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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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ungestraft. Er war gezwungen gewesen unterzutauchen und hatte die letzten paar Jahre in Paris gelebt. Als Fremder in einem fremden Land. Allerdings hatte er die Zeit weise genutzt und sein erstes Buch geschrieben, eine Abhandlung über die geheimen Traditionen der antiken Welt. Von einem Gefühl der Sicherheit eingelullt
hatte er sich in dem Glauben, er wäre vom Radar der RIRA verschwunden, dagegen entschieden, ein Pseudonym zu verwenden.
    Erst jetzt dämmerte es ihm, dass dieses bisschen Arroganz ihn möglicherweise teuer zu stehen kam.
    Ah, die Torheit eines Erstgeborenen, der immer noch versuchte, seinen längst verstorbenen Vater zu beeindrucken.
    Er überprüfte die Anruferliste seines Handys. »Rufnummer unterdrückt« leuchtete es ihm auf dem Display entgegen.
    »Warum überrascht mich das nicht?«, murmelte er leise. Erneut suchte er den Bücherladen mit den Augen ab, überzeugt davon, dass er beobachtet wurde.
    Dabei fiel sein Blick auf eine Ausgabe von Byron, die in einem Regal in der Nähe stand.
    Denn der Engel des Todes kam mit Sturmesgewalt …
    Als ihm diese lange vergessene Zeile plötzlich wieder in den Sinn kam, schluckte er ein bitteres Lachen hinunter, denn er selbst war dieser dunkle Engel gewesen. Einst. Vor langer Zeit.
    Immer noch mit dem Mobiltelefon in der Hand schlenderte er zu seiner Agentin hinüber. »Mein Hotel hat mich eben angerufen«, log er ungeniert und griff dabei auf die Lektionen zurück, die er beim MI5 gelernt hatte. »Ein kleines Problem mit der Rechnung. Offenbar wurde meine Kreditkarte zurückgewiesen.« Er ließ den Blick demonstrativ durch den Buchladen schweifen, dessen Regale mit herrenlosen Champagnerflöten übersät waren. »Nachdem die Festlichkeiten sich augenscheinlich dem Ende zuneigen, haben Sie sicher nichts dagegen, wenn ich mich davonmache und mich darum kümmere.«
    Seine Agentin starrte ihn durch den rubinroten Rahmen ihrer Brille an. »Soll ich für Sie bei der Rezeption anrufen?«
    »Kein Problem«, entgegnete er mit einem Kopfschütteln. »Ich bin ein großer Junge. Allerdings sollte ich mich vielleicht stärken, bevor ich mich dem Drachen zum Kampf stelle.« Er nahm eine volle Champagnerflöte von einem nahen Tablett und ignorierte
dabei die Tatsache, dass der Sekt schon lange schal geworden war. »Zum Wohl!«
    Mit dem Glas in der Hand verabschiedete er sich von ihr, steuerte auf den hinteren Teil des Bücherladens zu und betrat einen Gang, der mit »Nur für Personal« beschildert war. Ungeniert ignorierte er die Ermahnung und ging weiter, bis er einen Raum erreichte, der mit Pappkartons vollgestapelt war. Der einzige Mensch, der sich darin befand, ein junger Mann mit strähnigen Haaren, entpackte gerade eine Palette.
    Cædmon nickte ihm zu und tat so, als habe er jedes Recht, hier zu sein. »Den Ausgang, bitte.«
    Der junge Mann nickte mit dem Kopf zur gegenüberliegenden Tür.
    Auf der anderen Seite des Lieferanteneingangs fand sich Cædmon auf einem mit Zigarettenkippen übersäten Bürgersteig hinter dem Bücherladen wieder. Die Betonwände ringsum waren mit derben Graffiti-Zeichnungen bedeckt.
    Kaum hatte sich die Tür des Ausgangs hinter ihm geschlossen, zerschlug er die Champagnerflöte an der Wand und wartete, die improvisierte Waffe in der Hand.
    Komm raus, komm raus, wo immer du auch bist , höhnte er stumm, während er sich bereitmachte, gegen seine unsichtbare Nemesis zu kämpfen.
    Eine geschlagene Minute verstrich in angespannter Stille.
    Als er erkannte, dass er sich von seinen Ängsten hatte hinreißen lassen, stieß er ein verächtliches Schnauben aus.
    »Der Geist toter Iren«, murmelte er sarkastisch und schleuderte das gezackte Glas auf den Bürgersteig.
    Nachdem der Augenblick der Panik verflogen war, schlug er den Kragen seiner Jacke hoch, um die Kälte abzuhalten. Er erinnerte sich daran, ein paar Blocks entfernt einen Coffee-Shop gesehen zu haben, und da er dringend etwas Koffein brauchen konnte, wandte er sich in diese Richtung.

    Obwohl er wusste, dass er unter Verfolgungswahn litt, wurde Cædmon das beunruhigende Gefühl nicht los, dass ein militanter Ire, der sich weigerte, den Frieden zu akzeptieren, ihn auf der anderen Seite des Atlantiks aufgespürt hatte. Wo er beabsichtigte, eine sehr alte, doch immer noch offene Rechnung zu begleichen.
    Wer sonst hätte ihn auf seinem Handy anrufen können? Als wolle er sagen: Wir sehen dich, aber du kannst uns nicht sehen.

4
    Zu Edies Überraschung ertönte kein Alarm. Nur das

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