Saat des Himmels
der älteren Männer
– ihrem Vater vielleicht
–
ermutigt, und sie reckte dem Sitzenden in einer Mischung
aus Verlegenheit und Aufforderung beide Arme entgegen.
Yoshua sah zu ihr empor, nickte lachend, erhob sich
behänd, und sie reihten sich in die Tanzenden ein. Nach
wenigen Schritten schon verlor die junge Frau, angesteckt
durch Yoshuas beherztes, fröhliches Entree, ihre
Befangenheit, und sie wiegten sich ausgelassen im Takt der
Musik.
Doch wenig später geschah es: Halbwüchsige Kinder
tollten auf einem Stapel abgelagerter Palmenstämme.
Plötzlich bildete sich dort ein Knäuel. Ein Mädchen lag
jammernd am Boden, ein Junge rannte mit allen Anzeichen
der Erregung zu den Tanzenden, zerrte einen Mann am
Arm, sprach weinend auf ihn ein, zeigte zum Holzstapel.
Die Musik brach ab.
Fast gleichzeitig rannten alle in höchster Eile auf die
Unfallstelle zu, auch das Hochzeitspaar und die Menschen
um Yoshua herum; er selbst mit seiner Gruppe schlossen
sich an.
AmUlzo steuerte den Gleiter unmittelbar über den Ort des
Geschehens, nur weniges über den Köpfen der Leute.
Gleichzeitig trafen die Erwachsenen ein. Körper,
Gewänder, fuchtelnde Arme verwehrten jeden Einblick.
Und ein Lärm hub an, Rufen, Stimmengewirr, Lamentieren.
Da teilte Yoshua, als ob er schwämme, die Menge, drang
zu dem auf dem Boden liegenden Kind vor. Mit wenigen
Handbewegungen und erhobenen Armen erreichte er ein
Zurückweichen der Umstehenden und – der Lärm ebbte ab.
Yoshua beugte sich über das am Boden liegende,
wimmernde Mädchen.
Und jetzt sahen es auch die Beobachter: Am rechten Bein
des Kindes unterhalb des Knies hatte sich eine hässliche
Ausbuchtung gebildet, und der Fuß nahm eine unnatürliche
Lage ein.
„Ein Bruch im Skelett“, stellte AusGarmi lakonisch fest.
Yoshua kniete neben dem verletzten Mädchen, sprach
beruhigend auf es ein, und dann wandte er sein Gesicht mit
einem bittenden Ausdruck gegen den Himmel. Es war, als
blicke er den drei Beobachtern direkt in die Augen.
„Ich denke, wir sind gefragt“, sagte VonEtali
entschlossen. „Ich habe versprochen, wenn immer es
möglich ist, zu helfen. AusGarmi – was können wir tun?“
„Er muss zunächst mit der Verletzten allein sein, damit
ich freie Bewegung habe. Es dauert nicht lange, vielleicht –
was sie eine halbe Stunde nennen.“ Indem sie sprach,
wählte sie ein bestimmtes Behältnis und begab sich zur
Luke.
„Gut!“ VonEtali richtete den Mnemographen auf Yoshua,
stülpte sich selber den Kontaktbügel über und konzentrierte
sich.
Da nahm Yoshua mit in die Weite gerichtetem Blick das
leise wimmernde Mädchen auf und trug es in eines der
Häuser.
Ehrfürchtig schweigend bildeten die Menschen eine
Gasse.
Als ihm die schluchzende Mutter folgen wollte, sah er sie
an und schüttelte den Kopf. Gehorsam blieb die Frau an der
Tür zurück und brachte AusGarmi, die aus der Maschine
geglitten war, in leichte Schwierigkeiten, Yoshua zu folgen.
AmUlzo sah zur Uhr.
VonEtali setzte das Instrument ab, benötigte Augenblicke,
um zu akkommodieren. „Es wird funktionieren“, sagte sie
zuversichtlich. „Einen Knochenbruch schnell zu heilen, ist
für AusGarmi wahrlich kein Problem. Für die Menschen
wird es ein Wunder.“
Das Fest war an einem absoluten Tiefpunkt angekommen.
Schweigend verharrten die Menschen vor dem Haus. Es
war, als sei eine Starre über sie gekommen. Nur wenige
saßen. Die Mehrheit stand und wartete, die Blicke auf die
Tür gerichtet, durch die Yoshua mit dem verletzten
Mädchen geschritten war. Es wurde nicht gesprochen;
selbst die Kinder verhielten sich still in der Obhut ihrer
Eltern.
Mit einiger Spannung harrten AmUlzo und VonEtali.
Dann, noch vor Ablauf der vermuteten Zeitspanne, erschien
AusGarmi in der Tür und – blieb unschlüssig stehen. Die
Menschen vor dem Haus standen so dicht, dass es für die
Unsichtbare unmöglich war, ohne jemanden zu berühren,
den Gleiter zu erreichen. Sie glitt zur Seite und verharrte
hoch aufgerichtet unmittelbar neben der Tür.
Und dann ging ein Aufschrei durch die Menge. Lächelnd,
ein wenig verlegen-stolz
– mit auf dem Rücken
verschränkten Händen – trat das Mädchen aus dem Haus,
machte gekünstelt ein paar gemächliche Schritte, rannte
dann jedoch freudig auf ihre Eltern zu; der Vater fing es in
seinen Armen auf, hob es empor und drückte es an sich.
Plötzlich erfüllte ein lautes, nervendes Stimmengewirr den
Platz: Rufe des Staunens. Und die Leute bedrängten die
glückstrahlende Familie,
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