Saat des Feuers
Blatt Papier gekritzelt war. »Cædmon Aisquith sich aufhält?« Eine entsprechende Hintergrundüberprüfung hatte bemerkenswert wenig Informationen zu Tage gefördert, was Stan veranlasst hatte, seine Leute vom Informationsdienst noch tiefer graben zu lassen.
»Aisquith hat es geschafft, sich unbemerkt aus dem Bücherladen zu verdrücken. Wir behalten sein Hotel scharf im Auge, aber er ist noch nicht dort aufgetaucht«, erstattete ihm der Sergeant Bericht.
»Hmm.« Gedankenverloren drehte Stan MacFarlane den silbernen Ring an seiner rechten Hand, dessen ineinander verschlungene Kreuze über die Jahre glatt gerieben worden waren. »Dieser Aisquith ist ein weiteres loses Ende, das wir uns nicht leisten können.«
»Ich höre, Colonel.«
»Dann hören Sie gut zu.« Stanford MacFarlane sah seinem Untergebenen fest in die Augen, damit es keine Missverständnisse geben würde. »Sie werden ihn suchen. Sie werden ihn finden. Und Sie werden ihn vernichten.«
Offensichtlich war der Befehl ganz nach seinem Geschmack, denn der Gunnery Sergeant lächelte. »Bis Tagesende, Sir.«
6
Mit einem Gefühl, als hätte sie gerade fünfzehn Runden gegen einen Schwergewichtsmeister durchgestanden, quälte Edie Miller sich aus dem Taxi, zog einen zerknitterten Zehn-Dollar-Schein aus der Rocktasche und reichte ihn dem Fahrer. Wenn der dunkelhäutige Mann mit dem Turban es seltsam fand, dass sie ihn in der Gasse hinter ihrem Reihenhaus hatte halten lassen, anstatt sie vor der Tür abzusetzen, dann ließ er es sich nicht anmerken.
Erleichtert darüber, wieder auf vertrautem Boden zu sein, hob
Edie müde die Hand und bedeutete dem Taxifahrer, dass er das Wechselgeld behalten sollte. Eine kleine Entschädigung dafür, dass er sie in Sicherheit gebracht hatte. Der Fahrer des pflaumenfarbenen Taxis war ihr wie ein Geschenk des Himmels erschienen. Ihr Mini Cooper, ihre Handtasche und ihre Schlüssel hatte sie im Museum zurückgelassen. Doch sie war mit dem Leben und ihrer Digitalkamera davongekommen, die sie in ihre Westentasche gestopft hatte, unmittelbar bevor Jonathan Padgham ermordet worden war. Und das war alles, was zählte.
Was für ein Albtraum , dachte sie, immer noch völlig betäubt. Was für ein unwirklicher, unglaublicher Albtraum. Die Cops waren tatsächlich in den Mord eingeweiht. Obendrein hatte sie keine Ahnung, wie viele Leute noch in den Diebstahl des Brustschilds verwickelt waren. Alles, was sie wusste, war, dass sie keine Skrupel hatten zu morden, um ihr Ziel zu erreichen. Und im Moment war es ihr Ziel, »den Karren aus dem Dreck zu ziehen«.
Mit einem Schaudern bückte sie sich und hob eine längst vertrocknete Chrysantheme aus einem Terrakottatopf, packte sie am Stamm und schüttelte einen Schlüssel aus dem Klumpen brauner Erde. Mit einem schnellen Blick hinter sich eilte sie die Hinterhoftreppe hoch, schloss die Hintertür auf und trat in ihre Küche.
Spirulina-Algen. Gerstengras. Flohsamenschalen. Ihr Blick fiel auf die Küchenzeile und die dort säuberlich aufgereihten Behälter mit übel schmeckenden Nahrungsergänzungsmitteln, die für ein langes Leben sorgen sollten, und lachte laut los. Reine Zeitverschwendung, wenn der Sensenmann im grauen Overall an die Tür klopfte. Obwohl sie nichts anderes tun wollte, als eine ganze Ladung Häagen-Dazs-Eiscrem zu verdrücken, blieb ihr dazu keine Zeit. Sie musste schnell ihre Sachen packen und verschwinden. Bevor sie sie fanden. Bevor sie mit ihr machten, was sie mit Jonathan Padgham gemacht hatten.
Edie riss eine Einkaufstasche aus Leinen von einem Haken an der Rückseite der Küchentür, öffnete das Gefrierfach und nahm
eine Packung Spinat heraus. Ohne sich die Mühe zu machen, die Packung zu öffnen, stopfte sie sie in die Tasche. Sie hatte schon in zartem Kindesalter gelernt, wie wichtig es war, einen Vorrat an Bargeld zur Hand zu haben, und deshalb stets fünftausend Dollar im Gefrierfach versteckt. Nachdem sie das Geld verstaut hatte, schnappte sie sich eine alte Motorradjacke vom nächsten Kleiderhaken, zog die blutverschmierte khakifarbene Fischerweste aus, stopfte sie in die Tasche und schlüpfte hastig in die Motorradjacke.
Dann eilte sie den Flur entlang in das kleine Arbeitszimmer an der Vorderseite des Hauses. Sie riss einen Aktenschrank auf und blätterte durch die abgegriffenen Aktenmappen, bis sie den Ordner fand, der mit »Persönliche Dokumente« beschriftet war. Darin befanden sich ihr Pass, ihre Geburtsurkunde, die Unterlagen über das Haus, das
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