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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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fragte sich, wie viel jeder einzelne von ihnen gewusst hatte, wie viele von ihnen ahnten, dass Blue Rock vom Bösen unterwandert wurde.
    Die Tür öffnete sich, und Vater Jake kam herein. Als er Jules und Trent entdeckte, schlängelte er sich zwischen den Tischen zu ihnen hindurch.
    »Das war eine lange Nacht«, sagte er und zog sich einen Stuhl heran. »Stört es Sie, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
    »Nicht im Geringsten«, erwiderte Jules.
    Mit kummervoller Miene drehte der Beauftragte für kirchliche Jugendarbeit eine unbenutzte Tasse um und schenkte sich Kaffee ein. »Ich denke, da Sie in dieses Chaos verstrickt waren, schulde ich Ihnen eine Erklärung, warum ich wirklich hier an dieser Schule bin.«
    Trent schnaubte. »Sogar Sie sind in geheimer Mission hier?«
    »Sind wir das nicht alle?« Der Geistliche zwang sich zu einem schiefen Lächeln und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    Er hatte recht. Jules hatte gelogen, um Shaylee vom Institut nehmen zu können, Trent war undercover in Blue Rock, um herauszufinden, was mit Lauren Conway passiert war. Sie beide hatten ihre wahren Motive bereits gestanden, und nun war offensichtlich Vater Jake an der Reihe.
    »Nun«, fing er an und erläuterte, der Schulvorstand von Blue Rock habe ihn beauftragt, Lynch zu überprüfen. Man sei mit den Erklärungen des Reverends zu Lauren Conways Verschwinden nicht zufrieden gewesen und habe eine zweite Meinung zu diesem Fall und zu dem Institut im Allgemeinen einholen wollen.
    »Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?«, erkundigte sich Trent.
    »Zu dem Schluss, dass Lynch zurücktreten sollte.« Jake McAllister lächelte. »Jetzt sehen Sie mich nicht so an. Man hat Lynch überzeugt, sein Amt als Direktor von Blue Rock niederzulegen. Er wird seinen Rücktritt heute Nachmittag bekanntgeben. Ich habe dem Vorstand mitgeteilt, dass ich so lange bleiben werde, bis ein angemessener Ersatz gefunden ist.«
    Jules hatte Mühe, die ganzen Informationen zu verdauen. »Glauben Sie, Blue Rock wird schließen?«
    McAllister zuckte die Achseln. »Wer weiß? Vielleicht. Aber unter der richtigen Leitung … Es gibt immer Bedarf an guten Plätzen für Jugendliche mit Problemen.«
    Jules verstand, was er meinte. Shay war dafür das perfekte Beispiel. Gott allein wusste, ob sie sich je von diesem traumatischen Erlebnis erholen würde, zumal sie schon seit dem Mord an ihrem Stiefvater und der Zurückweisung durch ihren leiblichen Vater nie wieder das fröhliche Mädchen gewesen war, an das sich Jules so gut erinnerte.
    Die Türen öffneten sich wieder, und weitere Schüler, die ihre Aussagen zu Protokoll gegeben hatten, strömten in die Cafeteria, in der Martha Pruitt ein langes Buffet mit belegten Broten und Getränken aufgebaut hatte. Die Jugendlichen wirkten bleich und ernüchtert, ganz anders als die aufgekratzte Truppe, der sie vor kurzem – war das wirklich erst ein paar Tage her? – gegenübergetreten war.
    Ein paar der Schüler fingen ihren Blick auf, und sie hob grüßend die Hand, als sie anstanden, um sich ein Tablett zu nehmen. Ollie Gage schaute sie mit tiefen Ringen unter den Augen an, Keesha Bell winkte ihr mit einer Hand zu, die andere hatte sie fest mit der von Benedict Davenne verschränkt. Sogar Crystal Ricci nickte ihr zu. Wie bei jeder Tragödie rückten die Menschen zusammen.
    Ein paar Sekunden später flog die Tür auf, und Shaylee kam hereinspaziert. Sie ließ den Blick suchend durch die Cafeteria schweifen, entdeckte Jules und eilte schnurstracks auf deren Tisch zu.
    »Ich dachte, du wärst bei der psychologischen Beratung«, sagte Jules, als Shay neben ihrem Stuhl stehen blieb.
    »War ich auch. Aber mit mir ist alles in Ordnung.« Shay nickte, wie um ihre eigenen Worte zu bekräftigen. »Ich denke, wir können jetzt los.«
    »Einfach so?«, fragte Jules zweifelnd. »Mit dir ist ›alles in Ordnung‹, und die Schule lässt dich gehen? Sofort?«
    »Man ist der Ansicht, ich hätte genug durchgemacht.« Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit lächelte Shay. Es war zwar nicht mehr das ansteckende, erwartungsvolle Lächeln, das Jules von früher kannte, aber immerhin ein Lächeln.
    »Wow. Ich bin überrascht, aber ich nehme an, damit ist alles geregelt«, sagte Jules, obwohl ihr Shays Entlassung nach allem, was sich in den vergangenen achtundvierzig Stunden ereignet hatte, ein wenig übereilt vorkam.
    Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, fügte Shay hinzu: »Dr. Hammersley möchte, dass ich in Seattle einen Psychologen

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