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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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Belastungsstörung gewesen war, die seinen Sohn dazu veranlasst hatte, sich den Lauf eines geladenen Gewehrs in den Mund zu stecken. Stan wusste, dass es die barbarischen Ungläubigen Babylons gewesen waren, die seinen Sohn dazu gebracht hatten, auf Satans verführerischen Ruf zu hören. Es war die Pflicht der Männer Gottes, die Gottlosen unter ihnen zu bekämpfen. Custis hatte sich vor seiner Pflicht gedrückt.
    Und würde in den Feuern der Hölle dafür brennen.
    Bald nach dem Tod seines Sohnes hatte er die Warriors of God gegründet, überzeugt davon, dass es seine Pflicht war, die Armee der Gerechten anzuführen, so wie König David die Armee der Israeliten zum Sieg über die Jebusiter und die Philister geführt hatte, oder Godefroy de Bouillon die Kreuzritter, als sie die muslimischen Ungläubigen in den Straßen von Jerusalem bekämpften. Und natürlich war da sein persönlicher Held, Thomas »Stonewall« Jackson, ein tiefreligiöser Soldat, der sich geweigert hatte, an einem Sonntag zu kämpfen und seine Männer zum Gebet rief, bevor er sie in die Schlacht führte.

    Doch heute, trotz seiner inbrünstigen Gebete, musste die Schlacht erst noch gewonnen werden.
    Es war Teil seines Notfallplans gewesen, einen Scharfschützen zu postieren, für den Fall, dass der alte Mann die Nerven verlor. Dass man den Spross einer der größten Industriellenfamilien Amerikas mitten im National Zoo niedergeschossen hatte, war kein Grund zur Beunruhigung. Die Polizei würde zu dem voreiligen Schluss kommen, dass ein Nachahmungstäter die Anschläge jenes Heckenschützen kopierte, der die Hauptstadt des Landes im Herbst 2002 in Angst und Schrecken versetzt hatte.
    Zweifellos würden die Grabreden sich poetisch über Eliot Hopkins’ Großzügigkeit und Menschenliebe auslassen, ohne die vielen gestohlenen Objekte seiner Sammlung zu erwähnen. Und es würde auch niemand Hopkins’ geheime Leidenschaft, die Bundeslade, erwähnen. Dank Stans gründlicher Planung würden all die Bibelgelehrten und archäologischen Wachhunde ahnungslos weiterschlafen.
    Erst wenn sich alle Puzzleteile eingefügt hatten, würden sie von Stans göttlich inspirierter Mission erfahren. Im Augenblick folgte die Welt einem Zeitplan, den er vorgab. Es war noch früh, zu früh, um Gottes großen Plan zu enthüllen. Wenn die Ungläubigen allerdings Augen hätten zu sehen, dann wüssten sie, dass die weltweiten Ereignisse Gottes dringlichen Ruf zu den Waffen bekundeten.
    Unruhig wegen der bevorstehenden Mission drückte der Colonel auf den Knopf der Gegensprechanlage seines Schreibtischtelefons. »Irgendein Wort über den Flugplan?«
    »Ich habe gerade die offizielle Erlaubnis bekommen, Sir. Sie sind um dreizehn Uhr in der Luft.«
    »Ausgezeichnet«, sagte er zu seinem Stabschef, bevor er die Verbindung beendete.
    Trotz der Tatsache, dass das englische Essen nicht besser war als der Fraß im Offizierskasino, freute er sich darauf, den neuen Tag in London zu begrüßen. Diese Miller hatte seinen Zeitplan um
volle vierundzwanzig Stunden zurückgeworfen, und wenngleich das Schlamassel ihn auch verärgerte, so fühlte er sich doch seltsam leicht, bereit und willens für die Aufgabe, die er in Angriff nehmen würde. Davon abgesehen waren Edie Miller und ihr Gefährte im größeren Zusammenhang betrachtet unbedeutend, bloße Nebendarsteller in einem Schauspiel, das der Allmächtige vor sechsundzwanzig Jahrhunderten verfasst hatte.
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Ihm blieb noch genug Zeit für seinen täglichen Blog.
    Stan MacFarlane setzte sich an den Schreibtisch und tippte mit beiden Zeigefingern die eröffnende Bibelstelle, eine seiner Lieblingsstellen aus Psalm 11.
    »Er wird regnen lassen über die Gottlosen Feuer und Schwefel …«

32
    »An diesem Punkt sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich kein abenteuerlustiger Mensch bin. Ich mag Stabilität. Ich bin berechenbar. Ich sehe jeden Montagabend die gleichen Fernsehsendungen. Das Einzige, was sich in meinem Leben regelmäßig ändert, ist das Datum.«
    Cædmon riss den Blick von der Landschaft Oxfordshires los, die verschwommen an dem übergroßen Busfenster vorbeizog. Nachdem sie vor zwei Stunden in Heathrow gelandet waren, befanden sie sich nun auf dem Weg nach Oxford.
    »Wie eigenartig. Sie kommen mir wie eine höchst unerschrockene Frau vor.«
    »Der Schein kann trügen.«
    »Tatsächlich?« Er deutete auf ihr Outfit.
    Da ihre Kleidung durch die gestrige Querfeldeinjagd erheblich
gelitten hatte,

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