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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Ethan ist es wert«, flüsterte sie leidenschaftlich, als sie das Gemeinschaftsgebäude erreichten und die Türen zum Speisesaal aufstießen. Das grelle Licht blendete sie, und bei dem Geruch von Mrs. Pruitts Shepherd’s Pie musste sie würgen. Sie spürte, wie ihr die Galle hochkam, und schluckte mühsam. Von den Lehrern sollte niemand mitbekommen, wie sie sich fühlte. Sie räusperte sich und sagte mit belegter Stimme: »Ich möchte nicht darüber sprechen. Nicht jetzt.«
    »Oho.« Nells Blick glitt durch den Raum und blieb an einem der Tische ganz hinten hängen, an dem Ethan allein mit Kaci saß. »Ich kann nicht fassen, dass er den Mut hat, sich hier mit ihr zu zeigen.«
    »Immerhin sind sie beide CBs«, bemerkte Lucy.
    Maeve wäre am liebsten im Fußboden versunken. Sie tastete nach dem Gummiband an ihrem Handgelenk und ließ es schnappen. Fest. Sehr fest. Sie musste etwas empfinden, Schmerz, um den anderen Schmerz in ihrem Herzen zu ersticken.
    »Scheißkerl«, zischte Nell.
    »Sie will nicht darüber reden«, sagte Shay.
    »Direkt vor ihren Augen!«
    Ethan drehte sich um, blickte zu Maeve hinüber und lächelte sie arglos an, dann wandte er sich wieder Kaci zu. Einfach so. Als wäre sie, Maeve, irgendeine Mitschülerin, die er kaum kannte, ein Niemand aus Mr. DeMarcos Matheklasse. Jemand, dem er Logarithmen erklären musste.
    Mehr nicht.
    Zach und Missy gesellten sich zu den beiden, und Maeve hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Die beiden Paare sahen aus, als befänden sie sich bei einem Doppeldate.
    Maeve setzte sich auf ihren Platz an Mr. Trents Tisch zwischen Benedict Davenne und Nell und versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf Ethan, aber das war verdammt schwer. Warum verstand er nicht, dass ihre Liebe etwas Besonderes, etwas unschätzbar Kostbares war? Unterm Tisch ließ sie wieder und wieder das Gummiband an ihrem Handgelenk schnappen. Der Schmerz sorgte dafür, dass sie nicht durchdrehte.
    Die übrigen Schüler nahmen ihre Plätze ein, dann verkündete Reverend Lynch, dass Andrew Prescott gestorben war. Traurig stimmte er ein Gebet an. Bedrücktes Schweigen senkte sich über die fassungslosen Jugendlichen.
    Alle hatten gewusst, dass Drew den Angriff womöglich nicht überleben würde, trotzdem war sein Tod nur schwer zu begreifen. Eine Zeitlang sagte keiner ein Wort, entweder aus Respekt oder einfach, weil es so erwartet wurde, während die Shepherd’s Pie und der Salat die Runde machten.
    Erst während der Mahlzeit fingen Schüler und Lehrer wieder an, miteinander zu reden, gedämpft, übertönt vom Klappern des Bestecks. Maeve hatte etwas von der Pie und eine Scheibe Brot genommen, doch sie brachte keinen Bissen hinunter. Die Gespräche wurden lauter, Kaci Donahue lachte zwitschernd.
    Tränen stiegen in Maeves Augen. Um sie zurückzuhalten, zerfledderte sie ihr Brot konzentriert in kleine Krumen und dachte darüber nach, wie sie Ethan dazu bringen könnte, sie wieder zu lieben.
    Was musste sie tun, damit er begriff, dass sie und nicht die magere Kaci, die weibliche Version eines Weberknechts, das Mädchen war, mit dem er zusammen sein wollte?
    »Jetzt mach mal langsam, Maeve«, sagte BD grinsend, den Blick auf das malträtierte Brot in ihren Händen gerichtet. »Du hast es schon umgebracht!«
    Keesha gegenüber lachte.
    Jetzt reichte es! Maeve drehte sich der Magen um. Ohne sich Gedanken um die feste Regel zu machen, dass alle bis nach dem Abschlussgebet zu warten hatten, bevor sie den Speisesaal verließen, schob sie ihren Stuhl zurück und stürmte zur Tür.
    Niemand verstand sie. Niemand! Nicht mal Nell.
    Und Ethan schon gar nicht.
    Als sie sich durch die Tische schlängelte, um zur Toilette zu laufen, fühlte sie die neugierigen Blicke auf sich und hoffte wider besseres Wissen, dass Ethan ihren Schmerz bemerkte und ihr folgen würde.
    Natürlich tat er das nicht.
    Wie um ihrem Elend den Rest zu geben, stieß kurz nach ihr ausgerechnet Kaci Donahue die Tür zur Toilette auf. Maeve wünschte, sie hätte sich in einer der Kabinen eingeschlossen.
    »Hi«, sagte Kaci unbefangen, als wäre alles in Ordnung. Sie beugte sich zum Spiegel vor und betrachtete ihr Gesicht, dann tupfte sie sich die Lippen, als wollte sie ein wenig verschmierten Lipgloss entfernen.
    Doch Maeve entging nicht die Zufriedenheit in Kacis Blick, und sie wusste, dass die Ältere nur gekommen war, um das Messer in der Wunde zu drehen.
    Wie grausam.
    Lautlos verließ Maeve die Toilette und ging

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