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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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und Drew! Warum waren sie ermordet worden?
    Weil sie etwas gewusst hatten.
    Vielleicht steht das Mordmotiv in ebenjenen Unterlagen, die du mit dir herumschleppst! Lauf! Um Himmels willen, lauf!
    Ihre Lungen brannten, die eisige Kälte schnitt in ihre Atemwege. Und wenn gar nichts Wichtiges in den Papieren stand? Wenn Nona und Drew aus Rache getötet worden waren? Das war durchaus möglich. Vielleicht hatte Drew ein anderes Mädchen wegen Nona sitzenlassen, einen gewaltbereiten Teenager, der durchgedreht war? Vielleicht hatte auch Nona Vickers jemanden so in Rage gebracht, dass er sie beide tötete. Sowohl sie als auch Andrew waren Ziel des Überfalls gewesen – oder war einer von beiden dem Mörder in die Quere gekommen, war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen?
    So wie man Nona aufgeknüpft hatte – als wolle man damit ein Zeichen setzen –, lag der Schluss nahe, zumal Andrew durch die Luke gestoßen und achtlos sich selbst überlassen worden war. Doch dieser kleine, verschmierte Fleck neben der Blutlache von seiner Kopfwunde … Irgendetwas daran beschäftigte Jules, ließ sie nicht mehr los.
    Jetzt denk nicht daran! Lauf einfach nur, so schnell du kannst! Vielleicht steht die Antwort in den Unterlagen.
    »He!«, rief eine tiefe Männerstimme.
    O nein!
    »Jules! Bleib stehen!«
    Sie wirbelte herum, bereit, dem Mann den Messingträger ins Gesicht zu schleudern, doch mitten in der Bewegung hielt sie inne, da sie sich Trent gegenübersah, der die Hände tief in den Taschen seiner Lammfelljacke vergraben hatte, den Kragen gegen die Kälte hochgeschlagen.
    Sie geriet ins Straucheln, und er machte einen schnellen Schritt auf sie zu und fasste sie am Arm.
    »Du hast mich zu Tode erschreckt!«, stieß sie atemlos hervor, erleichtert, in sein markantes Gesicht zu blicken. »Um Himmels willen, was hast du dir nur dabei gedacht? Ich hätte dich fast damit erschlagen!« Sie hielt den Feuerholzträger mit seinem brisanten Inhalt in die Höhe. »Bist du mir etwa gefolgt?« Langsam wich der Schrecken, und Zorn trat an seine Stelle.
    »Was zum Teufel hast du da?«, fragte er, ohne auf ihre Worte einzugehen.
    »Lynchs Akten. Er wollte sie verbrennen.«
    »Wie bitte?« Trent starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. »Und da hast du sie … was, gestohlen?«
    »Ja.«
    »Verflucht.«
    »Ich habe doch gesagt, er wollte sie verbrennen«, erwiderte sie und stapfte neben ihm her durch den tiefen Schnee. »Ich habe ihm lediglich die Entsorgung abgenommen.«
    »Das würde ihm aber gar nicht gefallen.«
    »Ganz bestimmt nicht. Übrigens, ich dachte, wir treffen uns bei dir?«
    »Das tun wir auch«, stimmte er zu, wühlte mit der Hand in seiner Jackentasche und förderte einen kleinen Schlüsselbund zutage. »Aber ich fand, es ist besser, dich nicht allein durch die Dunkelheit gehen zu lassen, also habe ich vor dem Stanton House auf dich gewartet und gesehen, wie du nach deinem Zusammenstoß mit Tweedledee und Tweedledum in die Kirche gegangen bist.«
    Sie musste grinsen, als sie daran dachte, wie sie Takasumi und Taggert ausgetrickst hatte.
    »Ich bin draußen geblieben und habe mir einen abgefroren, bis ich dich aus der Hintertür schleichen sah. Lass mich das tragen.« Er nahm ihr den Messingträger ab.
    »Was gibt’s Neues vom Büro des Sheriffs?«
    »Nichts.«
    »Das ist ja nicht gerade viel.« Sie gingen an den Stallungen vorbei, und wieder schoss ihr der zweite, kleinere Blutfleck durch den Kopf. Warum beschäftigte er sie bloß so? Diese merkwürdig verschmierte Blutspur rührte an irgendetwas in ihrem Unterbewusstsein, aber sie wusste nicht, woran.
    »Was ist mit den Blutflecken?«, erkundigte sie sich daher.
    »Sie arbeiten noch dran.«
    Jules warf Trent einen Seitenblick zu. Beim Anblick seines störrisch vorgeschobenen Kinns blitzte eine längst vergessene Erinnerung in ihr auf, und plötzlich wurde ihr warm in dieser eiskalten Märznacht.
    Wie heute waren sie durch den Wald spaziert, aber es war Sommer gewesen und mild, die Sonne sprenkelte das trockene Gras unter ihren Füßen, ein aufgeschreckter Hase hoppelte ins Unterholz. Damals hatte Trent ihre Hand genommen, seine kräftigen Finger mit ihren verschlungen und sie zu einem versteckten Fleckchen in der Nähe des Flusses geführt, wo das Wasser in ein kleines Becken strudelte und die Zweige einer Weide einen Baldachin über dem Ufer bildeten. Libellen waren über die Wasseroberfläche geschossen, silbrige Forellen über den Grund geschnellt. Ein

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