf hörte sie auf und öffnete die Verbindungstür.
    Der Raum war in flackerndes goldgelbes Licht getaucht. Im Kamin verschlangen die Flammen dicke Papierbündel. Schwarzer Rauch zog den Schornstein hinauf.
    Jules öffnete den Kaminschirm und schnappte sich ein Schüreisen. Dann beugte sie sich dicht zum Feuer und stocherte hektisch darin herum in dem Versuch, die Bündel an den Rand zu ziehen und dadurch so viele Dokumente zu retten wie möglich.
    »Du Mistkerl, was hattest du vor?«, murmelte sie und fragte sich, welche Informationen die Papiere wohl enthielten. Einen Hinweis auf die Identität des Mörders?
    Unwahrscheinlich.
    Wahrscheinlich dagegen war, dass er etwas für die Schule Unangenehmes vernichten wollte, das auf keinen Fall ans Tageslicht kommen sollte.
    Es gelang ihr, die Unterlagen aufs Mauerwerk zu schieben. Mit der kleinen Kaminschaufel, die neben dem Schüreisen hing, schlug sie die Flammen aus, die daran leckten, ohne sich darum zu kümmern, dass sie sich Jacke und Handschuhe mit Ruß verschmierte.
    »Komm schon, komm schon«, drängte sie und beugte sich über die qualmenden Papiere. Viele waren zum Glück unversehrt geblieben.
    Jules erkannte flüchtig die Namen von Angestellten und Schülern des Instituts. Was hatte das zu bedeuten?, fragte sie sich. Um das herauszufinden, musste sie die Dokumente, so wie sie waren, aus dem Gebäude schmuggeln.
    Neben der Feuerstelle stand ein leerer Kaminholzträger aus Messing. Damit musste es klappen. Jules streifte sich die dicken Lederhandschuhe aus der Kaminkiste über ihre eigenen und legte die geretteten Papiere vorsichtig in den Metallkorb.
    Als sie damit fertig war und den Schirm zurück an Ort und Stelle schob, hörte sie ein Geräusch auf dem Gang.
    Sie erstarrte. O Gott, nein! Nicht so kurz vor dem Ziel! Stimmen drangen durch die Tür.
    »Ob sie noch hier ist?«
    Wade Taggert!
    Verdammt!
    Sie richtete sich auf und legte die Lederhandschuhe zurück.
    Jemand rüttelte am Türknauf der Bürotür.
    Fast wäre

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