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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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vermögen wir drei Fremdlinge schon
auszurichten, wenn ihn sein Mut, seine Zuversicht, sein
Glaube verließen – aus welchem Grunde auch immer?
Eines Tages werden wir den Rückgriff auf unser
Mitgebrachtes nicht mehr haben, dann werden wir wie er
im Staub wandeln, bar jeder Möglichkeit, ihn zu
unterstützen. Wunder wird es dann nicht mehr geben. Dann
muss er aus sich heraus die Kraft entwickelt haben, die ihn
und seine – seine! – Lehre weiter trägt.
    Die Bilder vom Tag flossen durch VonEtalis Hirn. Und
Zuversicht strömte in sie, ausgehend von dem Manne, wie
er mit gebreiteten Armen da stand und über die Menge
schaute…
    Plötzlich fühlte VonEtali eine leise Berührung ihrer linken
Körperseite – wie ein Anklopfen. Und auf einmal, als seien
sie durch einen Supraleiter gestürzt, waren die nörgelnden
Gedanken verschwunden. Neben ihr ruhte AmUlzo, der
Mann, dem sie sich so sehr verbunden fühlte, der
jahrelang…
    VonEtali spürte, wie sie auf die leise Berührung zu
reagieren begann. Sie entspannte bewusst, und indem sie
sich gehen ließ, floss sie an AmUlzos Körper heran, der ihr,
ihre Aufmerksamkeit erfühlend, gleichsam entgegenkam.
    Sie ertastete seinen Leib, das Kontaktfeld, und sie spürte,
wie dieses sich zu öffnen begann. Hoch erregt, doch
behutsam lagerte sie sich so, dass sie sich in den nächsten
Augenblicken berühren und die Verschmelzung einleiten
würden.
    Doch dann, mit den Rest des letzten klaren Gedankens:
AusGarmi!
Da unterbrach VonEtali zögernd das aufeinander
zugleiten. „AusGarmi“, flüsterte nach einer Pause sie fast
unhörbar.
„AusGarmi“, wiederholte AmUlzo ebenso leise. Auch
sein Körper bewegte sich nicht mehr, zärtlich strichen seine
Greifer über ihren Leib.
Und beinahe gleichzeitig, als hätten sich ihre
Sprachzentren bereits vereinigt, flüsterten sie: „Würdest
du…?“
Und jeder spürte, dass der andere lächelte.
Aber es war, als ob AmUlzo zögere, als wolle er VonEtali
entscheiden lassen.
„Ja!“, stieß sie inbrünstig hervor.
„Ja“, fügte AmUlzo an, und es klang froh, gleichsam
erleichtert.
VonEtali tastete rechts nach der Gefährtin, berührte
behutsam deren Körper.
Doch da schlossen sich AusGarmis Greifer zärtlich um die
VonEtalis.
„Komm“, drängte VonEtali.
„Und du?“
„Wir beide!“
„Joi!“ AusGarmi rief es flüsternd, verwundert, spontan –
aber auch freudig zustimmend. „Und es geht? Das habe ich
noch nicht…“
„Komm! Nur unsere drei Felder müssen sich berühren…“

3.
„Sie werden Hunger bekommen.“ VonEtali bemerkte
es besorgt.
    Die drei von der OZEANA beobachteten seit geraumer
Zeit das Geschehen unter dem Gleiter.
Offenbar war der Ort des Treffens in der Region, ein
vielleicht durch eine Rutschung entstandener, fast runder
Geländeeinschnitt, seit längerem bekannt; denn als die
Yoshua-Gruppe eintraf, war sie bereits von einer größeren
Schar Pilger erwartet worden, die, in Reisighütten oder
etliche nur in Decken gehüllt, die Nacht am Ort verbracht
hatten. Und es waren den ganzen Vormittag über aus allen
Richtungen weitere hinzugekommen
– einzeln und in
Gruppen. Schließlich lagerten sie dicht an dicht – Hunderte.
Aber erst am Nachmittag, als das Sengen der Sonne
bereits nachließ, und nach einer Mittagsruhe, die auch
Yoshua in einer Art Meditation unter einem aufgespannten
großen Tuch verbracht hatte, kam Leben in die Menge.
Man sprach miteinander, einige Bekannte begrüßten sich,
Kinder weinten, und es wurden Rufe der Ungeduld laut.
Wenige clevere Händler nutzten offenbar die Gunst der
Stunde und boten Waren, vor allem Essbares, zu hohen
Preisen feil. An der Kleidung, insbesondere aber an den
gierigen Blicken der allermeisten Leute war zu erkennen,
dass es sich um äußerst bedürftige Menschen handeln
musste, die, von weither kommend, dem Ruf zu dieser
Versammlung hoffnungsvoll gefolgt waren, sich jedoch
nicht mit ausreichendem Proviant ausstatten und erst recht
nicht Käufe leisten konnten.
Diese Feststellung hatte VonEtali zu ihrer Äußerung
veranlasst.
Nach einer Pause des Nachdenkens rief AusGarmi
plötzlich: „Ich habe eine Idee: Wir überflogen heute früh
ein großes Heerlager der Okzidentalen – ihr habt noch
geruht. Ich habe beobachtet, wie sie einen Furagetransport
entluden. Wie wäre es, wenn wir uns dort – prophylaktisch
– bedienen würden und hier, nachdem Yoshua zu der
Menge gesprochen hat und wenn es sich denn anbietet, ein
kleines Wunder vollbrächten, indem wir

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