Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
dass seine Liebe mich hierhergeführt hat.«
    »Ach.«
    »Ich erwarte nicht, dass du mir glaubst. Noch nicht.«
    Niemals.
    »Doch eines Tages wirst du mich verstehen. Glaubst du an Gott?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Shay ohne eine Spur von Sarkasmus. »Doch in meiner Vorstellung ist Gott unvoreingenommen. Dieser ganze Fegefeuerkram, der rachsüchtige, zornige Gott – daran glaube ich nicht.«
    Sie erwartete, dass Nona den Kopf schütteln würde, aber sie schien einen Nerv getroffen zu haben. »Ich weiß. Reverend Lynch ist …«
    »Altmodisch.«
    »Traditionell. Aber Reverend McAllister, den alle ›Vater Jake‹ nennen, ist sehr viel moderner. Passender, finde ich. Hat in der Stadt gearbeitet. Er wird dir gefallen. Alle mögen ihn.«
    » Vater Jake, sagst du? Ist er ein Priester?« Shay dachte an den sommersprossigen, rotblonden Kirchenbeauftragten mit dem kleinen Grübchen im Kinn und dem Lächeln in den Augen.
    »Nein«, erwiderte Nona und zog die Mundwinkel in die Höhe, »er hatte es eine Zeitlang vor, hat, glaube ich, sogar das Priesterseminar besucht, doch dann ist ihm klargeworden, dass er die Frauen zu sehr liebt, und er hat sich anders entschieden.«
    »So einfach?«, fragte Shay.
    Nona zuckte die Achseln. »Frag ihn selbst. Ich bin mir sicher, er wird dir eine Antwort geben.«
    »Gibt es hier irgendetwas, das dir nicht gefällt? Etwas, das nicht« – sie malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft – » perfekt ist?«
    »Sicher. Ich hasse Mrs. Pruitts Tomatenauflauf. Er schmeckt grauenvoll! Sie ist für die Küche zuständig; alle müssen die von ihr aufgetragenen Aufgaben erledigen, genau wie die anderen Pflichten rund um den Schulalltag. Wir helfen eine Woche im Monat in der Küche, eine in der Scheune, in einer anderen machen wir die Wohnheime sauber, und die letzte Woche arbeiten wir draußen auf dem Anwesen.«
    »Freie Arbeit«, bemerkte Shay leicht zynisch.
    »Die uns Respekt lehrt und Verantwortung und –«
    »Ja, ja. Das hab ich alles schon gehört. Die Gehirnwäsche beginnt an Tag eins.«
    Wieder blickte Nona zu dem Sprinklerkopf hoch. Eine Warnung? Oder nur eine nervöse Angewohnheit?
    »Dann ist hier also alles prima?«, bohrte Shay nach und trat an den leeren Schreibtisch. »Wirklich alles? Das kann ich mir kaum vorstellen.« Sie schwang sich auf die Schreibtischplatte, ließ die Beine baumeln und blickte ihre Zimmergenossin durchdringend an. »Ich meine, gibt es etwas, das du nicht magst, abgesehen von dem Tomatenauflauf?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf, doch Shay bemerkte sein Zögern, einen Anflug von Furcht in seinen Augen. Nona wandte sich zum Fenster, schirmte ihre Hand mit dem Körper ab und öffnete die Faust. Auf ihre Handfläche war mit Tinte eine kurze Nachricht geschrieben: Kamera- und Tonaufnahmen.
    »Meistens schmeckt das Essen ganz gut«, sagte Nona, noch bevor Shay reagieren konnte, »doch ein paar der Pflichten rund um den Schulbetrieb sind echt grässlich, zum Beispiel das Ausmisten des Pferdestalls.« Sie schauderte übertrieben, dann warf sie erneut einen Blick Richtung Tür, stieß sich mit ihrem Schreibtischstuhl ab und rollte zum Schrank, aus dem sie eine Dose Handcreme nahm. Mit Hilfe eines Papiertaschentuchs rieb sie die Warnung von ihrer Handfläche. Als sie sich wieder ihrer Zimmergenossin zuwandte, sagte ihr Blick alles: Sei vorsichtig. Dieser Ort ist gefährlich. »Aber selbst daran gewöhnt man sich.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Es dauert eine Weile.« Sie warf das verschmierte Tuch in den Abfallkorb unter ihrem Schreibtisch. »Ich mache mich jetzt mal an meine Hausaufgaben. Für morgen muss ich noch ein Englischreferat vorbereiten, außerdem für eine Klassenarbeit in Chemie lernen.«
    Shay nickte und zwang sich, nicht auf den Sprinklerkopf zu starren. Verstieß es nicht gegen das Gesetz, ohne Einverständnis der Zimmerbewohner eine Kamera und eine Abhöranlage zu installieren?
    Sie dachte an die Myriaden von Formularen, die sie in den vergangenen Tagen unterschrieben hatte. Meistens hatte sie sich in ihrer Aufregung kaum die Mühe gemacht, sie vorher durchzulesen. Auch Edie hatte unter alles ihre Unterschrift gesetzt, war verdammt erpicht darauf gewesen, Shay endlich loszuwerden. Gute alte Mom … Edie hätte alles abgesegnet, damit ihre Tochter endlich aus Seattle verschwand und sie in Ruhe mit ihrem schleimigen Verlobten zusammen sein konnte. Es war alles so krank!
    Plötzlich hatte Shay das Gefühl, die Wände würden sich

Weitere Kostenlose Bücher