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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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die sich verzweifelt an den Strohhalm klammerte, Shays Gerede sei nichts als Angeberei, zurückzuführen auf den Schock der Geiselnahme. »Du hast sie nicht umgebracht! Das hättest du doch gar nicht gekonnt. Außerdem ist Lauren Conway schon lange vor deiner Ankunft in Blue Rock verschwunden!« Ja, das war es, der Beweis dafür, dass ihre Schwester verwirrt war.
    Doch Shay zuckte nicht mit der Wimper, als sie fortfuhr: »Du bist echt naiv, Jules, um nicht zu sagen dumm. Natürlich habe ich Lauren nicht umgebracht! Ich nehme an, das war Spurrier oder einer von seinen Schergen. Vielleicht war’s ja ein Unfall, aber auf alle Fälle wusste ich, dass ich es zu meinem Vorteil nutzen konnte, und es hat funktioniert!«
    Jules sah den Hass in den Augen ihrer Schwester. »Und Dad?«
    »Rip? Dieser Perversling? Selbstverständlich habe ich ihn umgebracht, du warst dazu ja nicht in der Lage! Wenn es um ihn ging, warst du völlig blind! Weißt du, wie er mich angeschaut hat? Und dich?« Ihre Lippen kräuselten sich vor Abscheu. »Ich habe uns beiden einen Gefallen getan!«
    »Wie bitte? Nein –«
    »Er hat mich nicht angefasst, aber das war nur eine Frage der Zeit. Und er war total verrückt nach dir!«
    »Was?« Jules traute kaum ihren Ohren.
    »Ständig hat er dich umarmt, an deinen Lippen gehangen, hat sich aufgeführt, als wärst du etwas ganz Besonderes.«
    »Er war mein Vater!«
    »Das schon, trotzdem wollte er mehr.« Shays Gesicht verzerrte sich vor Verachtung, in ihren Zügen spiegelte sich Irrsinn.
    »Du bist verrückt«, wisperte Jules. Das war unglaublich! Ja, es stimmte, Shay und Rip waren nicht gut miteinander ausgekommen. Shay hatte nie erfahren, was väterliche Hingabe bedeutete, aber diese Unterstellungen waren einfach krank, wahnsinnig, absurd …
    »Und da hast du ihn umgebracht?«, fragte Jules, erschüttert bis ins Mark. Sie konnte einfach nicht glauben, was sich hier gerade abspielte.
    »Was dachtest du denn? Dass jemand eingebrochen ist und ihm ein Messer ins Bein gestochen hat? Warum? Um seine Visacard zu klauen?« Sie verdrehte die Augen.
    Was für ein Monster war ihre kleine Schwester?
    »Er war total geschockt … und ich, glaube ich, auch. Wie er da am Boden lag und blutete, und plötzlich verspürte ich diese … diese Macht. Es war komisch –« Shay verstummte gedankenverloren.
    »Komisch? Es war ›komisch‹, meinen Vater zu ermorden?« Jules starrte das Chamäleon an, als das sich ihre Schwester entpuppte, und konnte nicht fassen, dass sie sich so viele Jahre hatte täuschen lassen.
    »Du weißt schon, was ich meine«, sinnierte Shay. »Ich war wie paralysiert. Habe einfach nur dagestanden und zugeschaut, wie das Blut aus seinem Körper floss. Es war so viel! Überall! Erst wollte ich die Neun-eins-eins wählen, um einen Krankenwagen zu holen, aber ich durfte doch nicht reintreten, also habe ich mich ganz weit nach vorn zum Telefon gestreckt …«
    »Aber es war doch ein Einbrecher …«
    »Sicher war es ein Einbrecher!« Shay lachte, amüsiert über den entsetzten Ausdruck auf Jules’ Gesicht. »Rips Brieftasche lag auf dem Tisch, das war also ganz einfach. Ich musste sie nur vor Edie verstecken. Am nächsten Morgen auf dem Schulweg habe ich sie einem Obdachlosen hingeschmissen.«
    »Und die Fußabdrücke?«, fragte Jules ungläubig.
    »Dieselbe Schuhgröße wie seine eigene. Dass der Polizei das nicht aufgefallen ist!« Sie lachte wieder, stolz darauf, so viel schlauer als alle anderen zu sein und sogar die Polizei ausgetrickst zu haben. »Erinnerst du dich an das gute Paar, das Edie für die Altkleidersammlung aussortiert hatte?« Sie zuckte die Achseln. »Keine große Sache.«
    Jules fühlte sich elend. Langsam begriff sie, dass Shay die Wahrheit sagte, und diese Wahrheit war grauenvoll.
    »Und dann bist du reingekommen, und ich habe mir ein Handtuch geschnappt, um sein Blut aufzuwischen, damit du dachtest, ich hätte ihn auch gerade erst gefunden. Ich habe angefangen zu weinen und zu schreien, aber das hast du nicht mal bemerkt. Ein einziger Blick auf ihn, und du bist ausgeflippt, warst völlig aus dem Häuschen.« Shay grinste. »Hatte ich ein Schwein!«
    »Aber du warst doch noch so jung … o Gott, warum hast du das bloß getan?«
    »Du bist echt oberdämlich! Wieso kapierst du es nicht? Ich habe dir doch gerade erklärt, dass ich uns vor ihm gerettet habe! Außerdem dachte ich, dass du nicht aufs College gehen würdest, wenn Edie und ich allein wären.« Sie musterte Jules

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