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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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Gestalten von Isis und Nephthys, die viele ägyptische Barken zierten.«
    »Unter all dem Gold war die Bundeslade aus Holz, nicht wahr?«
    »Akazienholz, um genau zu sein. Ein Baum, der in der Wüste Sinai beheimatet ist. In alten Zeiten hielt man dieses Holz für unzerstörbar. Außerdem dürfte es als Isolator gedient haben.«
    Ihre braunen Augen weiteten sich, als ihr die Erkenntnis dämmerte. »Und Gold ist ein ausgezeichneter Leiter. Da die Truhe aus Akazienholz außen und innen mit Gold verkleidet war …«, sie legte die Hände mit ein paar Zentimetern Luft zwischen den Handflächen
aneinander, »… müsste die Bundeslade ein unglaublich starker Kondensator gewesen sein. Und bei all der trockenen Wüstenluft im Sinai wette ich, dass das verflixte Ding einen ganz schön starken elektrischen Wumms hatte.«
    Trotz ihrer skurrilen Art besaß Edie Miller einen flinken Verstand.
    »Die Bundeslade mit bloßen Händen zu berühren, hätte augenblicklich zum Tod geführt«, bestätigte er ihre Theorie. »Darüber hinaus ist das Alte Testament voll von Geschichten darüber, dass die Bundeslade bei Menschen, die in ihre Nähe kamen, Hautläsionen hervorrief. Interessanterweise hat die jüngste Forschung bestätigt, dass Hautkrebs eine Berufskrankheit ist, wenn man in der Nähe von Hochspannungsleitungen arbeitet.«
    »Und wie haben die Israeliten sich dagegen geschützt?«
    »Der Hohepriester trug spezielle rituelle Kleidung beim Umgang mit der Bundeslade, und die Steine des Feuers waren Teil seiner Schutzkleidung. Da sich in der Bundeslade durch all das Rütteln beim Transport eine elektrische Ladung aufbaute, wurde sie sorgfältig in Leder und Stoff gehüllt.«
    »Was als Schutzschild wirkte, damit es die Typen, die sie tragen mussten, nicht aus den Sandalen schleuderte«, bemerkte sie scharfsinnig, wenn auch nicht gerade respektvoll.
    »Was nicht bedeutet, dass es keine Unfälle gab. Trotz der unternommenen Vorkehrungen gibt es Berichte von Trägern der Bundeslade, die durch die Luft geschleudert wurden, und manche wurden sogar getötet.« Cædmon deutete auf die Zeichnung. »Nun stellen Sie sich vor, dass die Flügel der Cherubim an Scharnieren aus Leder und Bitumen hingen, durch die sie vor- und zurückgeklappt werden konnten. Die aufgestaute elektrische Ladung hätte nicht nur sichtbare Funken erzeugt, sie hätte starke elektromagnetische Impulse ähnlich Hertzschen Radiowellen ausgestrahlt. Einmal aufgeladen, hätte die Bundeslade Blitze angezogen. Das wiederum hätte hörbares statisches Knistern erzeugt.«

    »Wie das Rauschen zwischen den einzelnen Radiosendern, nicht wahr?«
    »Genau. Und für die Ohren der alten Israeliten dürfte sich dieses Rauschen wie die Stimme Gottes angehört haben. Wenn man das Alte Testament aufmerksam liest, beweist das, dass die Bundeslade definitiv kein Deus ex machina war. Vielmehr war es Moses, der sie ersann und schuf.«
    Edie starrte seine Zeichnung an, als sähe sie die Bundeslade in einem neuen und leicht verstörenden Licht. »Nun ja, da gibt es eine ganze Legion von wahren Gläubigen, die mit Ihnen darüber nicht einer Meinung wären.«
    Cædmon wusste, dass sie recht hatte, deshalb nickte er nur müde. Er hatte nicht nur flüchtige Bekanntschaft mit Fanatikern gemacht. Blinzelnd kämpfte er eine Welle von Müdigkeit nieder. Er hatte während des Fluges nur kurz geschlafen.
    In der Ferne konnte er die honigfarbenen Dörfer und wogenden Schafweiden von Oxfordshire sehen. Hier war Kalkstein gebrochen und nach Oxford befördert worden, wo daraus einige der erstaunlichsten architektonischen Bauwerke Englands errichtet worden waren. So wie die Landschaft nass und verschwommen vorbeizog, so zogen auch seine Erinnerungen an ihm vorbei. Er war als schlaksiger junger Bursche von achtzehn Jahren allein mit dem Bus nach Oxford gereist, da sein Vater zu beschäftigt gewesen war, um ihn zu begleiten. Während sich der Bus der Stadtgrenze genähert hatte, befanden seine Gefühle sich in Aufruhr, angefangen von Nervosität und Aufregung bis zu Scham über die Gleichgültigkeit seines Vaters. Dann, recht unvermittelt, machten diese Gefühle einem unglaublichen Hochgefühl Platz, als sein jüngeres Ich taumelnd vor Staunen in der berühmtesten Universitätsstadt der Welt ankam, »dieser süßen Stadt mit ihren träumenden Türmen«.
    »Sie erwähnten, dass Sie in Oxford studiert haben«, bemerkte Edie, worauf er sich fragte, ob sie vielleicht Gedanken lesen konnte. »Das wird für Sie so

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