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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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eigentlich, dass sie vorhatte, in Lynchs Büro in der Kirche einzubrechen? Wenn jemand sie erwischte, würde sie gefeuert werden, von sonstigen Konsequenzen ganz zu schweigen. Dennoch ließ ihr der Gedanke an die in seinem Schrank verschlossenen Akten keine Ruhe. Warum doppelte Ordner? Doppelte Information? Und warum nicht im Computer?
    Gib’s zu, Jules, du machst dir doch nur Sorgen, weil du deinen Namen und Trents Foto zusammen gesehen hast und fürchtest, Lynch könnte zwei und zwei zusammenzählen.
    Gleichgültig, sie würde es sich jetzt nicht mehr anders überlegen. Schnurstracks ging sie auf die Kirche zu und blieb nur kurz stehen, um sich zu vergewissern, dass die Fenster von Lynchs Holzhaus hell erleuchtet waren. »Bleib bloß da«, murmelte sie und ließ den Blick über die vereiste weiße Landschaft gleiten. Nichts. Sie spitzte die Ohren, und als sie kein Geräusch außer dem Tosen des Windes vernahm, eilte sie weiter zum Haupteingang der Kirche und fasste nach dem Türgriff.
    »Ms. Farentino?«, fragte eine Männerstimme hinter ihr, und sie sprang buchstäblich in die Höhe und wirbelte zu zwei großen Männern herum, beide in Skijacken, Mützen und mit Skimasken vor dem Gesicht. Entsetzt schlug sie die Hand aufs Herz.
    »Julia?« Einer der Männer zog seine Skimaske vom Kopf, und zum Vorschein kam Wade Taggert, einer der Psychologielehrer.
    Verdammt!
    Ihre behandschuhten Finger schlossen sich fest um ihre Taschenlampe.
    »Wo ist Ihre Begleitung?«, fragte er, während nun auch der zweite Mann seine Maske vom Gesicht nahm. Jules erkannte Tim Takasumi, einen CB, der, so hatte sie erfahren, Computertechnik studierte.
    »O Gott, haben Sie mich erschreckt!«, rief sie mit hämmerndem Herzen. »Und ja, ich weiß, dass ich das Haus nicht ohne Begleitung verlassen sollte, aber ich wollte gern ein wenig in der Kirche allein sein.«
    Taggert zog die Augenbrauen zusammen. »Die Vorschrift lautet, dass niemand nach Einbruch der Dunkelheit allein auf dem Campus unterwegs sein darf. Es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
    »Ich weiß, aber es sind doch nur ein paar Minuten. Ich habe einen schwierigen Tag hinter mir, und ich brauche etwas Zeit für mich. Außerdem möchte ich eine Kerze anzünden.«
    Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande, doch sie lockerte den Griff um ihre Taschenlampe nicht.
    Wem konnte sie hier schon vertrauen?
    Taggert blinzelte und schien ihre Erklärung zu akzeptieren. »Möchten Sie, dass wir bei Ihnen bleiben?«, fragte er sie über das Pfeifen des Sturms hinweg.
    »Nein, danke. Sie müssen doch Ihre Runden drehen.« Jules hob die Stimme, damit er sie hören konnte. »Ich werde auch nur ein paar Minuten bleiben.«
    Sie fürchtete, Taggert würde ihr anbieten, solange auf sie zu warten, doch in dem Augenblick fiel sein Blick auf den Pavillon, der mit Hunderten kleiner Lichter dekoriert war. Als wäre noch Weihnachten. Auch Jules bemerkte, dass sich dort etwas bewegte. Jemand saß auf den Stufen.
    »Was zum Teufel –« Seine Augen wanderten zurück zu Jules. »Sind Sie sicher, dass Sie allein klarkommen?«
    »Ja.«
    Wade fasste Takasumi am Arm. »Dann mal los.«
    Sie zogen die Skimasken über ihre Gesichter und stürmten im Laufschritt davon, geduckt gegen die Wucht des Sturms.
    Jetzt, da die Männer wussten, dass sie in der Kirche war, blieb ihr erst recht wenig Zeit. Mit hämmerndem Herzen hastete sie an der Seite des Mittelschiffs entlang bis zu dem Gang, der zu Reverend Lynchs Büro führte.
    Sie drehte den Türknauf.
    Verschlossen.
    Natürlich.
    Verflixt!
    Da sie kein Einbrecher war, wusste sie nicht, wie sie das Schloss knacken sollte. Sie konnte es durchs Fenster versuchen, überlegte sie, doch dann würde sie das Risiko eingehen, von den Sicherheitspatrouillen entdeckt zu werden.
    Ihre einzige Hoffnung war der Toilettenraum, der sowohl vom Gang als auch vom Büro des Reverends aus zu betreten war. Jules hatte ihn bei ihrem letzten Besuch entdeckt und betete nun im Stillen, dass er offen war und auch die Verbindungstür unverschlossen.
    Sie hatte Glück. Lautlos schlüpfte sie in den Toilettenraum und schloss die Tür hinter sich ab. Dann versuchte sie es bei der Verbindungstür, die sich ebenfalls mühelos öffnen ließ.
    Doch damit war erst die Hälfte geschafft. Jetzt galt es, den Aktenschrank zu knacken. Sie stellte ihre Taschenlampe aus. Der Schein einer Weglaterne, der das Büro in ein schwaches gelbliches Licht tauchte, sowie das rötliche Flackern des heruntergebrannten

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