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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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auf sie zubewegen und drohten, sie zu erdrücken. Sie warf einen Blick auf den Sprinkler. Das Blut gefror ihr in den Adern. Wer beobachtete sie mittels der kleinen Kamera? Verfolgte jede ihrer Bewegungen? Hörte alles, was sie sagte? Sie ließ sich nicht schnell Bange machen, aber dieser Ort jagte ihr wirklich Angst ein. Etwas Unheilvolles lauerte hier, etwas Böses.
    Hör auf damit! Das ist doch paranoid!
    Doch als sie aus dem Fenster in die hereinbrechende Nacht blickte, erschienen ihr die rundherum aufragenden Berge düster und abweisend, eine unüberwindbare Barriere, die sie vom Rest der Welt trennte. Sie fühlte sich klein und hilflos.
    So darfst du nicht denken! Das ist genau das, was sie wollen, um dich gefügig zu machen!
    Nona knipste ihre Schreibtischlampe an und schlug ein dickes Chemiebuch auf, doch Shay wandte den Blick nicht vom Fenster. Sie sah ihr eigenes bleiches Konterfei, gespiegelt im Glas. Nona hob den Kopf und begegnete ihrem Blick in der Scheibe.
    In ihren Augen lag eine Warnung, die Shays Verzweiflung nur noch unterstrich.
    Sie musste einen Weg finden, hier herauszukommen, und zwar schnell.

Kapitel sieben
    W ie meinst du das – du hast nichts von ihr gehört?«, fragte Jules. Sie saß an ihrem Schreibtisch, das Handy ans Ohr gepresst.
    »So läuft das nun mal, Julia, das weißt du doch«, erklärte Edie mit fester Stimme. »Zwei Wochen kein Kontakt zur Außenwelt, dann darf sie, wenn sie möchte, kurz telefonieren.«
    »Aber sie ist deine Tochter, und sie ist noch minderjährig! Da musst du doch auf dem Laufenden bleiben!«
    »Ich kann jederzeit mit den Vertrauenslehrern sprechen, nur nicht mit deiner Schwester.«
    »Das ist verrückt.«
    »Das ist deren Politik.«
    »Was für ein Blödsinn. Shay ist noch ein Kind!« Doch im Grunde entsprach das, was Edie ihr berichtete, genau dem, was Analise ihr mitgeteilt hatte.
    »Wir haben das bereits diskutiert. Die Blue Rock Academy weiß, was sie tut. Ich vertraue den Leuten dort.«
    »Aber ich möchte mit ihr reden.«
    »Du kannst ihr über die Schule einen Brief zukommen lassen.«
    »Einen Brief? Befinden wir uns etwa im Mittelalter?« Jules schob ihren Schreibtischstuhl zurück und schritt beunruhigt in ihrem kleinen Arbeitszimmer auf und ab. »Wie sieht’s mit Handys aus, E-Mails oder Facebook?«
    »Nicht erlaubt.«
    »Natürlich nicht. Langsam klingt das Ganze allzu drakonisch, Mom.«
    »Und du klingst langsam dramatisch! Dabei unterstellst du das doch für gewöhnlich mir. Beruhige dich erst mal und gib der Schule eine Chance. Und bitte hör auf, Analise zu belästigen.«
    »Wie bitte?«
    »Eli hat mich angerufen«, teilte ihr Edie mit.
    Jules spürte, wie Unmut in ihr aufstieg.
    »Das hätte ich mir denken können.« Was für ein Weichei, rennt zu Tante Edie und weint sich bei ihr aus. Wie ein Dreijähriger.
    »Du beschwörst nur Ärger herauf«, sagte Edie mit anklagender Stimme.
    »Ich suche nach Antworten.«
    »Vielleicht solltest du dir mehr Gedanken um dein eigenes Leben machen, als so besessen von dem deiner Schwester zu sein.«
    »Was willst du damit andeuten?«
    »Sag du es mir, Julia. Du bist diejenige, die geschieden ist und arbeitslos, hab ich recht?«
    »Vielleicht eifere ich nur meinem Vorbild nach?«, versetzte sie schnippisch und hörte, wie ihre Mutter nach Luft schnappte. Edies Erfolgsbilanz, die Ehe betreffend, war ein Tabuthema.
    »Hör mal, Mom, ich möchte dich nicht verletzen, aber ich mag es nicht, wenn du mich angreifst. Ich mache mir einfach Sorgen um Shay.«
    »Nun, ob du es glaubst oder nicht, ich auch. Oh, da ist jemand auf der anderen Leitung. Es ist Grant! Ich muss Schluss machen. Bye.« Sie legte auf.
    Jules schnaubte frustriert. Seit drei Tagen war Shay nun in Südoregon, und Jules war mehr und mehr davon überzeugt, dass die Blue Rock Academy nicht der richtige Ort für ihre Schwester war. Sicher, Shay hatte sich einiges geleistet und musste irgendwie aufgerüttelt, aus ihrer mürrischen, rebellischen Grundhaltung herausgerissen werden, da tat ihr ein solcher Schock vielleicht ganz gut. Aber eine Besserungsanstalt, aus der vor ein paar Monaten ein Mädchen spurlos verschwunden und eine Lehrerin wegen sexueller Handlungen mit Schutzbefohlenen entlassen worden war?
    Bei ihren Internetrecherchen hatte Jules herausgefunden, dass Blue Rock 1975 gegründet worden und keiner anderen Schule angeschlossen war. Seinen Namen hatte das anerkannte Institut von der Farbe einiger Felsen in den nahe gelegenen Höhlen

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