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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Schlangenlinie. Auf das S. Vertraut. Dunkel. Böse.
    Fast wäre ihr das Herz stehengeblieben.
    Eine Erinnerung durchzuckte sie, die sie seit Jahren verdrängt hatte: Sie sah den kleinen, in einem Stiefel steckenden Fuß ihrer Schwester auf einem anderen Handtuch, das auf dem Fußboden neben der Leiche von Rip Delaney lag, auf einem kleinen Blutfleck. Nicht auf dem Blut, das geflossen war, als Jules das Messer aus dem Körper ihres Vaters gezogen hatte, sondern aus einer Wunde, die schon vorher da war. Ihr Vater hatte mehrere Messerstiche davongetragen.
    »O Gott«, flüsterte sie. Vor ihrem inneren Auge erschienen einzelne Bruchstücke jenes traumatischen Abends: ihr Vater, wie er tot auf dem Fußboden lag, das Messer in seinem Bein, das Blut, das aus der Oberschenkelarterie floss. Als sie das Zimmer mit dem flimmernden Fernsehschirm betrat, war es bereits zu spät gewesen, Shay wischte das Blut mit ihrem Fuß auf. Jules hatte geschrien und das Fleischermesser herausgezogen, aber es war nichts mehr zu machen.
    Was war Shays Ausrede gewesen? Sie habe versucht zu helfen?
    Die Erinnerung, die so lange bis zur Unkenntlichkeit verschwommen gewesen war, kehrte plötzlich glasklar an die Oberfläche zurück.
    Jules’ Inneres gefror zu Eis.
    Nein, das konnte nicht sein, das durfte einfach nicht wahr sein!
    Und doch: Shays Bewegung mit dem Fuß war so selbstverständlich, so flüssig – und vollkommen identisch mit der, die sie vor ihrem inneren Auge sah.
    Das bildest du dir nur ein! Ihr Kopf fing schmerzhaft an zu pochen, als sie an den Blutfleck neben Andrew Prescotts Leiche im Stall dachte. Jemand hatte darübergewischt, sein Blut in einem flüssigen Schwung verteilt, um es aufzunehmen, geblieben war ein dunkles S.
    Ein weiteres Aufblitzen der Erinnerung: der kleine, verwischte Fleck neben Maeve Mancusos Leichnam, eine Schlangenlinie, ein schwungvolles S.
    Genau wie auf dem Schlafsack, auf dem Nona Vickers ermordet worden war: Die Spurensicherung hatte dieselbe blutige Signatur ausgemacht. Shays Signatur. Das schlangenartige, verwischte S.
    An jedem einzelnen Tatort.
    Jules schluckte schwer, ihr Kopf weigerte sich zuzugeben, was sie längst wusste.
    Sie riss sich zusammen und zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren, den Blick starr auf Shays Fuß gerichtet. Lieber Gott, steh uns bei. Als sie wieder aufblickte, stellte sie fest, dass ihre Schwester sie anstarrte, ein wissendes Lächeln auf den vollen Lippen.
    »Um Himmels willen, Shay«, flüsterte Jules. Ihre Stimme zitterte. »Was hast du getan?«
    Das konnte nicht sein! Shay war keine Mörderin! Es musste eine andere Erklärung geben … jemand anderes hatte die Morde begangen! Doch das Funkeln in den Augen ihrer Schwester verriet sie, dieses Triumphierende und noch etwas, etwas weit Unheimlicheres, Böses.
    In diesem Augenblick erkannte Jules die Wahrheit, aber sie musste sie aus dem Mund ihrer Schwester hören. » Du hast sie umgebracht?«
    Nein, nicht Shay. Bitte nicht Shay!
    »Du hast Nona, Drew und Maeve umgebracht?«, fragte sie, drängender diesmal, und hoffte wider besseres Wissen, dass sie sich täuschte. Bitte sag, dass du es nicht warst. Bitte! Ich werde dir auch ganz bestimmt glauben!
    »Wie hätte ich dich sonst dazu bringen sollen, mir zu glauben?«, fragte Shay unschuldig. Zufriedenheit schwang in ihrer Stimme mit, von einem Dementi keine Spur. »Wie sonst hätte ich dich überzeugen können, mich hier rauszuholen?«
    »Nein, das ist nicht möglich«, flüsterte Jules kopfschüttelnd. Nein, ihre kleine Schwester war kein Monster, wäre niemals zu derart kaltblütigen, vorsätzlichen Morden fähig.
    »Bist du wirklich zu dämlich zu kapieren, dass du mich nie hier rausgeholt hättest, hättest du nicht befürchtet, mein Leben wäre in Gefahr?«, fragte Shay gereizt. »Du warst doch auch der Ansicht, man solle mich wegsperren; du bist doch nur hierhergekommen, damit du dich dann besser fühlst.«
    »Ich … nein …« Doch sie beide wussten, dass an dieser Erklärung etwas dran war.
    »Siehst du! Und dann fandest du es hier gar nicht so schlimm. Das war das Problem. Also musste jemand sterben. Am besten jemand, der sich für ganz besonders clever hielt. Jemand, der fies zu mir gewesen war. Nona und Maeve waren ein prima Anfang. Andrew war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, um nicht zu sagen: Er hat am falschen Ort das falsche Mädchen gevögelt.«
    »Was sagst du da? Augenblick mal … Erzähl doch keine Lügen, Shay«, stammelte Jules,

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