Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
Vom Netzwerk:
MacFarlane an die Passagierlisten der Fluggesellschaften herankam, würde er schnell herausfinden, dass sie nach Heathrow geflogen waren.
    Er hob das Gesicht zum Himmel. »Es regnet Federn«, bemerkte er im Plauderton, denn der Hagel hatte sich in leichten Schneefall verwandelt. »Zugegeben, das ist kein neuer Gedanke. Herodot prägte diesen Ausdruck vor ungefähr zweitausendvierhundert Jahren.«
    »Ich hab auch einen für Sie: ›It’s raining men‹ – Es regnet Männer. Die Weathergirls auf dem Höhepunkt der Disco-Ära.«
    Cædmon seufzte. Sie waren schon ein seltsames Paar.
    »Wie es scheint, sind unsere Schicksale miteinander verbunden«, meinte er kapitulierend. Mehrere Sekunden lang starrte er sie an. In ihren Augen entdeckte er eine argwöhnische Vorsicht, die nicht zu ihrer üblichen herausfordernden Haltung passte, wodurch sich ihm die Ahnung aufdrängte, dass Edie Millers raue Fassade so ähnlich wie Blattgold war. Dem Anschein nach solide, aber hauchdünn.
    »Wissen Sie, Cædmon, ich bin ein bisschen unsicher bezüglich des Plans. Haben Sie vor, MacFarlane davon abzuhalten, die Bundeslade zu finden, oder hoffen Sie, ihm zuvorzukommen?«
    Er ignorierte den zweiten Teil ihrer Frage. »Fürs Erste müssen wir unsere Bemühungen darauf konzentrieren, MacFarlane davon abzuhalten, die Lade zu finden.«
    »Da stimme ich zu. Wenn die Bundeslade, so wie Sie behaupten, eine Massenvernichtungswaffe ist, dann verheißt es nichts Gutes, wenn ein ehemaliger Militär dahinter her ist.«
    Er quittierte Edies treffende Bemerkung mit einem schroffen Nicken. »Ebenso beunruhigend ist, dass MacFarlane offenbar sehr finanzkräftig ist. Mit seinem Kapital hat er ein hochentwickeltes Kommunikations- und Versorgungsnetz aufgebaut.«
    »Mit anderen Worten, es wird ein Kampf David gegen Goliath.«
    Cædmon schwieg, denn er wollte sie nicht darauf aufmerksam machen, dass David zumindest eine Steinschleuder gehabt hatte.

31
    »Wenn ich mein blitzendes Schwert schärfe und meine Hand zur Strafe greift, so will ich mich rächen an meinen Feinden und denen, die mich hassen, vergelten.«
     
    Als Mann des Militärs wusste Stan MacFarlane, dass eine weitere Schlacht sich bedrohlich am Horizont abzeichnete. Eine weitere Chance, den Feind zu bezwingen.
    Eine Lektion, die er in Panama, in Bosnien und in der Operation Desert Storm gut gelernt hatte.
    Und natürlich in Beirut.
    Manche sagten, dort habe er zum Glauben gefunden. Er war eher der Ansicht, dass dort seine Beziehung zum Allmächtigen ihren Anfang genommen hatte.
    Er hatte immer noch Albträume von diesem tödlichen Oktobertag, an dem zweihunderteinundvierzig Marines von einem Selbstmordattentäter ausgelöscht worden waren, der einen mit Sprengstoff gefüllten Tanklastzug gefahren hatte … Der Gestank nach Schwefel und verbranntem Fleisch … Die Kakophonie von Schmerz und Entrüstung … Die fieberhafte Eile, die Verwundeten zu bergen … Die schmerzliche Aufgabe, die Toten zu finden …
    Wie durch ein Wunder hatte er die Explosion überlebt, doch sein Zimmergenosse hatte nicht so viel Glück gehabt.
    Rückblickend, mit der klaren Sicht eines Überlebenden, wusste er, dass der Angriff das erste Zeichen gewesen war, dass die Endzeit nahte.
    Seine Frau, die verräterische Helen, verließ ihn innerhalb eines Jahres nach seiner Bekehrung wegen ehelicher Gewalt. In den neun Jahren ihrer Ehe hatte er nie Hand an sie gelegt – obwohl er während der Scheidungsverhandlungen in Versuchung gewesen war, ihr mit bloßen Händen den dürren Hals umzudrehen.

    Der Richter, ein liberaler Pantoffelheld, hatte Helen das Sorgerecht für ihren Sohn Custis zugesprochen, und Stan durfte seinen Sohn nur noch an den Wochenenden sehen. Aus Angst, Custis könnte zu einem Muttersöhnchen werden, sorgte er dafür, dass sein Sohn noch während der High School das Reserve Officer Trainings Corps besuchte. Er zog ein paar Fäden und sicherte Custis dadurch einen Platz an der United States Naval Academy in Annapolis. Helen behauptete, er zwinge Custis dazu, den Marines beizutreten, doch er wusste, dass er das Richtige für seinen Sohn tat. Das Corps würde einen Mann aus ihm machen.
    Wer oder was einen schwachen Feigling aus ihm gemacht hatte, war ihm bis zu diesem Tag ein tiefes, dunkles Rätsel. Der offizielle Bericht besagte, dass Custis nach einem Einsatz in Afghanistan und zwei Einsätzen im Irak an einer posttraumatischen Belastungsstörung gelitten habe. Stan wusste, dass es keine posttraumatische

Weitere Kostenlose Bücher