S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)
Gespenster. Ich bin zu jeder Zeit in jeden Bereich gegangen, ohne Probleme.
I: Und Sie hatten nie komische Situationen?
R: Nein, nicht in dem Sinne. Wie gesagt: Ich bin auch nicht empfänglich für so etwas. Andere Kollegen würden Ihnen vielleicht ganz andere Sachen erzählen. Aber das müssten Sie dann eben immer unter dem Gesichtspunkt sehen, dass es Bereiche gibt, die ruhig und ein bisschen dunkel sind. Und das kann natürlich unheimlich sein und da kann man sich – unter bestimmten Vorrausetzungen – vielleicht auch etwas einbilden.
I: Also Sie glauben dann eher an Einbildung.
R: Ich will natürlich nichts unterstellen. Wenn mir jemand erzählt hat, ich hab da was gehört oder ich hab ein ganz komisches Gefühl irgendwo gehabt, dann habe ich das einfach zur Kenntnis genommen. Ich habe das nicht abgetan aber eben auch nicht automatisch für wahr gehalten. Aber so oft kam das auch nicht vor, dass Kollegen mit so etwas an mich herangetreten sind.
I: Ähm, wenn Sie mal n Beispiel geben könnten, was Kollegen erzählt haben...
R: Also eigentlich wenig Konkretes. Ab und zu kam mal: Ja, da will ich Abends nicht mehr hin, dort hab ich ein ganz komisches Gefühl gehabt ... eben auch zum Beispiel auf S3. Oder eine Kollegin hat vor ein paar Jahren mal behauptet, sie hätte abends auf einem Regal irgendein Tier gesehen. Die war beim Büchereinräumen, nicht auf S3 aber auch dort unten irgendwo, und da habe sie einen äh ... etwas gesehen, dass wie ein schwarzer Affe ausgesehen hat.
I: Ein Affe?
R: Ja, die war überzeugt dass ... also so hat die das geschildert: auf einem Regal saß irgendwas das wie ein schwarzer, kleiner Affe aussah. Und ... der hat sie dann wohl angeschaut. Und die kam dann damit zu mir.
I: Und war da was dran?
R: Zumindest ist der Affe oder dieses affenähnliche Wesen nie mehr aufgetaucht (lacht). Aber ich denke, die hat einfach die Bibliothekskatze gesehen, die war auch schwarz. Und vielleicht ist die irgendwie so dagesessen dass sie affenähnlich aussah.
I: Ach so, ähm wegen der Katze. Die Frau Seiler meinte dass die Katze in bestimmte Bereiche nicht reingeht, dass die sich da richtig sträubt.
R: Ich wüsste nicht, dass die Katze irgendwo nicht hingeht. Die geht dorthin, wo sie was zum Fressen findet.
I: Mhm, also hat die da keine Scheu?
R: Nicht dass ich wüsste.
I: Ähm, also Sie haben im Grunde nichts erlebt, wo Sie sagen würden: Das ist unerklärlich, oder...
R: Ja, also was heißt unerklärlich? Nur weil man was nicht erklären kann, ist es nicht unerklärlich. Es gab ein Ereignis in meiner Zeit, das war jetzt vor circa sechs Jahren, das auf jeden Fall seltsam ist.
I: War das das mit dem Diebstahl?
R: Äh, ja, im entfernten Sinne.
I: Da hatten Sie schon am Telefon...
R: Ja, man könnte sagen, es geht um Diebstahl. Und deswegen habe ich mich eigentlich bei Ihnen gemeldet und gesagt, dass ich mitmache. Ich versuche das einfach mal zu erzählen und Sie fragen nach, falls etwas unklar sein sollte.
I: Okay.
R: Also, wie gesagt, dass Sachen weg kommen, dass vielleicht auch Leute organisiert Sachen stehlen, das ist ein Problem, dass Sie in jeder öffentlich zugänglichen Bibliothek haben können. Und man kann den Studenten noch so oft sagen, sie sollen nicht ihre Sachen irgendwo liegen lassen und Kaffee trinken gehen, sie machen es trotzdem. Und teils liegen auch relativ wertvolle Dinge herum, Mobiltelefone oder sogar Schmuck.
I: Also es wurden eben Sachen gestohlen?
R: Ja, allerdings nicht mehr als anderswo auch ... darum geht es nicht. Dass teure Sachen gestohlen werden, das ist ja nachvollziehbar. Das Teuerste, was ich mitbekommen habe, war einmal ein Notebook für über 4000 Mark, das war noch zu D-Mark Zeiten. Und dann melden sich die Studenten eben bei uns und sind ganz verzweifelt. Aber wir können ja meist auch nichts machen. Und wie gesagt, das ist irgendwo normal, dass in so einer großen Einrichtung auch gestohlen wird, also Mobiltelefone, Brieftaschen, technische Geräte. Aber worauf ich hinaus will: Es gab vor sechs Jahren, vor ungefähr sechs Jahren, so eine seltsame Häufung. Damals meldeten sich relativ viele Studenten bei uns, denen etwa aus den Brieftaschen gestohlen wurde.
I: Also Geld oder...
R: Nein, eben nicht. Das war ja das Interessante. Über vielleicht drei Monate hinweg haben sich immer wieder Studenten gemeldet dass sie Fotos vermissen.
I:
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