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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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hatten sie sich am Flughafen neu eingekleidet. Er hatte sich für Tweed, Wolle und einen beigen Anorak entschieden. Edie wählte farbenprächtigeres Gefieder und entschied sich für eine gelbe Strickmütze, eine rote Militärjacke mit Epauletten und kniehohe Reitstiefel, in die sie Jeanshosen steckte. Während er wie eine Hälfte eines langweiligen englischen Ehepaares auf Stadtausflug aussah, wirkte sie wie ein zum Leben erwachtes Gemälde von Mondrian. Er hätte sie lieber in Erdtönen gesehen, Farben, die sich in die Winterlandschaft einfügten.
    »Glauben Sie, dass MacFarlane und seine Schlägertypen die Bundeslade tatsächlich finden?«
    »Das ist bestenfalls eine Außenseiterwette«, antwortete er. »Über die Jahrhunderte haben viele danach gesucht – alle vergeblich. Wenn man sie allerdings finden würde, wäre die Bundeslade der erstaunlichste Fund in der Geschichte der Menschheit.«
    Edie klappte die Bibel zu, die sie sich im Souvenirshop des Dulles International Airport gekauft hatten. »Es ist schon eine Weile her, seit ich das Alte Testament zum letzten Mal gelesen habe. Man könnte sagen, ich bin eher der Typ für das Neue Testament.« Sie stopfte die Ausgabe der King-James-Bibel in die Virgin-Airlines-Schultertasche, die sie nun verwendeten, um ihre wenigen Habseligkeiten zu transportieren. »Irgendwie hatte ich praktischerweise all den Tod und die Verwüstung vergessen, die mit der Bundeslade zusammenhängen. Gerade habe ich über die Schlacht von Eben-Eser gelesen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, war Eben-Eser der Ort, wo die Philister die Israeliten nicht nur besiegten, sondern es auch schafften, die Bundeslade zu stehlen.«
    »Und war das nicht ein Riesenfehler? Nur wenige Stunden, nachdem sie die Lade im Tempel Dagons aufgestellt hatten, fanden die Philister die Statue ihrer Gottheit in tausend Stücke zersprungen. Aber das war natürlich nichts im Vergleich zu der Beulenpest, die plötzlich die ganze Stadt Aschdod befiel. In der
anschließend entstehenden Panik entschied der König der Philister weise, dass seine unrechtmäßige Beute den Israeliten zurückgegeben werden sollte.«
    »Worauf die Philister die Bundeslade auf einen Wagen luden und sie zu der hebräischen Stadt Bet-Schemesch brachten.«
    »Wo, wie Sie gestern erwähnten, fünfzigtausend Einwohner niedergemetzelt wurden, weil ein paar wenige Neugierige es wagten, einen Blick in die Lade zu werfen.« Edie runzelte die Brauen. »Wissen Sie, ich bemühe mich wirklich, aber es geht mir einfach nicht in den Sinn, dass ein liebender, vergebender Gott so etwas tun würde.«
    »Ich für meinen Teil glaube nicht, dass Gott überhaupt etwas mit der verheerenden Macht der Bundeslade zu tun hat.« Cædmon lehnte sich in seinem Sitz zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich glaube vielmehr, dass die Macht der Bundeslade gänzlich von Menschenhand geschaffen ist. Um ihre angebliche übernatürliche Energie zu verstehen, muss man wissen, wie die Bundeslade aufgebaut war.«
    »Sie sagten, dass der Prototyp, den Moses verwendete, höchstwahrscheinlich eine ägyptische Barke war.«
    Er nickte. »Da bin ich mir sicher. Zuerst einmal denken Sie an die verwendeten Materialien. Sowohl die Barke als auch die Lade waren aus Gold gefertigt. Aus einer enormen Menge Gold.«
    »Nun ja, Gold ist eines der wertvollsten Metalle, die dem Menschen bekannt sind.«
    »Was noch wichtiger ist, Gold ist auch ein äußerst dichtes Metall und chemisch nicht reaktiv. Obwohl es nicht bewiesen werden kann, gibt es einige Bibelexperten, die glauben, dass das Gold, das für die Lade verwendet wurde, gut zwanzig Zentimeter dick war.«
    »Sie machen Witze, oder? Das wäre ja ein echt großer Haufen Gold.«
    »In der Tat.« Er wühlte in der Tasche und zog Stift und Papier hervor. Während er sich die genauen Beschreibungen aus dem
Alten Testament in Erinnerung rief, gelang es ihm, eine ziemlich detaillierte Zeichnung der Bundeslade anzufertigen.

    »Wie Sie sehen können, war die goldene Truhe mit einem Deckel versehen. Er wurde auch Gnadenthron oder Gnadenstuhl genannt.«
    Edie kicherte. »Nicht der heiße Stuhl?«
    Cædmon musste über die Bemerkung seiner Begleiterin lächeln. »Der Gnadenstuhl war mit einem Paar goldener Cherubim geschmückt. Das waren keine bezaubernden Putten, wie sie sich in den Gemälden von Peter Paul Rubens tummeln. Die Cherubim, die auf der Bundeslade Wache hielten, waren grimmige, jenseitige Geschöpfe, nicht unähnlich den geflügelten

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