Saat des Himmels
berührten das Kind, dass beinahe
zu befürchten war, es erleide erneut Schaden.
AusGarmi ergriff die Gelegenheit, sich schleunigst zu den
Gefährten zu begeben.
„Gut gemacht“, lobte AmUlzo. „Wenn’s nicht noch
schlimmer kommt mit solchen Wundern…“ Sie räumte die
Utensilien auf ihren Platz und widmete sich dann ebenfalls
dem Geschehen draußen.
Jäh erstarb alles Geraune, erstarrte auf dem Platz jede
Bewegung, als Yoshua aus dem Haus trat. Er blieb einen
Augenblick stehen, überschaute die Menge. Als er sich
anschickte, seinem vormaligen Sitzplatz zuzustreben, fielen
die ersten der Umstehenden auf die Knie. In rascher Folge
schlossen sich alle Versammelten an, und sie begannen, den
jungen Mann zu preisen, ihn mit Dankbeteuerungen zu
überschütten. Und als er langsam weiter schritt, krümmten
sie sich vor seinen Füßen, bis ihre Stirnen den Erdboden
berührten.
Die Mutter des Mädchens rutschte auf Knien vor ihn hin
und küsste tränenden Auges den Saum seines staubigen
Umhangs.
Die Huldigungen wurden Yoshua offensichtlich zu viel.
Er richtete sich auf, breitete die Arme und rief: „Dankt
nicht mir, sondern dem Herrn. Ich bin lediglich sein Diener
und handle in seinem Auftrag.“ Rasch begab er sich an
seinen Platz. „Musikanten, spielt auf!“, rief er dann
lachend. „Ich denke, wir feiern ein Fest.“
Zögernd erhoben sich die Menschen, nur langsam wichen
Ehrfurcht und Demut aus ihren Gesichtern, aus ihrer
Haltung. Doch allmählich, als würden sie von einer
Lähmung befreit, begannen einige, sich schneller zu
bewegen, ein Paar begann zu tanzen, und wenig später sah
es so aus, als sei vom frohen Geschehen die Erinnerung an
das Wunder aufgesogen. Nur in unmittelbarer Nähe des
Yoshua dämmten Scheu und achtungsvolle Zurückhaltung
das Vergnügliche ein, obgleich er dazu nicht den geringsten
Anlass gab. Er aß vom Lamm, unterhielt sich mit seinen
Begleitern, hob ab und an den Becher und trank einem Paar
oder einem anderen, der sein Trinkgefäß schwang, fröhlich
zu.
Doch dann, zu fortgeschrittener Stunde, als das Fest aber
noch im Gange war
– Feuer loderten, lösten erhitzte
Gesichter der Tanzenden aus der Dunkelheit, ausgelassenes
Stimmengewirr stieg in die sternenklare Nacht
–,
verabschiedete sich Yoshua mit seinen Getreuen
unvermittelt. Freundlich lehnte er die unterwürfige
Einladung ab, in einem der Häuser Quartier zu beziehen.
Dann, als er sich erhob, einigen einen Abschiedsgruß
zuwinkte, ebbten Lärm und Bewegung noch einmal jäh ab.
Als Yoshua, hoch aufgerichtet zur Menge gewandt, die
Arme breitete, fielen die Menschen abermals auf die Knie
und riefen Worte des Dankes und der Huldigung.
Gefolgt von seinen Getreuen, ging der Künder zwischen
den Knienden hindurch, berührte streichelnd jene, an denen
er unmittelbar vorbeischritt, verhielt bei den
Jungvermählten, legte seine Hände Augenblicke auf die
Häupter des Paares und wandte sich zum Gehen.
Und dann geriet die kleine Gruppe aus dem Feuerschein,
löste sich scheinbar in der Dunkelheit am Rande des Platzes
auf.
Wieder nur zögernd und, wie es schien, schon gedämpfter,
kam das Feiern abermals in Gang. Etliche der Dörfler
suchten ihre Häuser auf, wandten das Gesicht noch einmal
zu der Stelle, an der Yoshua ihren Blicken entschwunden
war.
AmUlzo ließ den Gleiter sacht ansteigen, wendete ihn
ebenfalls dorthin und schaltete auf Nachtsicht. „Das war es
wohl für heute“, sagte er.
„Warum wohl sind sie nicht geblieben?“, fragte
„Ich könnte mir denken, dass zu viel Dankbarkeit und
Demut nerven“, vermutete VonEtali. „Du hast ja gesehen:
Sie ersterben beinahe vor einer Ehrfurcht, die den Frohsinn
erdrückt. Unser Mann will aber – wir wollen aber…“, sie
lächelte AmUlzo zu, „dass sie Freude am Dasein haben,
unbeschwert ihrer Arbeit nachgehen, nicht aber, dass
Unterwürfigkeit ihre Frohnatur lähmt. Sie sollen nur in sich
aufnehmen und verinnerlichen: Das Befolgen einiger
Regeln des Zusammenlebens, eines gelinden Gehorsams
und der Vernunft ist ausschließlich zu ihrem Besten und
dem Herrn gefällig.“
Aus dem Tonfall ihrer Worte war nicht festzustellen, wie
ernst VonEtali ihr Dozieren verstanden haben wollte.
Zwar war die Nacht sternenklar, aber das Licht reichte
offenbar für die Gruppe Yoshua nicht aus, den Weg gut
genug zu erkennen, zumal das Gelände zunehmend felsig
und damit schwer zu passieren war. Immer wieder stolperte
einer von den Begleitern, und sie waren gezwungen, große
Brocken,
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