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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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kommt sie nicht weit.«
    »Sei dir da nicht so sicher. Sie ist schließlich auch aus dem Museum rausgekommen, nicht wahr?«
    Der Cop grinste. »Hey, häng das nicht mir an. Soweit ich mich erinnere, ist das in deiner Schicht passiert, nicht in meiner.«
    Der Killer quittierte das mit einem wütenden Blick. Von den beiden war er eindeutig der Furchteinflößendere. »Du hast die erste
Wache. Ich will es sofort wissen, wenn die Schlampe auftaucht«, knurrte er, bevor er die Stufen hinunterstampfte. Der zur Wache verdonnerte Polizist blieb auf der Veranda zurück.
    Einige Augenblicke später, als sie eine weiße Rauchwolke aus dem Auspuff des Ford aufsteigen sah, ließ Edie den Vorhang los.
    Zeit war plötzlich ein kostbares Gut, deshalb eilte sie in die Küche, riss eine Schranktür auf, schnappte sich eine Bratpfanne vom Regal, füllte sie mit Katzentrockenfutter und stellte sie auf den Boden. Dann holte sie aus demselben Küchenschränkchen eine große Rührschüssel, füllte sie mit Leitungswasser und platzierte sie neben dem Futter. Sie nahm an, das würde reichen, bis Garrett am Wochenende zurückkam.
    Während sie die Hintertür hinter sich zusperrte, betete sie, dass Garrett den Jeep aufgetankt hatte, bevor er nach Chicago gefahren war. Neben den Schlüsseln für sein Haus besaß sie auch die Schlüssel für seinen fahrbaren Untersatz. Und dieser fahrbare Untersatz war ihre Fahrkarte aus der Stadt.
    Sie schloss die Fahrertür des schwarzen Wrangler auf, glitt hinters Steuer und warf ihre Tasche auf den Beifahrersitz. Als sie den vom auftauenden Spinat herrührenden großen, feuchten Fleck auf der Tasche bemerkte, erfasste sie eine Flut von Erinnerungen. Daran, mitten in der Nacht vor dem Vermieter zu flüchten. Vor dem Gerichtsvollzieher. Dem gewalttätigen Freund. Dem Junkie, der einen Schuss brauchte. Das waren täglich die Kleindarsteller in dem erbärmlichen Lebensdrama ihrer Mutter gewesen. Die Erinnerungen brachen über sie herein, als habe man sie gerade in eiskaltes Wasser getaucht. Dreißig Jahre waren vergangen, und sie war noch immer das verängstigte kleine Mädchen, das sich auf dem Rücksitz des alten Buick Le Sabre ihrer Mutter zusammenkauerte.
    Mit heftig zitternden Händen starrte Edie das Lenkrad an. Dann versuchte sie, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, doch sie schaffte es nicht. Das Metall glitt immer wieder von der Lenksäule
ab. Sie hatte damals nicht gewusst, wie sie mit der Angst fertig werden sollte. Und sie wurde auch jetzt nicht damit fertig.
    Atme, Edie, atme! Ein und aus. Lange, langsame, tiefe Atemzüge. Dadurch wirst du die Angst nicht überwinden, aber du wirst sie verdrängen. Gerade so weit, dass du den Schlüssel ins Zündschloss stecken und den Wagen anlassen kannst.
    Wie eine verlorene Seele gehorchte sie der Stimme in ihrem Kopf. Sie atmete tief ein und sagte sich, dass sie es schaffen konnte. Sie konnte diesen Bastarden entkommen. Im Laufe von zwei Jahren war sie aus vier verschiedenen Jugendheimen entkommen. Das hier war nicht anders.
    Nachdem sie ein viertes Mal ein- und ausgeatmet hatte, war sie in der Lage, den Jeep zu starten.
    Dann warf sie einen Blick auf die Tankanzeige.
    Danke, Garrett! Ich bin dir echt was schuldig.
    Sie fuhr zum Ende der Gasse, dann bog sie links ab. Nicht zu schnell. Nicht so langsam. Sie wollte nicht, dass sich irgendjemand später daran erinnerte, den Jeep gesehen zu haben. Leichte Schneeflocken begannen auf die Windschutzscheibe zu fallen, also stellte sie die Scheibenwischer an, immer noch mit tiefen, kontrollierten Atemzügen.
    An der Ecke 18th und Columbia bremste sie an einer roten Ampel und blickte nervös nach links und rechts. An der Straßenecke, die dem Jeep am nächsten war, drängte sich eine Gruppe Latinos vor einer Wechselstube. An der gegenüberliegenden Ecke war der Besitzer des altmodischen salvadorianischen Cafés La Flora dabei, die Läden der Fenster zur Straße hinaus zu schließen. Edie war ein häufiger Gast, erst heute Morgen hatte sie dort auf ein schnelles Frühstück aus frijoles und Eiern vorbeigeschaut.
    Als er sie sah, hob Eduardo grüßend die Hand.
    Widerstrebend winkte Edie zurück, wobei sie hoffte, betete , dass die Polizei um das La Flora einen Bogen machen würde, wenn sie die Gegend abklapperte.

    Die Tatsache, dass kein dunkelblauer Ford in Sicht war, schenkte ihr ein wenig Trost. Sie legte den ersten Gang ein und steuerte den Jeep die 18th Street hinunter, dann langte sie hinüber auf den

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