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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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deshalb verließ sie das Büro und steuerte auf den Hauptflur zu. Das Hopkins-Museum war in einer vierstöckigen Beaux-Art-Villa aus dem neunzehnten Jahrhundert untergebracht, die sich im Herzen des Stadtteils Dupont Circle befand, einer lebhaften Geschäfts- und Wohngegend. Sobald sie aus dem Museum herauskam, war Hilfe in Rufweite.
    Am Ende des Ganges angekommen, der zum Hauptflur führte, hielt Edie an und spähte vorsichtig um die Ecke.
    »Oh Gott.«
    Erschrocken erstickte Edie ein Aufkeuchen, als sie den Killer erblickte. Er war ein Koloss, ein Unhold biblischen Ausmaßes, bekleidet mit einem grauen Overall und einer schwarzen Skimaske, die er sich über den Kopf gezogen hatte, und stand vor dem Sicherheitsmonitor an der Wand neben der Tür, die aus dem Verwaltungsbereich führte. Um Zutritt zu diesem Bereich zu erhalten, musste jeder Angestellte, gleich welchen Ranges, eine persönliche Identifizierungsnummer per Tastatur ins Sicherheitssystem eingeben, eine Prozedur, die sich beim Verlassen wiederholte. Der Code aktivierte das Schloss der eindrucksvollen Stahltür. Mit diesem Computersystem war der Sicherheitsdienst des Museums in der Lage, den Aufenthaltsort aller Mitarbeiter zu kontrollieren.
    Plötzlich wurde Edie klar, dass der Mörder über einen gültigen Sicherheitscode verfügen musste, um den Bürobereich betreten zu können. Wie hatte er es geschafft, an einen Code zu kommen?
    Doch im Augenblick war das unwichtig. Das einzig Wichtige war, dass sie hier im dritten Stock zusammen mit einem Mörder festsaß. Um zum Aufzug oder zum Treppenhaus zu gelangen, musste sie durch die Stahltür. Was bedeutete, dass sie warten musste, bis er fort war. Sobald er das Gebäude verlassen hatte, konnte sie fliehen.
    Während Edie zusah, wie seine übergroße Hand sich überraschend geschickt über die Tastatur bewegte, fragte sie sich, was er da tat. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass es nicht länger als
zwei Sekunden dauerte, um einen fünfstelligen Zahlencode einzutippen und die Tür zu entriegeln, doch nach ihrer Schätzung stand der Killer nun schon gut dreißig Sekunden vor dem Monitor.
    Jetzt verschwinde endlich.
    »Verdammte Scheiße!«, murmelte der Killer und zog Notizblock und Bleistift aus der Brusttasche.
    Als sie beobachtete, wie er etwas auf den Block kritzelte, blieb ihr entsetzt der Mund offen stehen. Obwohl der Monitor zu weit weg war, um sicher zu sein, ahnte sie, dass der Mörder sich Zugang zum Sicherheitsprotokoll verschafft hatte. Und wenn dem so war, dann bedeutete das, dass »E. Miller« soeben auf dem Monitor erschienen war. Neben ihrem Namen befanden sich das genaue Datum – 01.12.08 – und die Uhrzeit – 13:38:01 -, zu der sie den dritten Stock betreten hatte. Schlimmer noch, eine Uhrzeit, zu der sie das Stockwerk wieder verlassen hatte, fehlte.
    Edie hatte schon genug Fernsehkrimis gesehen, um zu wissen, dass sie erledigt war.
    Sie brauchte ein Versteck. Sofort. In dieser Sekunde.
    Voller Panik, dass der Neandertaler im grauen Overall sie bemerken könnte, wich Edie langsam von der Ecke zurück und rannte dann, dankbar dafür, dass der scheußliche braune Teppich ihre Schritte dämpfte, den Gang entlang und an dem Büro mit der Leiche auf dem Fußboden vorbei.
    Dann bog sie nach rechts in einen anderen Gang, von dem sie wusste, dass er vor der Tür eines Lagerraums endete. Vollgestopft mit Regalen, in denen sich Kisten stapelten, gab der ein hervorragendes Versteck ab.
    Oder besser gesagt, er hätte ein hervorragendes Versteck abgegeben, wenn die Tür offen gewesen wäre.
    Verzweifelt starrte sie die verschlossene Tür an.
    Und was jetzt?
    Wenn sie es schaffte, nach unten in die Ausstellungsräume zu gelangen, dann könnte sie ein Artefakt von der Wand reißen, was
sofort das Alarmsystem des Museums auslösen würde. Die Polizei wäre innerhalb weniger Minuten vor Ort, vielleicht sogar innerhalb von Sekunden, wenn ein Einsatzwagen gerade zufällig in der Gegend war. Doch dazu würde sie sich erst an Dr. Padghams Mörder vorbeischleichen müssen.
    Zu verängstigt, um diesen Gedanken weiter in Betracht zu ziehen, wirbelte Edie auf ihrem Stiefelabsatz herum, und dabei fiel ihr ein leuchtend rotes Schild mit fetter, weißer Beschriftung ins Auge.
    Die Feuerleiter.
    Voll neuer Hoffnung beim Anblick des Wortes Notausgang rannte Edie den Flur entlang. Als sie die Tür erreichte, packte sie den Türgriff, drückte und machte sich auf einen – wie sie vermutete – sehr lauten Alarm

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