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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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wunderliches Gebilde direkt aus einem Roman von Thomas Hardy.
    Cædmon zog sie hinter eine Trockensteinmauer, von der dicke Eiszapfen hingen, und musterte die Umgebung. Bestürzt stellte er fest, dass sie sich den Weg durch ein langes Stück offenes Gelände würden bahnen müssen – keine Bäume, Felsen oder Bambus, die ihre Bewegungen verbergen konnten.
    »Das sind dreißig Meter offenes Gelände zwischen hier und dem Thinktank. Werden Sie so weit rennen können?«
    Sie nickte. Dann grub sie die Finger in seinen Unterarm und flüsterte: »Cædmon, ich habe Angst. Große, große Angst.«
    »Das ist keine Schande. Ich fühle mich selbst auch nicht gerade mannhaft.«
    Ungläubig riss sie die braunen Augen auf. »Das ist ein Scherz, oder? Sie sind wie einer dieser Typen der Leichten Brigade.«
    »Nun ja, wir wissen ja, was aus denen geworden ist, nicht wahr?«
    »Nein, was ist ihnen denn geschehen?«
    »Beinahe die Hälfte von ihnen kam bei dem Angriff um.« Doch er gab ihr keine Zeit, über die Bedeutung dieses Stückchens britischer
Geschichte nachzudenken, sondern ergriff ihre Hand und spurtete los. Da seine Schritte länger waren, musste sie ihre Beine doppelt so schnell bewegen, um mit ihm mithalten zu können. Ein einsamer Tierpfleger in Gummistiefeln und braunem Overall überholte sie in einem geschlossenen Golfwägelchen, auf dessen Ladefläche mehrere Eimer mit Tierfutter festgezurrt waren.
    »Ich bin halbwegs in Versuchung, per Anhalter mitzufahren«, murmelte Edie heftig schnaufend. Kaum in der Lage, den Arm zu heben, deutete sie auf einen grottenähnlichen Bereich. »Dort ist der Weg … auf der anderen Seite des Gebäudes.«
    »In Ordnung.« Er bog in die Richtung, die sie ihm gezeigt hatte. Der »Weg« bestand aus einer Reihe hölzerner Stufen, die sich einen sehr steilen Hügel hinunterwanden. Am Fuße der Holzstufen konnte Cædmon einen verlassenen Parkplatz erkennen.
    »Rock Creek ist auf der anderen Seite des Parkplatzes«, informierte Edie ihn zwischen zwei geräuschvollen Atemzügen. »Sobald wir den Bach überquert haben, müssten wir zum Beach Drive hochwandern können, wo wir hoffentlich ein Taxi aufhalten können.«
    Cædmon richtete den Blick auf die gegenüberliegende Seite des Parkplatzes. Durch eine dichte Gruppe unbelaubter Bäume konnte er einen Bach sehen, der sich zwischen verstreuten Felsen hindurchschlängelte. Und er konnte eine stark befahrene Schnellstraße auf der anderen Seite der Schlucht hören, auf der die Autos mit großer Geschwindigkeit dahinrasten. Irgendwie hatte er seine Zweifel, dass es ihnen gelingen würde, ein Taxi anzuhalten.
    Doch er behielt seine Bedenken für sich und führte sie die hölzernen Stufen hinunter. Sie kamen schnell voran. Die Stufen waren in einem Abstand angelegt, der den Abstieg von diesem steilen Hügel leicht machte. Auf ihrem Weg nach unten murmelte Edie eine Entschuldigung, denn ihre Stiefel mit den schweren Absätzen polterten dumpf auf dem verwitterten Holz.
    »Es würde helfen, wenn Sie …« Mitten im Vorschlag brach er ab, als er plötzlich die Vibrationen von Schritten bemerkte.

    Er spähte über die Schulter und erhaschte eine flüchtige Bewegung oben auf den Stufen. Seine Sicht war durch die dichten Büsche und Bäume auf beiden Seiten der Treppe eingeschränkt, deshalb konnte er nicht ausmachen, ob dieser Dritte im Bunde ein Tierpfleger, ein Zoobesucher oder ein kaltblütiger Killer war.
    »Wir haben Gesellschaft«, flüsterte er Edie ins Ohr und bedeutete ihr, still zu sein.
    Verzweifelt blickte sie hinter sich. Er war sich nicht sicher, aber er glaubte gesehen zu haben, wie sie mit den Lippen stumm »Oh Gott!« formte.
    Wenige Sekunden später erreichten sie den Fuß der Stufen und überquerten eine geteerte Straße. Auf der linken Seite lag der leere Parkplatz, auf der rechten Seite ein verlassenes Gewächshaus, dessen zerrissene Plastikfolien gespenstisch im Wind wehten. Vor ihnen lag wildes Hinterland, das seit vielen Jahren keine Sense oder Klinge mehr gesehen hatte.
    »Hier lang«, zischte Edie, schürzte den Rock bis zum Knie und stürzte sich in die Wildnis.
    Cædmon folgte ihr auf dem Fuße, wobei er eine Hand ausstreckte, um herunterhängende Zweige beiseitezuschieben. Die Brombeer- und Dornensträucher verfingen sich zwar an Händen, Gesicht und Kleidung, doch das Dickicht bot hervorragende Deckung. Cædmon war sich immer noch nicht sicher, wer ihnen die Stufen hinab gefolgt war, denn der Eindringling hatte sich noch

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