Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
Vom Netzwerk:
sie bis zu den Knien durchnässt waren, schenkte niemand im Park ihrem Aussehen irgendwelche Aufmerksamkeit, denn nicht wenige der Penner auf den Bänken waren in weit schlimmerem Zustand. Es war kein Zufall, dass sie sich McPherson Square ausgesucht hatte, denn der Park in der Innenstadt war ein ausgezeichneter Ort, um in der Stadt unterzutauchen.
    »Zweifellos hat Colonel MacFarlane sich für das heutige Blutvergießen etwas ähnlich Cleveres einfallen lassen, so wie sie das mit dem Mord gestern im Hopkins-Museum hingebogen haben«, schnaubte Edie verächtlich. »Ich sehe die Schlagzeilen schon vor mir: Dreiecksbeziehung endet tödlich.«
    »Oder irgendeinen ähnlichen Schund.« Cædmon zog die roten Augenbrauen zusammen. »Ich glaube, wir haben beide einen heißen Kaffee nötig«, meinte er und deutete auf eine Filiale der allgegenwärtigen Starbucks-Kette an der nächsten Straßenecke.
    »Macht es Ihnen was aus, wenn ich hier sitzen bleibe und auf Sie warte? Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich überhaupt in der Lage bin, einen nassen Fuß vor den anderen zu setzen.«
    Prüfend ließ Cædmon den Blick über den Park schweifen. Nicht nur, dass auf beinahe jeder Bank Obdachlose saßen, sie lagen auch in Schlafsäcken auf dem Boden.
    »Ich bin hier absolut sicher. Die sehen vielleicht gefährlich aus, aber diese Kerle sind völlig harmlos«, versicherte sie ihm.

    »Schon ironisch, so viele Menschen unter primitivsten Umständen leben zu sehen, während andere im Schoß des Luxus residieren.« Er warf einen Blick zum nahe gelegenen Hilton-Hotel hinüber.
    »Nun ja, wenn uns kein sicherer Ort einfällt, an dem wir uns versteckt halten können, dann bleibt uns bei Einbruch der Dunkelheit möglicherweise dieses Schicksal ebenfalls nicht erspart.«
    »Ein Umstand, den wir besprechen werden, sobald ich wieder zurück bin.«
    Geneigt, Cædmon die Entscheidung zu überlassen, nickte Edie. Ohne seinen flinken Verstand läge sie bereits in einer Pfütze ihres eigenen Blutes, das zweite Opfer des imaginären Dreiecksverhältnisses. Ob sie es sich nun eingestehen wollte oder nicht, sie war auf seinen Schutz angewiesen.
    Cædmon machte sich auf den Weg, um Kaffee zu holen.
    »Vergessen Sie die Biscotti nicht«, rief sie ihm hinterher, was ihr ein Winken einbrachte.
    Da ihre Beine im Begriff waren nachzugeben, setzte Edie sich auf die Bank. Wenige Augenblicke später begann es zu hageln. Kleine Kügelchen aus Eis prasselten auf sie herab, trafen sie an den Wangen, der Nase und der Stirn. Sie kauerte sich nach vorne und zog das Kinn an die Brust, während sie dem unregelmäßigen Trommeln von Hagelkörnern auf die hölzernen Planken der verwitterten Bank zuhörte. Da sie nirgendwo hinkonnte und ihr immer schneller die Orte ausgingen, an denen sie sich verstecken konnte, fühlte sie sich wie eine Gefangene in einem winterlichen Gemälde aus schmutzigem Grau und Weiß. Wie passend , dachte sie niedergeschlagen, während ihr Körper langsam in Kältestarre fiel, die Glieder unbeweglich wurden und ihre Gedanken begannen, sich nur noch träge im Kreis zu drehen.
    Plötzlich sah sie Rot anstelle neutraler Wintertöne, steckte die Hand in ihre Tasche und zog ihr BlackBerry hervor. Hoffentlich war der Akku noch voll genug für ein Ortsgespräch.

    Sie wählte die Nummer der Telefonauskunft.
    Da die Zeiten, in denen man noch einen richtigen Menschen an die Leitung bekam, längst vergangen waren, sagte sie langsam »Rosemont Security Consultants«, als die Computerstimme sie dazu aufforderte. Kurz darauf nannte dieselbe Computerstimme eine siebenstellige Telefonnummer. Edie drückte die 1, um direkt verbunden zu werden.
    Der Anruf wurde beim ersten Klingeln entgegengenommen.
    »Rosemont Security Consultants.«
    Im ersten Moment war Edie überrascht, dass keine Frau, sondern ein Mann in der Telefonzentrale saß. »Ich möchte mit Stanford MacFarlane sprechen«, verlangte sie schroff, in der Hoffnung, der Lakai am anderen Ende würde ihr die Leg-dich-nicht-mit-miran-Haltung abkaufen.
    Er tat es nicht.
    »Es tut mir leid, aber der Colonel kann im Augenblick keine Anrufe entgegennehmen. Wenn Sie eine Nachricht hinterlassen …«
    »Sagen Sie ihm, dass Edie Miller in der Leitung ist. Glauben Sie mir, er wird den Anruf annehmen.«
    Der Telefonist legte sie in die Warteschleife, und sie durfte die Klänge nervtötender Fahrstuhlmusik genießen.
    Mitten in Sinatras »My Way« wurde die Verbindung wieder aufgenommen.
    »Ah, Miss Miller. Was

Weitere Kostenlose Bücher