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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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verwarf er die Idee wieder, da er sicher war, dass ihm diese Mühe eine Kugel in den Kopf einbringen würde.
    »Dürfte ich einen Blick in Ihre Tasche werfen?«, fragte er und zupfte an dem großen Leinenbeutel, den sie fest an sich gepresst hielt.
    Wortlos gab Edie nach und öffnete die Tasche, damit er sie inspizieren konnte. Es war keine Zeit für Höflichkeiten, deshalb wühlte er sich kurzerhand durch den Inhalt des Beutels, dann zog er ihre khakifarbene Weste heraus.
    »Perfekt.« Er griff hinter sich und packte eine Handvoll Schnee.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich mache sie schwerer, damit ich sie in die Luft schleudern kann. Wenn wir Glück haben, sieht der Heckenschütze die plötzliche Bewegung, zielt und schießt. Diese List verschafft uns nur ein paar Sekunden Zeit, aber mehr brauchen wir nicht, um unsere Hintern hinter diese Felsen zu verfrachten.« Mit dem Kinn wies er in Richtung einer Ansammlung verstreuter Felsen knapp zwanzig Meter von ihrer augenblicklichen Position entfernt.
    Wenn sie Bedenken hatte, und die hatte sie zweifellos, dann behielt sie sie für sich.
    In der Hoffnung, dass sich das Wagnis nicht als tödlicher Fehler erweisen würde, verknotete Cædmon schnell die Enden der Weste um den Schneeklumpen, dann formte er mit den Lippen lautlos »Auf drei!«, zählte bis zwei und schleuderte bei drei die Weste durch die Luft. Ein perfekt ausgeführter Cricket-Wurf.
    Es blieb keine Zeit, den Flugbogen des provisorischen Köders zu beobachten, deshalb packte Cædmon Edies Hand und sprintete geduckt, um ein möglichst kleines Ziel abzugeben, auf die Gruppe von Felsbrocken zu. Hinter sich hörte er, wie ein Projektil mit einem Ping! von dem Metallgeländer vor dem Gehege des Mexikanischen Wolfes abprallte.

    Die List hatte funktioniert.
    Mit Edie im Schlepptau duckte er sich hinter einen hüfthohen Felsen, und sie pressten sich kauernd an den Stein. Schnell sah er sich um. In dem hügeligen Gelände über den Weißkopfseeadlern glaubte er, eine Gestalt in einem schwarzen Anorak erkennen zu können. Ein tödliches Raubtier auf der Lauer.
    »Es wäre reiner Selbstmord, wenn wir versuchten, wieder zum Haupteingang zurückzulaufen«, meinte er in gedämpftem Ton. Allerdings befürchtete er, dass ihnen das gleiche Schicksal wie dem Museumsdirektor blühte, wenn sie keine andere Fluchtmöglichkeit fanden.
    Edie hob den Kopf ein paar Zentimeter, um sich verstohlen umsehen zu können. Sie verzog das Gesicht und wischte sich mit der Handfläche über das Blut, das aus einem Kratzer an ihrer Wange quoll. Mit derselben Hand deutete sie den Hügel hinauf.
    »Wenn wir es zum Thinktank-Gebäude oben auf dem Hügel schaffen … Da gibt es einen Weg, der zum Rock Creek hinunterführt. Um diese Jahreszeit müsste der Bach seicht genug sein, dass wir hindurchwaten können.«
    »Und der Vorteil dieses Fluchtwegs?«
    »Es ist der schnellste Weg hier raus.« Wieder wischte sie über den Kratzer an ihrer Wange. Eine an Blut gewöhnte Jägerin.
    Er nahm sich einen Augenblick Zeit, um über die Vorzüge ihres Plans nachzudenken. Der Weg den Hügel hinauf würde zwar ihre Lungen und Beine stärker belasten, doch der Pfad war von dichten Büscheln Bambusschilf gesäumt, die eine hervorragende Deckung boten. Wenn sie sich schnell und vorsichtig bewegten, konnten sie außer Sicht bleiben. Vorausgesetzt, der Scharfschütze hatte keine Freunde bei sich.
    Mit einem kurzen Nicken gab Cædmon ihrem Plan den Vorzug.
    Wieder packte er sie bei der Hand und übernahm die Führung, während sie den Weg entlangliefen, der den Hügel hinaufführte. Er hielt es für ein gutes Zeichen, dass er keine pfeifenden Kugeln
hörte. Das Kreischen des Weißkopfseeadlers allerdings verhieß nichts Gutes. Es bedeutete, dass der Scharfschütze ihnen auf den Fersen war.
    Auf halber Strecke den Hügel hoch begann Edie zurückzufallen, und ihre Atemzüge wurden hechelnd und unregelmäßig. Doch es blieb keine Zeit, die Moral der Truppe zu stärken, deshalb zerrte er sie hinter sich her. Er ließ ihre Hand los, schlang ihr den linken Arm um die Schulter, zog sie an seine Seite und zwang sie so, mit ihm Schritt zu halten.
    »Verschnaufen können Sie, sobald wir in Sicherheit sind.«
    Zweifellos vorwärtsgetrieben von einem angsterfüllten Adrenalinschub schaffte Edie es, Geschwindigkeit aufzunehmen.
    Wenige Sekunden später verlief der Pfad wieder eben.
    »Der Thinktank ist das steinerne Gebäude direkt vor uns«, keuchte Edie und zeigte auf ein

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